House of Ashes im Test – Schauerlicher Tempelausflug
In den Katabomben des Schreckens
Pünktlich vor der Nacht der leuchtenden Kürbisse veröffentlichte Supermassive Games eine weitere Gruselgeschichte im Rahmen seiner „The Dark Pictures Anthology“. In „House of Ashes“ begleitet man eine Einheit der US-Marines am Ende des Irakkriegs – statt Chemiewaffen stoßen sie jedoch auf unheilvollen Grabstätten mit finsteren Geheimnissen. Lohnt sich der Horrortrip? Unser Test sagt es euch.
3. Runde für die Geisterbahnfahrt
Jährlich ein Spiel der gleichen Marke auf den Markt zu platzieren, kann neben fehlender Qualität zweifelsohne das kreative Aus in mittelfristiger Hinsicht bedeuten. Aber Supermassive Games versucht letzteren Schwachpunkt zu vermeiden, in dem auf frische andersartige Storylines gesetzt wird. Das Third-Person Horrorspiel geht mit „House of Ashes“ in die 3. Runde. Einmal mehr gilt es das Konzept als spielender Schutzengel zu befolgen, der allerlei Figuren entweder heil an das Ende jener Geschichte bringt oder versehentlich über den digitalen Jordan schickt. Mit süffisanter Boshaftigkeit vergibt der ominöse Kurator (Pip Torrens) zu Anfang sowie in kleineren Storypausen mysteriöse Hinweise, die mal oder weniger hilfreich sind. Seit 2019 setzt das englische Entwicklungsstudio auf dieses Konzept, welches kommendes Jahr sein Staffelfinale findet. Im Gegensatz zum direkten Vorgänger „Little Hope“ beurteilten wir das Erstlingsabenteuer „Man of Medan“ als recht grottige Geisterbahnfahrt ohne großen Spielspaß. Doch die Prämisse von „House of Ashes“ klingt schon beim ersten Blick nicht schlecht.
Im Kern verfolgen wir das Geschehen um eine fünfköpfige US-Einsatz von Solaten im auslaufenden Irakkrieg im Jahr 2003. Lieutenant Colonel Eric King besucht eine Stellung der US-Armee in Mesopotamien. Hier befehligt CIA Field Officer Rachel King verschiedene Operationen. Eric hat mithilfe eines Satelitensystems unterirdische Chemiewaffen von Saddam Hussein ausfindig gemacht, das recht klischeehaft Gespann findet am besagten Ort außer bewaffneten Hirten kaum etwas. Bis irakische Kräfte angreifen und sich die Einheit durch einen Erdrutsch in unbekannten Höhlen wiederfindet. Hier lauern jedoch schlimmere Gefahren… – Gerade weil „House of Ashes“ von seiner Story lebt, lassen wir weitere Details. Nur so viel, der Mix aus Kriegsfilm-Drama-Sci-Fi-Horror unterhält bis zu einem gewissen Irrsinns-Maß. Man sollte bei merklichen Logiklücken bestenfalls beide Augen fest zuschrauben. Durch das frische Setting des Irakkriegs durchläuft man wenigstens keine durchgetretenen Pfade. Leider trifft dies nicht auf Figuren zu, die einerseits im weiteren Spielverlauf an Profil gewinnen, aber trotzdem klischeehaft erscheinen. Sei es der rotzig-witzelnde Merwan, der traumatisierte Jason oder die der permanent „coole“ Nick King. Die frühere Ehe zwischen Rachel und Nick sorgt für Wirbel, aber bleibt emotional auf Sparflamme. Während die meiste Zeit in der alten Tempelanlage archäologisch verbracht wird, wechselt Supermassive im letzten Viertel recht überraschend in klare Sci-Fi Gefilde. Das Gefühl es jedem recht machen zu wollen, kommt natürlich auf.
Ärgerlich träge Steuerung
Das Gameplay ist schlichtweg ein interaktiver Film, Szenen in Spielgrafik laufen selbstständig wobei ihr regelmäßig kleinere Quick-Time Events absolvieren müsst, die oftmals überraschend daherkommen. Bestimmte Symboltasten zur richtigen Zeit tippen oder den Puls kontrollieren gehört da Alltag. Aber die Entwickler:innen lassen jedoch mal die Leine locker, um uns selbstständig irgendwo hinlaufen zu lassen. Wenn auch in geschlossenen Bereichen. Hier gilt es Dokumente zu lesen oder Objekte zu betrachten. Einige davon bieten Geheimnisse über Ereignisse vor längerer Zeit. Tagebuchseiten eines Archäologen-Paar sind sogar als kleinere Filme eingebunden. Aber auch im dritten Teil ist trotz beweglicher Kamera die Steuerung nah an der Frustgrenze. Behäbige Bewegungen meets ungenaue steuerbare Richtungswechsel. Dank der wiederholenden unnötig dichten Kameraführung ärgert man sich häufig darüber. Hinzukommen merkwürdige Bewegungen aller Protagonisten nach oder vor Dialogen. Wobei sie hier spürbar besser getextet wurden als im Erstling „Man of Medan“. Könnte an der Ernsthaftigkeit der Geschichte liegen. Entscheidungen sind nämlich das Kernelement. Manche Entscheidungen verändern nur die Beziehung zu anderen Figuren, andere wiederum kosten schnell das Leben eurer Figuren. Hieraus ergibt sich ein hoher Wiederspielwert. Ebenfalls wie in den Vorgängern sucht ihr vergeblich nach Rätseln. Für alle Lesenden, die jetzt denken, dafür wird aber erstmals ordentlich geballert. Eher nein. Zwar gibt es gut eingefangene Schusswechsel aber nur in vorgefertigten Szenen. Eure Waffe nutzt ihr nur als Taschenlampe in dunklen Gängen. Atmosphärisch ist das Gruselabenteuer gelungen – unidentifizierbare Schatten, eklige Geräusche und manche blutige Sequenz halten besonders Horrorfans bei der Stange.
Obwohl Supermassive Games wie üblich zwei PlayStation-Versionen herausbringt, konnten wir im Vergleich zwischen PlayStation 4 oder 5 keine direkten Unterschiede feststellen. Außer schärfen Details mit stabiler Framrate (PS5) läuft „House of Ashes“ mit den gleichen technischen Problemen wie unsauberen Texturen oder plötzlichen Ladezeiten. Ganz gut ist der Kniff selbst anfängliche Entscheidungen später im Spiel gewichtige Auswirkungen bedeuten. Der orchestrale Score leidet etwas an Foreshadowing, unterstützt aber das Storytelling. Als diesjährige Hauptrolle darf sich Ashley Tisdale als „Scream Queen“ beweisen, glaubhaft verkörpert sie ihre Rolle als Rachel.
- House of Ashes ist der neueste Teil in der The Dark Pictures Anthology
- Jedes Spiel in der The Dark Pictures Anthology liefert eine neue, cineastische Horrorerfahrung. Diese kann allein oder in den Mehrspielemodi gespielt werden
- Spiele mit einem Freund online oder mit bis zu fünf Freunden offline, teile deine Geschichte und kooperiere clever, um dein Team zu retten
Unser Fazit zu „House of Ashes“
Entscheidungen haben ihre Auswirkungen. So auch in diesem Teil der „The Dark Pictures Anthology“, der mit sinnvollen Anpassungen wie freier Kamera und neuem Setting besser als die vorherigen Trips überzeugt. Wären da nicht technische Probleme wie Triggerverfehlungen mit halbgaren Animationen, die simpel gesagt die erzeugte Atmosphäre schädigen. Genauso verhält sich das mit der trägen bis frustigen Steuerung. Spätestens in der 2. Season muss man hier Abhilfe schaffen. Trotzdem bekommt ihr für den fairen Preis von knapp 30 Euro ein Schauerfest.
Entwickler: Supermassive Games | Preis: 29,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC | USK: ab 18
House of Ashes (PlayStation 5)
Spielspaß - 68%
Gameplay - 63%
Grafik - 74%
Technik - 71%
69%
Für Fans.
Gruseln bis der Controller qualmt: "House of Ashes" ist dicht erzählt, aber krankt an technischen Problemen und der nervigen Steuerung.
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