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12. Winterbach Zeltspektakel 2022 – James Blunt in Concert

Konsequent Hit an Hit gelegt

Ein Engländer lässt das Remstal beben! Zum Start des zwölften Winterbacher Zeltspektakel gastierte am 20.07 der „Stay the Night“-Interpret im Rahmen seiner aktuellen Live-Tour und ließ mit typisch englischem Humor, energischen Performances samt grandiosen Song-Darbietungen ein nachhaltig begeistertes Publikum zurück. Wie uns der schwungvolle Festivalabend gefiel, lest ihr jetzt.

Im Remstal regiert ein Festival

Winterbach – Sind in den Sommermonaten im saftig grünen Remstal, in der Nähe zu Schorndorf, zwei weiße Zeltspitzen auszumachen, bedeutet dies nicht weniger als die fleißige Regelmäßigkeit einer schwäbischen Institution. Das überregional beliebte Winterbach Zeltspektakel darf nach einem weiteren Jahr (Zwangs)-Pause endlich wieder seine Tore für geselliges Beisammensein im urigen Biergarten und Konzerte von wahren Weltstars öffnen. Unweigerlich lässt es einen staunen mit welcher Triebkraft der „Kulturinitiative Rock – Winterbach e.V.“ seit Anfang der 1990er-Jahre dort im beschaulichen Örtchen eine Pilgerstätte für Musikfans und Freunde von Festivals der alten Schule schafft. Lief es in den Anfangszeiten nur knapp drei Tage – sind es heutzutage ganze acht vollgepackte Festivaltage. Normalerweise. Durch die gesundheitlich bedingte Absage von Classic Rock-Legende Alan Parsons läuft das Zeltspektakel diesjährig nur sieben Abende – dafür mit stimmgewaltigen Acts wie „Rag’N’Bone Man“, „Milow & Gregor Meyle“ und selbst Liebhaber von Jazz sowie schrägen Humor kommen am Sonntag bei Helge Schneider auf ihre Kosten.

Im Vergleich zu anderen Festivals schaffen es die über 460 fleißigen ehrenamtlichen Helfer:innen sofort bei Betreten des Geländes unweigerlich eine gewisse heimelige Stimmung jedem einzelnen Besucher zu vermitteln. Dies manifestiert sich Erstens über den weitläufigen Biergarten, der an allen Abenden vor Konzertbeginn bereits mit kleinen enthusiastischen Bands unterhalten wird. Im Halbkreis, vom Zelt ausgehend, finden sich zudem neben typischen Getränkeständen auch kulinarische Leckerbissen wie Gyros, Fleischpflanzerl und auch sättigende Maultaschen. Zweitens über die gemeinsame Freude zum Event. Wie oft sah ich allein gestern Abend harmonische Gespräche zwischen Ehrenamtlichen und Stammbesucher:innen? Unzählige. Mit familiären Touch besticht auch der optische Altersdurchschnitt des gestrigen Konzertabends – welcher von Enkel bis Uroma reicht.

Neues Hobby: Stagediving im Zelt

Obwohl es Wettergott Petrus mit einer erfrischenden Dusche fast schon zu gut meinte, lief im ersten Winterbacher Zeltspektakel nach der Corona-Unterbrechung alles organisiert nach Plan. Nachdem 3.700 Besucher:innen zügig durch die Einlasskontrolle kamen, bedankte sich ganz zu Beginn Veranstalter sowie 1. Vorsitzende von „Kulturinitiative Rock – Winterbach e.V.“ Steffen Clauss bei tatkräftigen Sponsoren sowie über 450 höchstmotivierten Helfern für bisherige Dienste. Löblich! Gefühlvoller Pop-Rock aus Oberösterreich ließ die Zeltbühne nach drei langen Jahren schlussendlich wieder lebendig werden – emotionale Texte gepaart mit rockig-verträumten Melodien wärmte das interessierte Publikum recht gut an während der Regen draußen für sanftes Prasseln an der Decke sorgte. Überhaupt: Die Location, im Inneren eines spitzstürmigen Zelts, eine im Tondesign kaum zu kritisierende Musikveranstaltung anzuschauen, ist nicht zu verachten. Im gesamt englischsprachigen Set von „Avec“ bestehend aus zwei Sänger:innen sowie drei Musiker an Gitarre und Co. darf der lockere Sound nicht über den ernsthaften Hintergrund einiger Songs hinwegtäuschen, in „I Don’t Pray“ verarbeitet Leadsängerin erinnerungsreich den plötzlichen Tod ihres Onkels mit 42 Jahren. Musik mit Substanz.

Leichtfüßiger in jeglicher Hinsicht rannte darauf ein äußerst gut aufgelegter James Blunt kurz nach 21 Uhr zum bereits vorfreudig-tobenden Publikum. Gitarre mal in einer, dann zwei wieder zwei Händen singt inbrünstig über „Postcards“ im Alternative-Style, bloß um kurze Zeit später gewissenhaft Tempo aus seiner Show zu nehmen und das biografisch-tragische „Monsters“ rund um seine väterliche Beziehung zu intonieren. Seine aktuelle „The Stars Beneath My Feet“-Tour darf gemeinhin als melodiöse Hit-Show bezeichnet werden – in fast 20 Jahren Karriere reiht sich oftmals Hit an Hit. Insbesondere das flott ins Ohr gehende „Bonfire Heart“ schoss im Juli 2013 sofort auf Platz 1 der deutschen Single-Charts. Anders gesagt: Heute vergeht wohl kaum ein Tag ohne mindestens zwei gespielten James Blunt-Songs im Radio. Sind Musikvideos von ihm häufig mit Düsternis versehen – regiert on Stage eine herrlich umtriebige Spielfreude. Zwischen minimalen Umbaupausen erzählt er witzelnd über einen ganz besonderen Corona-Lockdown vergangener Tage – nämlich zusammen mit seiner Schwiegermutter. Oder Blunt springt, dank Gasmaske gewappnet, todesmutig in den jauzenden Innenraum während seine Musiker im Hintergrund ungestört u.a. ein Piano, Bass und das Schlagzeug weiter bespielen. Spätestens ab „Goodbye My Lover“ schienen alle Zuschauer endgültig dahingeschmolzen seitens des schmusigen Sounds aus Blunt’s stimmgewaltiger Kehle. Die Uptempo-Nummer „Love under Pressure“ ließ nicht nur zahlreiche Zuschauer:innen mitsingen sondern darf aufgrund ihrer mitreißenden, Piano-geprägten Hook bis hin zum hypnotischen Beat als DIE Blunt-Nummer schlechthin bezeichnet werden.

Nach mehreren musikalischen Ekstasen schließt sich langsam der Abend mit einem, von Blunt gewünschtem, Taschenlampen-Meer zum tonal starken „Same Mistake“ während das 12. Winterbacher Zeltspektakel gerade erst so richtig anfing.

Infos und Tickets zum Zeltspektakel findet ihr unter: https://zeltspektakel.com.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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