Resident Evil 4 VR im Meta Quest 2-Test – Beispielloser VR-Grusel
Infektiöses Abenteuer
Mittendrin statt nur am Fernseher – Resident Evil 4 VR für die autarke Meta Quest 2 ist nicht weniger als ein Kaufgrund für die gesamte Brille. Deutlich aufgehübschte Texturen verpassen dem Horrortrip von Leon S. Kennedy durch ein rätselhaftes spanisches Dorf einen interessanten Spin. Statt Third-Person spielt sich nämlich alles aus der nicht zu unterschätzenden Ego-Perspektive ab. Unsere Review.
Es war eine Revolution
Resident Evil 4 gehört zu den großen Videospiel-Meilensteinen. Das Horrorspiel aus der Feder von Shinji Mikami, der mit Jahre später mit „The Evil Within“ ähnliche Pfade beschritt, läutete eine fundamentale Kehrtwende innerhalb der „Resident Evil“-Reihe. Statt Kameras an festen Punkten hingen die Entwickler von Capcom sie konstant an die rechte Schulter des Serienlieblings Leon S. Kennedy. 2005 ging es zunächst für GameCube-Spieler nicht wieder ins Untaten-verseuchte Racoon City sondern weit weg nach Europa. Genauer gesagt ins abgelegene fiktive Dorf Pueblo in Spanien. Höchstpersönlich vom US-Präsidenten ausgewählt, soll er Tochter Ashley ausfindig machen, die hierhin wohl unter mysteriösen Gründen verschleppt wurde. Aus dem reinen Nintendo-Spiel, was damals aufgrund seines nicht jugendfreien Inhalts für die Familienkonsole eine klare Zäsur bedeutete, kamen immerhin einige Zeit später auch PlayStation 2-Besitzer in den Genuss. Sogar mit mehr Content wie die neuen Missionen mit undurchsichtiger Spionin Ada Wong, zumal in weiteren Jahren Publisher Capcom fast jede Chance nutzte um seinen Horrorklassiker auf aktuelle Konsolen zu porten. Ausgerechnet die PC-Version geriet durch vielerlei Bugs samt unsauberer Portierung zum Schwarzen Schaf.
Doch zurück ins Hier und Heute. Resident Evil 4 ist ein Spiel, was als VR-Version nicht funktionieren darf. Aber tut es. Facebook (heute Meta) setzte nämlich das VR-erfahrene Studio Armature an diese Fassung, ehemalige Entwickler:innen des „Metroid Prime“-Franchise werkelten fleißig mit und das merkt man bevor das Abenteuer richtig beginnt. Kein lahmes Auswahlmenü. Wir stehen innerhalb einer Gebetshauses. Sofort fallen die schwebenden Hände am Körper ins Blickfeld. Als VR-Neuling fühlt es schlichtweg großartig an, ohne Verzögerung oder Clipping, beide Controller als Greifwerkzeuge zu benutzen. Gefallen hat uns, dass Zwischensequenzen auf einer Leinwand ablaufen. Resident Evil 4 VR nimmt sich genügend Zeit im Tutorial um jede Mechanik schlüssig zu verdeutlichen. Wo ist das Kampfmesser? An eurer rechten Jackentasche, jederzeit rausziehbar. Wie benutze ich die 9mm-Pistole? Schon in der Hand, nach Tipp auf’s Icon. Wie in anderen VR-Games ist das Nachladen eine Wissenschaft für sich – es reicht das Magazin zu ersetzen und entsichern. Auf Maschinenpistole, Schrotflinte oder Flammenwerfer greift Leon später zurück. Nach kurzer Spielzeit flutscht es aber.
Spanische Dörfer
Unser Tipp. Lasst euch Zeit. Gerade die ersten Spielstunden sind derart ruhig gestaltet, dass jeder Motion Sickness-Leidende verschiedene Bewegungsmittel ausprobieren kann. Das Studio lässt euch die Wahl zwischen selbstständiger Bewegung oder Teleport. Letzteres ist magenschonend aber in hektischen Situationen nicht empfehlenswert. Nach Eingewöhnung setzten wir auf langsames Gehen, bei Sprints verdunkelt die Optik. Das Gameplay hat sich den VR-Parametern angepasst, es gibt mehr Gegner im Original, welche uns noch zackiger ans Leder wollen. Die Kombi aus Pistole samt Tritt gegen taumelnde Angreifer bewährt sich. Die gebotene Immersion trübt, weil die KI nicht unsere Fäuste erkennt – im Bud Spencer-Stil ist der Horrortrip also nicht zu bewältigen. Dafür überzeugt das Gunplay. Idealerweise ist der originäre Laser am Lauf ziemlich genau. Wie viel Mühe man sich insgesamt gab, lässt sich an Details wie greifbare Munitionspackungen sehen. Gleiches gilt für sammelbare Peros-Truhen. Die abgeschlossenen Levelkapitel strotzen ebenfalls vor Überraschungen. RE4-Veteranen dürfen sich auf extra angepasste Rätseleinlagen freuen, die zwar durch die Ego-Sicht frischer, aber teilweise verwirrender da Schalter ohne Vorwissen kaum auffindbar sind.
Technisch spielt „Resident Evil 4 VR“ ganz weit oben im Bereich VR-Gaming. Laut Capcom ist der original Titel als eine Art Motor zwar an Bord, aber unter einer gehörigen Schicht aus hochaufgelösten Texturen und deutlich aufgebohrten Effekten. Ich bin sicher, falls es irgendwann eine Current-Gen Fassung für Konsolen gibt, wird es diese Fassung sein. Objekte wehen sanft mit dem Wind, werfen physikalisch korrekte Schatten und selbst simples Holz wirkt authentischer. Nur die selten dämlich Gegner-KI blieb, was nicht alleine mit dem hirnumnebelnden Parasiten zu erklären ist. Gewohnt düster untermalt der Score jegliche Szenerie – Atmosphäre ist ab Minute 1 vorhanden. Die punktgenaue Steuerung muss nochmal lobend hervorgehoben werden, besser geht’s fast nicht.
Unser Fazit zu „Resident Evil 4 VR“
Nicht weniger als ein Erlebnis schafften die Entwickler:innen in mir auszulösen, für ein Spiel, dass ich über all die Jahren sicherlich einige Male durchspielte. Die Meta Quest 2 ist durch ihre freie Art der Handhabung bestens für solch ein Abenteuer geeignet. Fairerweise sollte gesagt sein – VR-Gaming ist DEUTLICH anstrengender als gedacht. Die Brille drückt irgendwann und im Sitzen ist anspruchsvolles Gameplay schwierig. Nichtsdestotrotz für den absolut fairen Preis von 40€ könnte „Resident Evil 4 VR“ erfahrenen Shooter-Spielern eine ungekannte Perspektive geben.
Entwickler: Capcom/Armature | Preis: 39,99 Euro | Für Meta Quest 2 | USK: ab 18
Resident Evil 4 VR (Meta Quest 2)
Spielspaß - 88%
Gameplay - 86%
Grafik - 91%
Technik - 93%
90%
Ausgezeichnet!
Die Kettensäge läuft! Unglaublich guter immersiver Trip durch einen Maßstäbe setzenden Horrorklassiker der RE-Reihe.
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