gamescom 2024 – Messegefühl wie in früheren Tagen
Spagat zwischen Popkultur und Videospielen gelang bestens
Die gamescom 2024 ist seit einigen Tagen Geschichte und unserer positives Grundgefühl während der Messe besteht weiterhin: Ein überaus starker Jahrgang. Womöglich lag es an der konsequenten Trennung zwischen Popkulturbereichen und reiner Videospielmesse? In seinen besten Momenten fühlte sich das Klassentreffen der Gamingbranche wie in früheren Jahren an – Techkrams.de zieht eine kleine Bilanz über unsere ereignisreichen Tage in der kölschen Metropole.
Knapp zwei Wochen her, jedoch weiterhin im Kopf. So oder so ähnlich mögen es viele verflossene Liebschaften halten bei uns jedoch ist die mittlerweile weltgrößte Videospielmesse „gamescom“ in der nordrhein-westfällischen Landeshauptstadt der Herzen – Köln – gemeint. Drei volle Tage warfen wir uns sprichwörtlich in einen mitreißenden Strudel aus Messegeschehen, Popkultur, kommenden Videospielen und dem Auffrischen früherer Bekanntschaften innerhalb der belebten Branche. „Klassentreffen“ trifft es seither am besten, wenn es darum geht sich an einem Ort zu gleichen Zeit mal wieder einen gepflegten Schulterklopfer zu verpassen oder über die neuesten Gerüchte zu fachsimpeln. So sehen es übrigens auch die normalen Messebesucher: 335.000 aus rund 120 Ländern kamen in dieser Woche zusammen um gemeinsam eine gute Zeit zu erleben. In der Organisation der Koelnmesse spürte man auch als Ottonormalverbraucher diesen Fakt recht fix – man nahm sich die Kritik der letzten Jahren zu Herzen und formte daraus ein Konzept welches einerseits den langjährigen Videospielfan mit plötzlich auftretenden Creatoren von Twitch und Co. nicht vor den Kopf stieß, aber extrem junges Publikum ebenfalls mit Anspielstation an Anspielstation langweilte. Vielmehr versuchte sich die gamescom 2024 in gewisser atmender Abgrenzung.
Halle 11 funktionierte man zur sogenannten „social area“ um, nah an Eingang Süd gelegen, also bestens um mögliche Staus, die es natürlich weiterhin gab, zu verhindern bzw. abzumildern. Dort schien der Traum von Fans jeglichen Alters Realität zu werden. In einem Raum mit Community samt dem Lieblingscreator sein, womöglich einen Blick erhaschen und bei viel Glück sogar ein Selfie abbekommen. Per meist gut eingehaltenen Zeitplänen waren besonders Streamer wie „Trymacs“, Dävid oder YouTuber „CreepyPastaPunch“ begehrt. Freitag und Samstag waren traditionell ausverkauft. Zudem arbeitete in vielen Bereichen mit (teils verpflichteten) Timeslots. Per kostenloser Web-App konnten Slots zu bestimmten Zeiten gebucht werden, um nicht einen Großteil der Messe in Wartenschlangen zu verbringen. Das Prinzip ist aus Freizeitparks bekannt.
Doch bevor die Messe am Donnerstagmorgen für Alle startete, lud Branchengrößte Geoff Keighley zur Opening Night Live ein. Die OML findet jeweils einen Abend vor dem Fachbesuchertag der gamescom statt (wir berichteten) und ist die showlastige Eröffnung. Neben mehr als 20 Weltpremieren wurde u.a. „Borderlands 4“ angekündigt wie neues Gameplay zur neuen Göttersimulation von „Dungeon Keeper“-Erfinder Peter Molyneux präsentiert. Fans der „Mafia“-Reihe durften sich zu guter Letzt extrem freuen – per Teaser wurde ein neuer Teil mit Blicken in die Anfänge gezeigt. Darunter sind besonders die Zahlen der gamescom OML beeindruckend, die allein über 40 Millionen Video Views erzielte – das entspricht einer Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Somit wurde die Rekordzahl in diesem Jahr deutlich übertroffen und stellt eine neue internationale Spitzenreichweite dar.
Mitte des Jahres schockte das japanische Unternehmen Nintendo mit einer Absage der Teilnahme. Gründe waren schwer auszumachen. Womöglich bereitet man sich exzessiv auf den Start des Switch-Nachfolgers vor? Kommende Releases sind zwar mit „Metroid Prime 4“ und „Mario & Luigi: Brothership“ recht üppig, aber rechtfertigen die Abfuhr? Jedenfalls war man mit PlayStation im gleichen Boot, die bekanntlich seit 2020 keine Messefläche in Köln mehr buchte. Schade, weil ausgerechnet der größte Konkurrent Microsoft es mit seiner Xbox-Booth richtig machte. Nämlich auf „Sichtbarkeit“ setzen. Was bringt das beste System wenn niemand darüber spricht? Zwar war ein gutes Dutzend der spielbaren Titel hinlänglich bekannt, dennoch waren der Gear-Shop mit erwerbbaren Kleidungsstücken sowie „Game Pass“-Bereich mit interaktiven Münzautomaten der richtige Schritt nach vorne. Gut, dafür nahm man die Halle 7 in Beschlag. Nicht umsonst ließen sich Microsoft Gaming-Chef Phil Spencer und Xbox-Chefin Sarah Bond die Gelegenheit nicht nehmen (wir berichteten), am Fachbesuchertag vorbeizuschauen. Das Xbox-Wunderland war zweifellos ein Erlebnis.
Weitaus raubeiniger und mit so manch mittelalterlichem Charme ging es nebenan in Halle 9 weiter, denn hier veranschaulichte Plaion nicht nur eine gewisse Jugendlichkeit mit stolzen 30 Jahren auf dem Buckel sondern auch den unermesslichen Wert eines, mit Mühe, gestalteten Messestandes. Für das Mittelalter-Rollenspiel „Kingdom Come: Deliverance II“ (wir berichteten) setzte man nicht auf hochmoderne Spielereien sondern fesche Ritterleud, Showkämpfe und sympathische Gaukler mit kostbaren Waren. Spielte man nämlich die Demo, wurden metallische Goldmünzen ausgehändigt mit derer man sich dort aus Shirts, Schlüsselanhänger etwas aussuchen durfte – findige Besucher:innen behielten sie als einzigartiges Erinnerungsstück. Alleine der Aufwand solch einen Mittelalter-Markt mit Statisten zu schaffen, ist lobenswert. Unser klares Highlight der Messe.
Selbstverständlich besuchten auch Landes- sowie Bundespolitiker:innen die gamescom. In diesem Jahr erschien neben der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) auch Vizekanzler/Wirtschaftsminister Robert Hebeck (Grünen) in den Hallen. Neben einer kleinen Runde „EA FC Sports“ inklusive freudiger Tuchfühlung mit Controller bekam er ein kleines Präsent der Deutschen Ubisoft-Studios hinblicklich eines kommenden „Anno“-Spiels. Dies soll nächstes Jahr groß auf der Messe präsentiert werden, wenngleich das Stichwort „Finanzierung“ nicht direkt fiel, jedoch Benedikt Grindel (Managing Director Ubisoft Blue Byte) zurecht auf dringende Förderungen hinwies um solche Triple-A-Projekte zu realisieren. Leider denkt Finanzminister Lindner darüber anders, aber das nur am Rande.
Vielmehr versprachen die Entertainment-Hallen genau das, ein riesiger Vergnügungsparks mit Unmengen an Spielen und Publishern wie „Level Infinite“, die neben Anspielstationen auch auf eigene Showelemente setzten. Zumal die kaum mehr wegzudenkenden „Rocket Beans“ wieder mit schönen Ideen wie kleinen Quiz-Formaten, „Almost Döhli“ und Streams auftrumpften. Regelmäßig ließen sich Hunderte Zuschauer:innen die Sause nicht entgehen. Seit 2013 übrigens auch legendär gerne besucht – die Indie Arena Booth. 150 Spiele aus dem Indie-Sektor zum problemlosen Anspielen (wir berichteten) in hübsch nerdiger Umgebung. Virtual Reality (VR) kam ebenfalls nicht zu kurz – der Hersteller PICO präsentierte uns im stillen Kämmerlein ihre neueste VR-Brille “Pico 4 Ultra“ – neben verbesserten Gläsern von 4K+ kommt nun ein Qualcomm Snapdragon XR2 Gen2-Prozessor zum Einsatz. Nach unserer Review der technisch starken „Meta Quest 3“ schlendert PICO auf ziemlich ähnlichen Pfaden, überzeugt jedoch mit einem Gimmick. Fußtracker. Am Knie festgezurrt überträgt sich der gesamte Körper in ein Spiel oder App. Könnte bei sinnvoller Verwendung ein Gamechanger werden. Über die zahlreichen anderen Publisher wie Capcom, Bandai Namco etc. sind bereits verschiedene Artikel auf Techkrams.de erschienen.
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Analoges Gaming stand mit der neuen „cards & boards area“ hoch im Kurs. Ravensburger lud mit „Lorcana“ viele Disney-Fans zu sich. Ob Noob oder Experte hier wurde entweder hart gespielt oder erklärt. Gleiches galt gegenüber bei „Altered“. In den kommenden Wochen wird Euch Torsten darüber mehr erzählen. Zum Abschluss noch ein paar nüchterne Zahlen: Die gamescom 2024 zählte 1.462 Ausstellende aus 64 Ländern (Auslandsanteil von 71 Prozent) samt 48 Länderpavillons aus 37 Ländern. Dass Videospiele die Demokratie wie im Vorfeld behauptet retten, können wir zwar nicht belegen, aber ein interaktiver Ausdruck von Freiheit in künstlerischer Form sind sie allemal. Ansonsten durften sich mehr als 300.000 Besuchende über „Indiana Jones“-Fedoras, „Assassins Creed: Shadows“-Fächer und anderen Give-Away freuen. Schlussendlich war die gamescom 2024 dank veränderter Parameter ein verdammt starker Jahrgang! Bis 2025!
Die gamescom 2025 findet in Köln vom 20. bis 24. August 2025 statt. ONL am 19. August 2025.
Zu unserem Themenschwerpunkt „gamescom 2024“.
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