Resident Evil Village im Test
Horrormärchen im Land der Vampirladys
Capcom schickt Ethan Winters einmal mehr durch die sprichwörtliche Hölle. Statt Sumpfe in Louisiana ballern, rätseln und rennen wir durch die Wintertundra osteuropäischer Dörfer in denen er Bekanntschaft mit Werwölfen, kurvigen Vampiren und anderen Gestalten macht. Hält der Gruselfaktor bis zum Abspann oder versaut es das Studio um es allen recht zu machen? Unsere große Review zu „Resident Evil Village“.
Er wird den Horror nicht los
Wieder findet sich Ethan Winters im persönlichen wie auch umgebenden Chaos wieder. Was ist passiert? Wie kam er wieder in diesen Schlamassel? Warum ist der Albtraum nicht vorbei? Capcom wagte 2017 mit dem siebten Teil der Hauptreihe einen konsequenten Neuanfang. Der Nachfolger gilt gemeinhin als Tiefpunkt aufgrund seines fahrigen Episodenstils sowie dem weggefallenen Horror-Aspekt. „Resident Evil 7 Biohazard“ geizte wiederrum kaum mit Grusel-Stimmung samt echtem Survival-Gameplay. Spielen wir davor erfahrene Umbrella-Agenten schlüpften wir in die Rolle von Normale Ethan, der sich ohne Kampferfahrung ins überwucherte Anwesen der Familie Baker traute um seine gefangene Frau Mia zu befreien. Munitionsknappheit und böse Schreckmomente per Ego-Sicht waren die Tagesordnung. Action war wohl dosiert ebenso vorhanden. Die Fangemeinde nahm begeistert jene Neuausrichtung auf. Das Studio stand beim Nachfolger „Village“ vor schwierigen Entscheidungen – setzt man weiterhin auf Terror-Horror oder wieder mehr bleihaltige Action?
Village ist in jedem Fall komplett anders. Der Beginn ist harmonisch wie selten in der Reihe, in dem man Baby Rose behutsam ins Bett bringt und nach einem weiten Umzug ins ferne Rumänien eigentlich beruhigt mit befreiter Frau Mia zu Abendessen will. Aber es kommt anders: Wenig später findet sich Ethan verletzt in einem obkuren Dorf wieder. Hier trifft er erstmals neben obskuren Gestalten auch auf Werwölfe. Und ein paar wenige normale Dorfbewohner, die ihm offenbaren, dass seine Tochter im Schloss Dimitrescu festgehalten wird. Einmal mehr ist er also gezwungen die Sachen ins Lot zu bringen. Absichtlich ließen wir hier Story-Elemente aus, um euch im Vorfeld nicht zu spoilern – „Resident Evil Village“ Stärke ist zweifelsohne die Handlung. Vieles passiert unerwartet, Wendungen zahlreich und erstmals spricht Ethan sogar mehr als eine Seite. Capcom wollte ihn damit zugänglicher bzw. menschlicher erscheinen lassen. Dies gelingt auch. Aber allzu tiefe Charakterzüge solltet ihr nicht erwarten, insgesamt agieren Regie und Spieldesign verwirrend. Motive samt Schauplatz werden regelmäßig ignoriert, obwohl die prächtige Kulisse mit all ihren kleinen Details viel mehr hergeben. Im Test kam es uns vor, als wollte es das Studio beiden Lagern irgendwie recht machen. Nach ruhigem Horror in düsteren Kerkerräumen folgt in offenen Gebieten eine Gegnerwelle nach der anderen um danach wieder ruhigere Passage zu erleben. Wenigstens lockern die 3D-Rätsel mit bestimmten Gegenstände das Spielprinzip auf.
Zwischen Klischees und fülligen Händlern
Viel zu früh finden wir zu starke Waffen, derer wir uns gegen Gegnerwellen aus Werwölfen zwar recht gut schlagen aber auf Kosten der bedrohlichen Atmosphäre geht. Anfangs verbarrikadiert man sämtliche Eingänge, später ist dies wegen ausreichend Munition aber egal. Nicht wundern: „Village“ ist nicht zimperlich und zu recht mit USK 18 besiegelt. Immerhin hielt uns im Test der gut ausbalancierte Rhythmus aus Erkundung und Action am Ball. Zeigt sich recht gut beim Betreten des überaus nobel eingerichteten Schlosses. Das Anwesen erstreckt sich über mehrere Etagen, bietet Unmengen von Räumen mit kleinen Geheimnissen und darf hanebüchener Dialoge wie „Dein Verhalten wirst du bereuen!“ der Widersacherinnen als starke Phase betrachtet werden. Gerade die PS5-Fassung geizt dank aufgebohrter RE-Engine nicht mit grandiosen scharfen Details bei nativer 4K-Auflösung nicht, teilweise kommen die Entwickler fotorealistischen Texturen schockierend nahe. Ähnlich wie im oftmals zitierten „Resident Evil 4“ treffen wir ab und zu einen fülligen Händler namens „The Duke“ auf unseren Wegen. Klassisch bietet er Munition, Kräuter und manchmal neue Waffen an. Ganz witzig: Das Tetris-Menü aus den Remakes findet auch in „Village“ seinen Platz.
Neben reichlich osteuropäische Folklore setzt „Resident Evil Village“ auf mehr Abwechslung in Sachen Setting. Anders als im Haus der Bakers erkunden wir einige Hütten im Dorf, schlagen uns durch das immens imposante Schloss oder stoßen auf eine ominöse Fabrik, die auch so gut aus einem Science-Fiction Film hätte stammen können. Technisch gab sich die PS5-Fassung ordentlich, nur selten kam es zu störenden Framerate-Einbrüchen oder Pop-Ups in der Spielwelt. Nachladende Texturen gab es nicht. Positiv hervorzuheben ist die herrliche Soundkulisse. Schleimiges Keuchen der Werwölfe wird ebenso klar wie das Plätschern vom dorfeigenen Bach in die Gehörgänge gestopft. Im Vergleich zu weiteren Triple-A-Titel ist nur die undynamische Umwelt negativ zu sehen. Bäumen wehen kaum im Wind, Nebelschwaden fehlen und Büsche reagieren beim Hindurchlaufen nicht.
Fazit zu „Resident Evil Village“
Capcom hatte den Willen es mit „Village“ eigentlich jeder Spielerfraktion recht machen zu wollen. Hier düstere Passagen für die Horrorfreunde, dann wieder brachiale Gegnerhorden zur Freude der Action-Liebhaber. Besaß Teil 7, notgedrungen, noch den Mut eisern trotz hohem Adrenalinspiegel sein Konzept durchzuziehen – sieht es hier leider anders aus. Frisch ist das Werwolf gemixt mit weiblichen Vampiren-Setting, das zweifellos unverbraucht ist. Aber die widersprüchliche Storyline samt völlig egalen Nebenfiguren und Motiven dämpft den Spielspaß ungemein. Schlussendlich bleibt „Resident Evil Village“ ein schauriges Horrormärchen mit grundlegenden Schwachpunkten.
Entwickler: Capcom | Preis: 64,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC|Stadia | USK: ab 18
Resindent Evil Village
Spielspaß - 83%
Gameplay - 68%
Grafik - 87%
Technik - 78%
79%
Empfohlen
Monster, Dörfer und ein Normalo mittendrin: "Resident Evil Village" ist winterliche Horroraction mit einigen Schwächen.
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