Sonic Frontiers im TEST – Seltsamer Exkurs in die Wildnis
Mysteriöser Trip ins Cyberspace
Der blaue Igel betritt Neuland. Im wahrsten Sinne des Wortes – „Sonic Frontiers“ überrascht nämlich mit einer gar melancholischen Open World voller Geheimnisse. Ob sich das Jump’n’Run-Abenteuer rund um die Suche nach Chaos Emeralds und merkwürdige Roboter lohnt, sagt euch unser Test.
Schmerzerprobt
Ein ehrlicher Satz zu Beginn – „Sonic Frontiers“ ist kein mieses Spiel. Gut, nach dem letzten großen Hauptteil „Sonic Forces“ war das auch kaum vorstellbar. Schlussendlich fabrizierte Sega’s eigenes Entwicklerteam rund um digitale Abenteuer des pfeilschnellen blauen Igels ein gänzlich andersartiges Spiel, was nach vielen Stunden in mehrerer Hinsicht schlicht seltsam wirkt. Selbstverständlich durfte es nicht so weiter gehen wie zuletzt – während diese oftmals von Hobbyentwickler:innen produzierten Retro-Abenteuer á la „Sonic Mania“ Fachpresse samt Spieler:innen häufig in Freude versetzten, gelang es einigen Hauptteilen zuletzt kaum noch. Besser gesagt – bekam man vom Kopfschütteln über den technischen und spielerischen Zustand gar chronisches Kopfschütteln! Sonic-Fans bekommen zwar Linderung durch zwei bisher sehr amüsante Animationskomödien, aber sind am Controller leidgeprüft. Für das japanische „Sonic Team“ wurde das nächste Spiel also mehr als eine Bewährungsprobe – schafft man die Kehrtwende hin zu grandiosen Zeiten von „Sonic Adventure“ oder zuletzt „Sonic Generations“ oder flimmert einmal mehr ein Rohrkrepierer über die Mattscheiben?
Wie andere Studios orientierte man sich an den Genregrößen. Bei Bend Studios war es für „Days Gone“ beispielweise „The Last of Us“ oder „Horizon Zero Dawn“, wenngleich die Japaner hier wohl öfters ihre Switch aus der Tasche zogen und lieber Sonic statt Link durch fremde Landschaften ziehen lassen wollten. So beginnt nämlich „Sonic Fontiers“ erwartbar – Sonic, Tails und Amy fliegen im roten Doppeldecker zu den geheimnisvollen „Starfall Islands“ um die mächtigen Chaos Emeralds zu bergen. Durch ein, sich plötzlich aufbauendes, Portal werden alle getrennt und Sonic muss seine Freunde finden während ein schwebendes Mädchen ihn bedroht – selbst Erzfeind Dr. Eggman ist im Cyberspace gefangen. Zugegeben – die Handlung braucht in knapp 25 stündiger Kampagne echt lange bis sie in Tritt kommt. Man hangelt sich lieber von Zwischensequenz zu Zwischensequenz, die viel zu kurz und unemotional präsentiert sind, um emotionale Bindungen aufzubauen. Anders als seine Vorgänger verschlägt es den blauen Igel in eine Open World. Auf insgesamt fünf Inseln finden sich neben Sammelkram wie Ringen, Samen oder Artefakte auch durchaus knackige Gegner. Dazu später mehr. Während dem Spielen spürte man Eingebungen: Einerseits viel „Zelda: Breath of the Wild“ durch den Fokus auf Erkundung und mystische Portale und klassische Plattformer wie die „Spyro“-Reihe für die PlayStation 1. Da sprang man nämlich auch in größeren Hubwelten herum und stieg dann gesondert in die Level. „Sonic Frontiers“ macht es genauso – durch freischaltbare Portale startet man typische Sonic-Parcoure im Stil der Green Hill Zone“. Sind spezifische Aufgaben wie „Fünf rote Münzen“ erledigt, erhält man eine Portalschlüssel – damit geht’s zum nächsten Tor. Es sei denn, das Spiel verlangt mehrere Zwischensequenzen munter verteilt über der ganzen Insel ansehen zu müssen.
- Erlebe einen neuartigen Plattformer mit offenen Zonen - Rase durch fünf riesige Inseln mit dichten Wäldern, rauschenden Wasserfällen und heißen Wüsten
- Freiheit mit Höchstgeschwindigkeit - Erkunde die Starfall Islands und entdecke auf jeder Insel Dinge, die nur Sonic mit seinem Tempo finden kann
- Herausforderungen im Cyberspace - Finde die auf den Inseln verteilten Portale und begib dich in den Cyberspace, wo dich temporeiche Level erwarten
Währenddessen verliert man sich allzu gerne aus den realistisch designten Inseln, die mit „Kronos“ oder „Ares“ melodisch klingen, aber trotz Grindingstangen, Plattformen und Prüfungen um Teile der Karte freizulegen zunehmend repetitiv werden. Wie krass sich die relativ kurz gehaltenen Levels, die durch ihr Chaos und fetzige Musik deutlich von den freibegehbaren Inseln unterscheiden wird auch am Gameplay sichtbar. Wirken die Levels durch ihr schlauchiges Design sehr eingeengt regiert im Rest ungemein viel Freiheit. Zudem die erstaunlich knackig konzeptionierten Kämpfe eher an ein kindgerechtes „Devil May Cry“ erinnern. In brachialer 3er-Kombo drischt Sonic auf die Gegner ein während durch verdiente XP im Upgradebaum sogar Schockwellen namens „Sonic Boom“ freischaltbar sind. Überhaupt finden absolute Fans innerhalb der Story einige Referenzen an vorherige Serienteile. Amüsanter Fan-Service. Problematisch ist neben der mangelnden spielerischen Abwechsung auch die allzu behäbige Steuerung. Gerade in komplizierten Kletterabschnitten regiert sie viel zu träge und ohne Schwung. Tragisch: In „Sonic Adventure“ war es deutlich besser.
Grafisch gelingt „Sonic Frontiers“ das Tragen des zweischneidigen Schwertes. Einerseits sind häufig schön designte Panoramen wie, trotz modernem Colour Grading, saftig grüne Wiesen und herrlich verstaubte Wüstencanyons zu bewundern, dann zeigen sich wieder hässlich unaufgelöste Texturen wie zu PlayStation 2-Zeiten. Ganz furchtbar wird jedoch mit den Kameraproblemen. Mal dreht sich direkt vom Geschehen weg oder verharrt nach oben weg. Bei Bossfights auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad besonders frustig. Licht und Schatten also. Ach so, HDR findet sich ebenso nicht, obwohl es ja perfekt passen können. Der dynamische Tag/Nacht-Wechsel trägt zur melancholischen Grundstimmung bei, wenngleich man oft an gefrusteten Stellen kurz vor einem Rage Quit steht, jedoch die gesamte Strangeness des Spiels dich am Controller hält.
Unser Fazit zu „Sonic Frontiers“
Man versuchte, nein programmierte etwas grundsätzlich Neues. Zumindest für den leidgeprüften blauen Igel auf Abenteuersuche. Statt kunterbunt durchwirbelte Levelabschnitte ohne richtigen Überblick, geht man zielstrebig den entgegengesetzten Weg. Ruhige Open World. Knackige Gegner ohne One-Hit Schaden. Realismus statt Surrealismus. In Maßen gelingt dieser Neuanfang auch, aber die Handlung kommt nur schwer in Gang, wird obendrein auch merkwürdig durch verteilte Zwischensequenzen gezeigt und es fehlt spürbar an Abwechslung. Da helfen auch keine optischen Änderungen. Sonic-Fans werden frische Perspektiven sehen während der große Rest sicher seltsam berührt ist.
Entwickler: Sonic Team | Preis: 59,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und Nintendo Switch | USK: ab 12
Sonic Frontiers (PlayStation 5)
Spielspaß - 76%
Gameplay - 72%
Grafik - 76%
Technik - 68%
73%
Für Fans
Frisches Kapitel für den blauen Igel! Spielerisch andersartig mit kreativen Einflüssen, aber inhaltlich zu wenig um vollends zu überzeugen.
Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.
Bei den hier angezeigten Produkten handelt es sich um Affiliate Links, bei einem Kauf unterstützt ihr meine Arbeit. Letzte Aktualisierung 2024-11-23 / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon und das Amazon-Logo sind Warenzeichen von Amazon.com, Inc. oder eines seiner verbundenen Unternehmen.