Trials of the Blood Dragon im Test
Holt eure Schulterpolster aus dem Schrank und schiebt die ABBA Kassette in den Rekorder! Ubisoft holt für ein paar Stunden das goldene Jahrzehnt mit einem „Spin-Off / Spin-Off“ der Far Cry und Trails Reihe in eure Wohnzimmer zurück. Wieso der Crossover zwischen Trials Fusion und 80er Jahren nicht so recht zündet, erfahrt ihr im Test.
2014 kam mit Trials Fusion ein Spiel auf den Markt, dass niemand in dieser Form erwartet hatte. Ein 2,5D Sidecroller in dem wir einen schreienden Motorradfahrer durch absurd gestaltete Rennpisten manövrieren müssen und am besten noch unsere Freunde oder die ganze Welt im Highscore schlagen. Noch überraschender war der Umstand, dass Publisher Ubisoft dieses Spiel unter seine Fittiche genommen hat. Mit mehreren DLC´s wie neuen Strecken, Editoren sowie der „Awesome Max Edition“ das uns eine Einhorn reitende Katze steuern lies, waren wir der festen Überzeugung, dass wir alles gesehen haben. Doch weit gefehlt! Zur E3 Ubisoft Pressekonferenz wurde per Stealth-Veröffentlichung „Trials of the Blood Dragon“ als Standalone-DLC in den Konsolenstores zum Download angeboten. Der Titel basiert auf dem guten Far Cry 3 Add-On „Blood Dragon“, hier lotsten wir Rex Power Colt in unterhaltsam gestalteter Shooter-Manier durch eine Klischee behaftete aber motivierenden Story. Nun trifft überzogener Retrotrash auf das massive „Trials“ Konzept. Das kann doch nur gut werden, oder?
Return of the Blood Dragon 2
Das Grundgerüst von Trials Fusion alleine reicht überraschenderweise nicht für „Blood Dragon“ nicht aus. Die Story wird in „Trials of the Blood Dragon“ einfach vom Shooter-Vorgänger weitergeführt. Held Rex Power Colt hat wieder einmal die Welt vor den gewaltigen Blood Dragons gerettet und fand dazu noch seine große Liebe in Form von Dr. Darling. Deshalb geht Colt in den wohlverdienten Ruhestand, heiratet und bekommt zwei Kinder. Aus unbekannten Gründen verlässt Colt´s Frau die junge Familie und Colt stirbt daraufhin. Zeitsprung. Die zwei „Mark VI“ Sprösslinge sind im Auftrag der Regierung unterwegs und General Ryback, guter Freund von Vater Rex Colt, zieht die Geschwister groß. Die Story hält sich an die aktuellen Parameter, reißt einen aber nicht vom Hocker. Spätestens hier fangen die Probleme an, jedem sollte klar sein, dass der Nachwuchs von Rex Power Colt nicht mit ihrem Geschick auf dem Feuerstuhl die Welt retten können. So sind wir sehr häufig weit fern vom Motorrad in den rund 25 Storymissionen unterwegs.
Unnötige „On-Foot“ Einlagen
Entwickler RedLynx versucht einerseits das spaßige „Trials Fusion“ Konzept zuhalten, andererseits neue Gameplay-Features wie unnötige Jump’n’Run-Einlagen einzuführen. Mitunter ist jede Mission zweigeteilt. Bedeutet, dass wir von A nach B rasen um einen Computer zu aktivieren, danach vom Motorrad absteigen und ein Gebäude infiltrieren müssen. Klingt an sich abwechslungsreich. Wäre es auch, wenn es nicht die schwammigste Steuerung in einem Videospiel ist. Zudem haben wir meist eine Waffe dabei deren Bedienung nicht besser ist. Das komplette Waffenhandling läuft über den linken Steuerstick, es wirkt unpräzise und schwach. Wir können nur in die Hocke gehen, springen und nach rechts oder links rennen. Deswegen arten diese Passagen meist in sinnlosem umher schießen und Springen aus, die „KI“ der Gegner ist eine Farce. Auf Geräusche jeglicher Art reagieren sie nicht und laufen nachdem sie uns entdeckt und angegriffen haben wieder ihre Route ab, als wäre nichts gewesen. Dazwischen gilt es einige Geschicklichkeitseinlagen mit dem Greifhaken zu meistern, deren Schwierigkeit mit der widerspenstigen Steuerung zusammenhängt.
Das ist kein Trials Fusion
Sind wir nicht auf dem Motorrad oder zu Fuß unterwegs, fahren wir mit der Lore durch verfluchte Gebirge um den Heiligen Gral aufzuspüren oder fliegen mit dem Jet-Pack auf den Mars um CIA-Aliens den Garaus aus zu machen. Kreativität muss man Ubisoft lassen. Zweifellos sind aber die „Jet-Pack“ Abschnitte am frustrierendsten. Selten habe ich während einem Spiel mehr geflucht als hier. Die Steuerung orientiert sich am Motorrad, ist jedoch noch empfindlicher. Spätestens wenn wir mit bleischwerer Bombe per Jet-Pack durch eine sehr schwer zu meisternde Levelstruktur fliegen müssen um einen Feind zu töten, ist der Fehler-Zähler und Highscore völlig egal. Hauptsache durch, egal mit welchen Mitteln. Hier passt es auch perfekt, dass die Checkpoints sehr fair in den Levels verteilt wurden und das Neuladen einzelner Versuche ohne Verzögerung geschieht. Die thematisch sehr abwechslungsreichen Spielwelten führen uns nach Vietnam, Japan oder auch mitten durch Wolkenkratzer in den USA. Die Hintergründe sind oft sehr belebt und laden zu Wiederholungen ein. Lobend zu sehen, dass es so gut wie keinen Sammelkram während dem normalen Spielablauf gibt. Nur unsere abschließenden Bewertungen schalten sogenannte „Stickerpacks“ für unser Album im Headquarter frei. Hier lassen sich unsere Bewertungen mit Freunden oder auch global vergleichen.
Fazit
Nach der rund 6 stündigen Kampagne lässt mich „Trials of the Blood Dragon“ ein wenig ernüchtert zurück. Wie sehr habe ich mich auf das tolle Trials Konzept im stylischen 80er Flair gefreut und bekam ein Drittel Motorrad/BMX Action, das durch schwer zu steuernde Panzer, Loren und Jump’n’Run Einlagen unterbrochen wurde. Die Grafik ist zweckmäßig, kann jedoch in einigen Effekt betonten und knalligen Leveln überzeugen. Clippingfehler oder Kantenflimmern haben wir während dem gesamten Test nicht bemerken können. Der Soundtrack ist ganz gut geraten, da er die Filmmusik bzw. die Klänge des Jahrzehnts einfängt. Ein tolles Gefühl urplötzlich in einem Level, das atmosphärische Pochen des Terminator-Themes zu vernehmen und mit diesem Flow weiterzumachen. Die Story ist nicht gerade der Brüller, kann jedoch im letzten Viertel mit kleinen Twists und Überraschungen aufwarten. Leider bekommt ihr keine deutsche Lokalisierung wie im „Blood Dragon“ Original, aber die untertitelten englischen Sprecher machen ihren Job ohne jede Blöße. Doch das Crossover zwischen dem genialen Trials Fusion und Blood Dragon will durch unnötig viele „Trial and Error“-Stellen, fast schon Alpha-artiger Steuerung in den „On-Foot“ und Jet-Pack Durchgängen nicht zünden. Trotz 80er Humor und ausgezeichnet animierten Zwischensequenzen.
Entwickler: Ubisoft/RedLynx – Preis 14,99 Euro – Für PS4, Xbox One und PC. USK: ab 12
Trials of the Blood Dragon (Playstation 4)
Spielspaß (stylischer 80er Flair, gutgemeinte Abwechslung, nervige Trial & Error Stellen - 48%
Gameplay (schwammige Steuerung, starker Soundtrack, zu kurze Abschnitte) - 45%
Grafik (schöner Comic-Look, einfallsreiche Hintergründe, könnte belebter sein) - 70%
Technik (verhunzte Steuerung, läuft flüssig keine Abstürze, wenig Ladezeiten) - 50%
53%
Für Fans
Gescheiteter Retro-Crossover, das unter schlechter Steuerung und nervenden Trial & Error Passagen leidet.
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