Der Umbruch steht bevor: Electronic Arts, einer der größten Spielepublisher der Welt, steht vor einem historischen Einschnitt. Das Unternehmen hat bestätigt, dass es für 55 Milliarden Dollar an ein Konsortium verkauft wird, das vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF angeführt wird. Mit im Boot sind zudem die US-Investmentfirmen Affinity Partners und Silver Lake. Für die Spielebranche bedeutet das nicht nur einen Eigentümerwechsel, sondern auch eine der größten Übernahmen, die jemals in der Unterhaltungsindustrie zustande gekommen sind.
Der Deal wird in der Branche als der bislang größte „all-cash sponsor take-private investment“ bezeichnet – eine Transaktion, bei der ein börsennotiertes Unternehmen mit reinem Kapital von Investoren in eine private Gesellschaft umgewandelt wird. Mit einem Aufschlag von 25 Prozent auf den Aktienkurs vom 25. September liegt der Kaufpreis deutlich über dem Marktwert. Die Aktie legte im Vorfeld der Ankündigung bereits um 15 Prozent zu, was den Deal an der Börse erahnen ließ.
Finanziell bleibt der Schritt für Electronic Arts nicht ohne Folgen. Neben 36 Milliarden Dollar an Barinvestitionen wird das Unternehmen mit zusätzlichen Schulden in Höhe von rund 20 Milliarden Dollar belastet. Branchenkenner gehen davon aus, dass diese Belastung kaum ohne tiefgreifende Umstrukturierungen, Sparmaßnahmen und zusätzliche Einnahmequellen abgebaut werden kann.
Vorerst soll das Hauptquartier im kalifornischen Redwood City erhalten bleiben, auch CEO Andrew Wilson behält seinen Posten. Dennoch markiert die Übernahme einen tiefen Einschnitt: Electronic Arts wird aus der Börsennotierung verschwinden und somit auch aus den großen Indizes, darunter dem DAX. Seit 1989 stand das amerikanische Unternehmen darin.
Das Konsortium setzt sich aus Playern zusammen, die schon länger im Gaming- und Technologiebereich aktiv sind. Silver Lake ist durch Beteiligungen an Unternehmen wie Dell oder Skype bekannt und war zuletzt beim US-Geschäft von TikTok in den Schlagzeilen. Affinity Partners, die Investmentfirma von Trump-Schwiegersohn Jared Kushner, pflegt bekanntlich enge Verbindungen in den Nahen Osten. Besonders der Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien weitet damit seinen Einfluss im Spielemarkt weiter aus. Kritiker sehen hier eine Ablenkung von Verletzungen der Menschenrechte im Land. Schon heute hält das Königreich über die Savvy Games Group Anteile an Nintendo, Capcom und der Embracer Group.
Das Portfolio von EA umfasst einige der weltweit größten und umsatzstärksten Spielemarken. Dazu zählen Reihen wie EA Sports FC, Madden NFL, Battlefield, Apex Legends und Die Sims. Auch in Europa ist der Publisher präsent – in Köln beschäftigt das Unternehmen rund 130 Mitarbeiter:innen.
Die Folgen für die globale Gaming-Landschaft sind daher weitreichend. Saudi-Arabien baut mit diesem Schritt seine ohnehin wachsende Rolle in der Branche weiter aus. Neben Investments in Studios und Publisher richtet das Königreich mit dem Esports World Cup und ab 2026 dem Esports Nation Cup zwei internationale Turniere aus. Für 2027 ist zudem die Austragung der Olympic Esports Games vorgesehen. Parallel dazu verfolgt Saudi-Arabien mit milliardenschweren Fußball-Engagements, Infrastrukturprojekten und der FIFA-Weltmeisterschaft 2034 eine breit angelegte Strategie, den internationalen Einfluss über den Sport- und Entertainment-Sektor zu verstärken.
Quelle: Wall Street Journal, Medienberichte
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