RoboCop: Rogue City im TEST – Er kam, sah und ballerte
Auch Maschinen haben Gefühle
RoboCop: Rogue City ist im besten Sinne ein brutaler Ego-Shooter, der jedoch die zugrundeliegende Filmlizenz gekonnt für eine manchmal stumpfe aber gut präsentierte Geschichte mit ordentlich Trach-Movie Charme nutzt – überraschend ist neben dem sauberen Gameplay auch die Anwesenheit von emotional gestrickten Sidestories im dreckigen Großstadt-Moloch der Achtziger, welche Regisseur des Erstlings Paul Verhoeven kaum schmieriger erzählt hätte. Unsere Review verrät, ob sich der Kauf lohnt.
Im Rahmen der diesjährigen Gamescom konnte ich bereits einen Blick in das neueste Werk des Entwicklerstudios Teyon werfen, ihr wisst schon, genau die Entwickler:innen die vor rund 10 Jahren den merkwürdigen Rail-Shooter „Rambo: The Video Game“ auf die Spielerschaft los ließen um sich danach positiv überraschend mit einem sehr ordentlichen Beitrag zur Videospiel-Historie von Schwarzeneggers Action-Anfänge „Terminator: Resistance“ zu rehabilitieren. Genau in eine ähnliche Kerbe schlägt nun die frischeste Versoftung eines brutalen, denn noch heißgeliebten Actionfilms der goldenen Achtziger Jahre. Regie-Enfant Terrible nahm sich 1987 des Stoffes an, garnierte die ohnehin ironisch-sarkastisch Storyline mit herben Splatter-Szenen und schuf einen bis heute gern gesehenen Klassiker. Teyon zeigte mir damals einen längeren Abschnitt, Ort des Geschehens: Eine glattpolierte Bankfillale. Neben den brutalen Ballereinlagen fiel mir sofort das Movement auf, da Robocop quasi eine Art „Ein-Mann-Union“ darstellt, ist es möglich mehrere Sekunden im Kugelhagel zu stehen ohne in die Elektronen zu beißen. Im fertigen Spiel geht man sogar einige Schritte weiter.
Die Handlung spielt nach dem zweiten Teil und Alex Murphy….ähm RoboCop sorgt als halb Maschine, halb Polizist für Recht und Ordnung auf Rogue Citys Straßen. Das ist auch bitter nötig, weil sich ein neuer Bösewicht mit den übrigen Straßengangs verbündet, um die heruntergekommene Großstadt für finstere Pläne zu nutzen. Währenddessen vergiftet die Droge „Nuke“ die Straße, was RoboCop natürlich zulassen will. Beginnend mit einer Geiselnahme wird keine Zeit für dramatische Momente verloren sondern nach einigen Schritten durch einen verregneten Straßenzug sodann beschlossen das Fernsehstudio zu stürmen. In kürzester Zeit verwandelt sich die Eingangshalle zur bleihaltigen Konfrontation. Punks stürmen auf den Blechmann zu, was sie nach einigen Schüssen definitiv bereuen. RoboCop geht hier keineswegs zimperlich vor, abgetrennte Gliedmaßen und explodierende Köpfe samt großer Blutwolke gehören bei solchen Shoot-Outs zum guten Ton. Unterwegs wird Beweismaterial in Form von Spritzen, gefälschten Papieren sowie geklauten Brieftaschen gesammelt. Zudem lässt man uns im Gameplay offen, herumliegende Waffen der Feinde mit etwas mehr Wumms aufzugreifen als unsere auch recht brachiale Knarre. Vorteil hier: Unendliche Munition. Die Handlung liegt auf B-Movie Niveau, schafft jedoch mit tollen Nebenaufträgen in offenen Gebieten erzählerisch zu überraschen.
Stay back, Creep!
So treffen wir in einer schmierigen Seitengasse bei Mülltonnen auf Kollegen, die eine Frauenleiche fanden. Aufgrund von Personalmangel (Fiktion = Realität) kann nicht ermittelt werden. Doch Strafe muss sein. Also suchen wir per Detektiv-Sicht nach Hinweisen und führen Dialoge mit Beteiligten eines Filmdreh einige Hundert Meter weg. In diesen knapp 20 Minuten wird keine Patrone verbraucht, sondern taucht kurzzeitig in ein düsteres Adventure. Überraschend gut. Keine Sorge, folgen wir wieder der Kampagne wird es wieder gewohnt schusslastig. Das Gameplay könnte als reduziert bezeichnet werden. Neben hörbaren Schritten, ist Agilität zwar ein Fremdwort für uns aber durch unseren Metallkörper halten wir einige Schüsse aus. Geht der Energiebalken trotzdem zur Neige setzt sich RoboCop einen Regenerationsschub. Steht ein Gegner nahe genug ist sogar möglich in zu packen und ihn effektiv in herumstehende Feinde zu werfen. Das KI-Verhalten wechselt fließend zwischen clever und knalldoof. Mal suchen sie sich Deckung oder stehen hinter Wänden wartend auf den Sanktnimmerleinstag. Das Setting wechselt mit genügend Tempo, sodass Murphy vom Großstadtdschungel in den felsigen Steinbruch wechselt. Als Hub dient unser Polizeirevier, in dem Standpauken abgeholt und Gespräche mit Kollegen geführt werden. Daraus entwickelt sich so manch kleine Nebenquest, so müssen wir einen besoffenen Typen in seine Zelle tragen oder eine Schicht am Info-Tresen übernehmen. Hier kommt auch der herrliche Sarkasmus aus den Filmen zu tragen. So möchte sich ein gesuchter Punk selbst stellen um die Belohnung abzugreifen, hier greift übrigens ein kleines Dialogsystem, in dem wir uns entweder an Gesetz halten oder die mechanischen Augen zukneifen. Bei negativen Entscheidungen schadet es nicht nur dem Ansehen der Behörde sondern auch unserer regelmäßigen Bewertung.
Je mehr Erfahrungspunkte wir sammeln, desto schneller schalten wir Punkte im Fähigkeitenbaum frei, die unseren Schaden erhöhen oder per Fokus eine längere Zeitlupe bei Stürmungen aktivieren. Im weiteren Spielverlauf darf man sich auf Blitzeffekte sowie temporäre Schilder freuen. Nette Idee. Technisch lassen sich die Levels dank Unreal Engine 5 im Hintergrund durch sehen, wenngleich Teyon längst nicht so detailverliebt arbeitet wie andere Studios ist „RoboCop: Rogue City“ ihr rein optisch betrachtet schönstes Spiel. Zerstörbare Wände, Glaswände oder gleich Einrichtungen sorgen zudem für actionreiche Momente. Zwar findet sich nur eine Englische Sprachausgabe, aber dafür hört ihr den originären RoboCop-Darsteller Peter Weller mit seiner unvergleichlichen Stimme – die restlichen Stimmen sind ebenfalls gut ausgesucht. Bis auf einen Komplett-Absturz und seltene Framerate-Drops in hektischen Ballereien hält sich die Kritik in Grenzen. Ein Multiplayer-Modus ist nicht existent. Nochmals erwähnt – dieser Ego-Shooter hat sich seine USK 18-Freigabe echt verdient und gehört nicht in Kinderhände. Die Deutsche Fassung ist ungeschnitten.
- 100 % UNCUT. DEUTSCHE VERPACKUNG. DEUTSCHE ANLEITUNG. DEUTSCH SPIELBAR.
- Peter Weller (Originalschauspieler) spricht RoboCop
- 20 Waffen, die Spieler von Gegnern erbeuten können
Unser Fazit zu „RoboCop: Rogue City“
Ein Ballerspiel der guten alten Schule mit begrenzten Rollenspiel-Anteilen ohne sauer aufstoßenden Hooray-Patriotismus. Es gibt sie noch! Bereits die Ankündigung ließ mich aufhorchen, um bei der ersten spielbaren Version beruhigt dem Release hinzufiebern. Trotz mancher Verschiebung hat sich das Warten gelohnt – brutale Ballereien in filmreifer Atmosphäre wie es Paul Verhoeven wohl nur vorstellte. Überraschend ruhige Nebenaktivitäten runden diesen Lizenz-Shooter ab, wenngleich die rund 18 stündige Hauptstory etwas mehr Schliff vertragen hätte. Nicht nur Filmcracks kommen bei „RoboCop: Rogue City“ auf ihre Kosten!
Release: 02.11.2023 | Entwickler: Teyon | Genre: Shooter | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 5 und Xbox Series | USK: ab 18
RoboCop: Rogue City (PlayStation 5)
Spielspaß - 79%
Gameplay - 69%
Grafik - 73%
Technik - 72%
73%
Passabel!
Er ist das Gesetz! Launiger Brutalo-Shooter mit genügend eigenen Ideen um abseits der RoboCop-Pfade zu überraschen.
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