Moritz Bleibtreu schlüpft in die testosteron-geladene Rolle des „Caveman“ und holt das seit 1991 aufgeführte Theaterstück von Rob Becker ins Kino. Leider vergaloppiert sich die Komödie in plattesten Gags über das ewige „Mann/Frau“-Dilemma und strengt eher an als zu unterhalten. Unsere Filmkritik.
Es lässt sich als verspätetes Omen werten. Auf meinem Nachhauseweg vom Kino streitet sich ein Pärchen am Bahnsteig. Über Nichtigkeiten – ER hört nicht zu, SIE will es anders. Doch passen Frau und Mann eigentlich zusammen oder sind es bloß es Zweckgemeinschaften zwischen Jägern und Sammlern? Das überaus erfolgreiche Theaterstück von Rob Becker ist seit 1991 am Broadway ein Selbstläufer, weil es allzu viele Missverständnisse von Frauen und Männern amüsant verquickt um sie letztlich pointiert dem meist als Pärchen angereisten Zuschauern vor den Latz zu knallen. Einigen Pandemie-Verschiebungen zum Trotze läuft die filmische Adaption des Stoffes in unseren Kinos und Moritz Bleibtreu hangelt sich von Eheproblem zu Beziehungsproblem. Souterrain ist eigentlich der Keller, die wertvollen „Star Wars“-Figuren reißt Gattin Claudia (Laura Tonke) aus Packungen um ein Puppenhaus vollzustellen und nicht mal in Ruhe Fernsehen ist drin. Rob (Bleibtreu) erlebt eine Trennung kurz vor seinem Comedyauftritt und nutzt diese Gelegenheit um ordentlich über Beziehungen abzulästern. Im Kinosaal reißt es einen dann von der Bühne in teils absurde Sketch-artige Sequenzen, deren Gags erstmal unheimlich geraten sind und dank fehlendem Timing des Casts verpuffen.
Bitte keine Gästehandtücher zu benutzen, weil doch Gäste kommen könnten, die aber seit Jahren auf sich warten lassen. Frauen verwandeln sich durch ihre Periode zu teuflischen Bessesenen ohne Gnade für den männlichen Gegenpart. Oftmals fühlt sich „Caveman“ wie eine Aneinanderreihung der generischsten Mario Barth-Gags an, die er selbst heute nicht spielen würde, weil sie ihm selbst zu abgedroschen und veraltet sind. Anfangs dachte ich an eine satirische Überhöhung bis sich herausstellte, dass man Overacting und Klischees tatsächlich ernst meint. Gerade das Overacting verhindert jede ernsthafte Ebene der Figuren. Sogar für deutsche Verhältnisse ist es respektabel trotz großer „Komödie“-Betitelung bei weiten Teilen des Publikum nicht mal drei Lacher in knapp zwei Stunden hinzukriegen. Als Beispiel für die stabile Inkonsistenz ist Robs bester Freund Hoffmann (Wotan Wilke Möring) zu nennen. Obwohl er sogar Robs Chipskrümel mit einem Handsauger beseitigt, kümmern ihn kurze Zeit darauf die sich auftürmenden Pizzakartons im Wohnbereich nur wenig. Zudem sind die Gastauftritte kaum erträglich – besonders Designer Guido Maria Kretschmer spielt schlimmer als so mancher Laiendarsteller bei „Richterin Barbara Salesch“. Über die Wusch/Zusch/Piep-Effekte, die uns eine „witzige“ Situation signalisieren sollen, verliere ich besser kein Wort. Die Filmmusik dudelt stetig sinnfrei im Hintergrund, es herrscht echte Unruhe. „Caveman“ ist bestens geeignet für Humor-Anfänger und Paare, welche seit Jahren die Bartstoppeln des Anderen zischend wegwischen. Alle Anderen schauen nochmal „Der Stadtneurotiker“.
PS: Sind die Outtakes amüsanter als der gesamte Film ist es kein gutes Zeichen.
Caveman. USA 2023. Regie: Laura Lackmann. Mit Moritz Bleibtreu, Laura Tonke, Jürgen Vogel. 100 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Cavemann“ gibt es hier.