KinoKritiken

Kritik zu „Eddington“ – Ari Aster versetzt die Pandemie in den Wilden Westen

Bundesweiter Kinostart: 20. November 2025

Im neuesten Werk von Ari Aster bewegt sich die Handlung nicht mehr allein im klassischen Horrorfach, sondern kippt in einen modernen Neo-Westen voller politischer wie gesellschaftskritischer Sprengkraft. „Eddington“ spielt im Mai 2020 in einer Kleinstadt in New Mexico, wo die Pandemie, soziale Spannungen und Wahlkampf aufeinandertreffen – ein Setting, das uns allen beklemmend vertraut ist. Aster verknüpft Genre­elemente mit gesellschaftlichen Rissen, sodass der Film wie ein Spiegel unserer Zeit wirkt, mehr unterschwellig als dramatisch. Joaquin Phoenix und Pedro Pascal legt nahe, dass es nicht um einzelne Helden geht, sondern um ein Geflecht von Konflikten und Verunsicherungen. Visuell und erzählerisch erzeugt der Film eine Atmosphäre kollektiver Nervosität und latentem Zerfall. Unsere Filmkritik zu „Eddington“.

Der in New York-City geborene Regisseur Ari Aster ist nach Jahren voller, für das Publikum, fordernder Horrorfilme wie „Hereditary“ oder „Midsommar“ nicht nur Filmfans aus dem schockierenden Genre ein Begriff sondern auch dem Gesamtpublikum. Seine eigene Erzählweise in Verbindung mit einem eingespielten Ensemble zieht den Zuschauer unweigerlich in den Bann. Aster sucht im situativen, also einem realistischen Szenanrio den sprichwörtlichen Nervenkitzel. Sein letzter Film „Beau is Afraid“ ist hierbei ein gutes Beispiel, da bereits hier weniger der Horror im Vordergrund schon als eine satirische Absurdität á la Woody Allen. In den Vereinigten Staaten lief sein neuestes Werk planungssicher im Juli diesen Jahres in den Kinos an, während man hierzulande sich bis zum 20. November 2025 gedulden muss um den in Filmkreisen bekanntlichen „Corona-Film“ von Aster blicken zu können. Was sogleich auffällt: Aster hat sich im Vorbild bestens über allerlei Verschwörungstheorien, Corona-Wahnsinn und sonstigen gesellschaftlichen Wirrungen beschäftigt um meist zielsicher alles in einem großen Topf satirisch abzuschmecken. Herauskommt ein Streichen in denen unbeholfene Corona-Regeln, Black-Lives-Matter-Proteste infolge des Todes von George Floyd und selbsternannte QAnon-Heilande mit vielen Kalenderspruch-Weisheiten und naivem Gefolge die titelgebende Stadt überschwappen.

Im Zentrum von „Eddington“ steht die namentliche Kleinstadt im US-Bundesstaat New Mexico, im Frühjahr 2020: Die Pandemie schwelt bedrohlich im Hintergrund, der örtliche Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) stellt sich nach kleineren Diskussionen dem amtierenden Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) entgegen. Cross kandidiert selbst für das Bürgermeisteramt und spitzt damit die ohnehin beunruhigende Lage in der Stadt weiter zu. Zusätzlich sorgt die Kandidatur zum tiefen Bruch mit seiner ohnehin labilen Ehefrau Louise (Emma Stone). Die Stadtbewohner:innen sind indies gespalten, Verschwörungs­theorien, Misstrauen und soziale Bruchlinien werden sichtbar, jeder Konflikt gerät zum Spiegel der politischen Lage. Aster verwebt Western-Motivik mit moderner Parabel: Das Machtvakuum in Eddington ist zugleich ein Kommentar zur Gegenwart, in der Technologie, soziale Medien und Autoritätsverlust miteinander um Wahrheiten ringen. Kameraarbeit und Schnitt erzeugen eine räumliche wie psychologische Isolation, während die Handlung sich zwischen Komödie, Thriller und Gesellschaftssatire bewegt.

In der Inszenierung deutet der Film eine US-Gesellschaft im Ausnahmezustand an: Eine Stadt, die sich selbst zerlegt, wo Bürger:innen nicht mehr nur gegeneinander stehen, sondern zunehmend aneinander vorbeireden. Ari Aster verzichtet nicht ganz auf Stilmittel seiner früheren Werke — die Stimmung ist dicht und Bilder kalkuliert irritierend — doch er legt die Angst nicht im Übersinnlichen ab, sondern im Alltäglichen: Masken, Wahlkampf, Datenzentren, digitale Überwachung. Dennoch überfrachtet er mit allen sich bietenden Themen das Handlungsgerüst was „Eddington“ zwar leichter zu konsumieren macht, jedoch komplizierter in der Erzählart.

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  • Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Phoenix, Joaquin, Lane, Nathan, Ryan, Amy (Schauspieler)
  • Aster, Ari(Regisseur)

Beispielsweise driftet der Film im letzten Drittel sehr stark in teils sehr drastische Gefilde ab, was zwandgläufig mit den Handlungen der zwei Hauptfiguren zu tun hat und durch aufgebaute düstere Atmosphäre sogar vage Gruselstimmung aufkommt, lässt jedoch die wunderbare sich gerade zu anbietende Schlusspointe links liegen, um gar konventionell zu enden. Schade. Der markante Score von Bobby Krlic und Daniel Pemberton unterstreicht die Neo-Western Erzählweise bestens während der Cast innerhalb der Handlung geradezu aufgeht – zumal Phoenix in dieser Rolle wieder menschlicher wirkt als zuletzt.

Eddington. USA 2025. Verleih: Leonine. Regie: Ari Aster. Mit Joaquin Phoenix, Pedro Pascal, Austin Butler. Genre: Satire. 145 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Wir sahen den Film im Rahmen der „Sneak Preview“. Kinotickets für „Eddington“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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