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Returnal im großen PS5-Test – Rätselhafter Murmeltiertag

Die äußerst populäre aber kaum verfügbare PlayStation 5 erhält mit „Returnal“ ihr erstes großes Triple-A-Spiel. Für das nicht minder erfahrene Studio „Housemarque“ der Sprung in unbekannte Gefilde, statt rasanter Arcade-Action á la „Resogun“ oder „Dead Nation“ folgt nun ein storygetriebenes Sci-Fi-Rogue-like samt düsterer Story rund um einen Alienplaneten. Unsere Review.

Wiederholender Fortschritt

Absturz. Knallige Gefechte. Tod. Absturz. Sprung in den Abgrund. Tod. Absturz. Übermächtige Gegnerwellen. Tod. Absturz. Überheblicher Hochmut im Kampf. Tod. Neue Zyklen beginnen. „Returnal“ wirft uns Spieler wie die Astronautin Selene ins eiskalte Wasser. Mal staunen wir über gigantische Feldformationen in noch beeindruckenderen offenen Waldgebieten, in denen es nur so vor absurd gestalteten Monstern mit Tentakeln oder Säureangriffen trotzt. Anderswo betritt Selene eine Art Halle, ganz ohne Gefahr, durchstreift Sie die Archive der außeriridischen Bewohner dieses Planeten. Empfindungsfähige Kreaturen sind vermerkt. Ein Hinweis? Entwicklerstudio Housemarque überlässt uns recht gnadenlos unserem Schicksal. Ganz so als würde eines der ältesten Spieleschmieden in Finnland sagen: „Los, ihr denkt, ihr habt alles gesehen?“. Im Jahr 1995 gegründet machen sich die Finnen mit fluffig-intuitiven Shoot’em’Up’s wie „Stardust“ oder „Alienation“ über Jahre hinweg einen guten Namen. Doch vor vier Jahren gab man bekannt, sich zukünftig auf Triple-A-Titel zu konzentrieren anstatt kleinere Arcade-Actionspiele rauszubringen. Ein gewaltiger Schritt für die über 80 Mitarbeiter.

Denn, für das Studio bildet „Returnal“ den erste große Triple-A-Titel der Firmengeschichte. Hier will man Altes mit Neuem verbinden, was sogar meisterlich gewinnt, aber die Spieler frustieren mag. Die Ausgangslage ist kurz erzählt: ASTRA-Scout Selene Vassos erhält einen Notruf vom Planeten Atropos. Trotz zahlreicher Systemwarnung im Shuttle steuert sie an und stürzt unsanft ab. Nachdem ihr Raumschiff irrreperabel ist, gilt jetzt eines: Das ominöse „weißer Schatten“-Signal finden. Leichter gesagt als getan. In klassischer Third-Person-Ansicht steuern wir die flott agierende Selene durch die überwucherten Gebiete. Unsere einzige Ausrüstung – eine simple Handfeuerwaffe. Gadgets? Erstmal finden. Wir laufen also durch Flora & Faune, scannen allerlei Alien- oder ganz normale Gegenständen und kämpfen gegen leuchtend albtraumhafte Monster. Manche kreuchen über den erdigen Boden, nur um ihre Energie auf uns abzufeuern. Andere schweben meterhoch über Selene hinweg. Gut, dass Sie regelmäßig eine neue Waffe findet. Richtig, „Returnal“ lässt bloß eine Waffe zu – dafür mit Sekündärfeuer. Das Arsenal erstreckt sich von Handfeuerwaffen, Granatwerfern, Plasmakanonen oder auch Karabinern. 10 Standardwaffen mit mehr als 90 Waffeneigenschaften und über zehn alternativen Feuermodi verspricht ausgiebige Abwechslung.

Unvermeidlicher Unruhezustand

Irgendwann passiert was in jedem Videospiel zwangsläufig passiert – ihr sterbt. Aber hier gibt es keinen Checkpoint sondern ihr fangt ohne gesammelte Ausrüstung, verbesserte Attribute oder sonstigen Killefitz kurz nach dem Absturz an. Seid versichert: Jeder Zyklus gleicht keinem anderen. Die Level sind zufallsgeneriert und auch die Art der Monster und die auffindbaren Items (Alien-Technologien, mit denen wir unsere Waffen verstärken) variieren vollständig. Für den gemütlichen Feierabendzocker ist „Returnal“ also nur mit hoher Frust-Toleranz zu empfehlen. Kein Scherz: Die Entwickler empfehlen als Speicher-Funktion den Ruhezustand der PS5-Konsole. WTF? Wichtige Ausrüstungen wie Enterhaken oder ein funktionales Schwert bleiben dankenswerterweise bestehen. Noch wichtiger: Selene vergisst selbst keinen Durchgang und wird mit jedem Run erfahrener. Geheimnisvoll wird es spätestens, wenn Sie ihre eigene Leiche mit gesicherten Audio-Logs findet. Die Geschichte bringt euch niemand auf dem Silbertablett. Anhand von spannend geschriebenen Logs erfahrt ihr langsam die Hintergründe eurer Zeitschleife. Beispielsweise seht ihr unvermittelt ein Haus von der Erde. Betretet ihr es, wechselt in die Ego-Perspektive und ähnlich „P.T.“ (Spielbarer Teaser des eingestellten „Silent Hills“) läuft Selene durch’s Haus. Solche regelmäßigen Horror-Einschläge verpassen „Returnal“ das gewisse Etwas.

Im Gunplay kann Housemarque seine Wurzeln einfach nicht mehr verstecken, die leuchtend bunten Angriffsmuster der Gegner mitsamt einer gar unmenschlich schnellen Selene, die per Schub durch die Arena rast sind Genrekennern natürlich mehr als vertraut. Gefrässige Ranken lassen sich Aufzüge zweckentfremden etc. Auch möchte das Spiel eine Herausforderung darstellen und verzichtet auf Auto-Health. Auf der Karte gekennzeichnete Medi-Packs finden. Violetter Äther ist selten, bleibt euch aber nach Toden erhalten. Hiermit lassen sich Teleporter zum zügigen Reisen freischalten. Sechs unterschiedliche Biome (Alienwelten) warten in der rund 40 stündigen Kampagne auf euch, wobei die letzte Spielwelt extram flotte Reaktionen erfordert. Holla!

Knackscharfe Partikel

Grafisch tragen die unzähligen Partikeleffekte bis zum undurchschaubaren Nebel viel zur Atmosphäre bei. Uns erinnerte es stilisitisch an den Sci-Fi-Horror „Prometheus“, dazu passend auch die hervorragende deutsche Lokalisierung, wenn auch recht sparsam eingesetzt. Die Framerate war bis auf ganz seltene Ausnahmen stabil bei 60 und nativer 4K-Auflösung. Die Entwickler saugen uns dank der tollen Integierung des Dualshock förmlich ins Spiel. Feine Regentropfen prasseln auf Selene’s Anzug und spürbar im Controller. Attacken rütteln uns wie Selene auch durch, selbst die Trigger bilden mit ihrem Widerstand wichtige Stützen im Gunplay. Hinzu kommt noch die herausragende Soundkulisse, selten waren unsere Ohren mehr im Geschehen. Die düstere leicht an Space Music-erinnerden Klängen von Komponist Bobby Krlic untermalen die Szenerie grandios.

Unser Fazit zu „Returnal“

Returnal ist auf viele Arten großartig, will es aber dem Spieler schwierig machen es zu mögen. Die Storyline erzählt mitunter packend die wirren Umstände, wieso Selene ausgerechnet aus Atropos strandete. All das mit dem ausgefeilten Gameplay, das zackige Reaktionen erfordert, macht Housemarque’s erste Blockbuster-Produktion zum feinen Schmankerl für Sci-Fi-Liebhaber. Aber seid gewarnt – es gibt nur einen Schwierigkeitsgrad, der euch fordert aber mit guten erzählerischen Momenten belohnt. Nur die fehlenden Checkpoints nerven doch arg.

Entwickler: Housemarque | Preis: 79,99 Euro | Für PlayStation 5 | USK: ab 16

Angebot
Returnal [PlayStation 5]
  • Durchbrich den Zyklus des Chaos in diesem Third-Person-Roguelike-Shooter auf einem sich ständig verändernden außerirdischen Planeten
  • Kämpft um euer Leben auf einem feindseligen Planeten, der sich mit jedem Tod verändert
  • Das immersive 3D-Audioerlebnis der PS5 erweckt die außerirdische Welt zum Leben, hilft Spielern, sich in packenden Positionskämpfen zu behaupten und gibt Hinweise auf verborgene Geheimnisse

Returnal (PlayStation 5)

Spielspaß - 92%
Gameplay - 94%
Grafik - 89%
Technik - 82%

89%

Ausgezeichnet

Butterweiches Movement trifft auf harten Murmeltier-Alltag: Returnal wird viele Nerven kosten, aber auch für grandiose Momente sorgen.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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