Kino-Flash mit „Massive Talent“, „The Black Phone“, „Liebesdings“ & „The Lost City“ | Juni 2022
Neueste Kinohits und Lowlights in der Kurzreview
Aus dem klimatisierten Kinosaal meldet er sich zurück – der Kino-Flash für Juni 2022! Heute widmen wir uns per geballtem Roundhouse-Kick einem bunten Potpourri aus Action, Horror und Deutscher Komödie mit u.a. „The Black Phone“, „Liebesdings“, „The Lost City“ und der Leinwand-Rückkehr von Nic Cage – „Massive Talent“.
The Black Phone
Aus allen Poren von „Sinister“-Regisseur Scott Derrickson neuestem Werk strömt der stilistische Dunst eines Stephen King. Verschlafene Kleinstadt mit aufgeweckten Kindern, die natürlich ihre ganz eigenen Probleme mit Hänseleien oder gewaltätigem Elternhaus haben kommen bösen Kräften zu nahe – in „The Black Phone“ verkörpert durch den Kindermörder Ethan Hawke. Sichtlich diabolischen Spaß an der Rolle entführt er den 13 jährigen Finney Shaw (Mason Thames) und sperrt ihn in den Keller, wo nur ein schwarzes Telefon mit merkwürdigen Stimmen am anderen Ende die Rettung bedeutet. Wenngleich die von Anfang an herrschende Atmosphäre den langsamen Spannungsaufbau gut übertüncht, zieht Derrickson ab einem bestimmten Punkt die Schraube glücklicherweise konstant an, sodass selbst harte Sequenzen wie Gewalt gegen Kinder keine blöde Effekthascherei ist sondern die Storyline sinnvoll verstärkt um den jeweiligen Kindern tiefere Charakterzüge zu geben. Düster gestaltete Bilder gepaart mit dem Flair der späten 1970er Jahre vermittelt eine unangeahnte Spannung, welche seit langem kaum mehr im Kino stattfand. Gut, dass man auf billige Jump Scares so gut wie wie verzichtete sondern die grotesken Masken von Hawke als „Greifer“ schon unbehagliche Gefühlslagen auslöst. Unterhaltsamer Horror-Thriller der alten Schule, der dank seines Cast beim Publikum wirkt.
Release: 23. Juni. 2022 | Länge: 104 Minuten | FSK: ab 16 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Liebesdings
Wie ist es ein prominenter deutscher Filmstar mit allerhand Verehrerinnen und massig Kohle zu sein? Laut Marvin Bosch (Elyas M’Barek) gar nicht so dolle. In der neuen Komödie von Anika Decker, ihres Zeichen durch die jahrelange Drehbuch-Zusammenarbeit mit Til Schweiger bekannt geworden, schlummert eine bissige Mediensatire über Deutsche Produktionen. Leider kratzt man nur an der Oberfläche. Nachdem Bosch in einem feministischen Off-Theater untertauchen muss entspinnt sich eine Beziehung zur wenig begeisterten Frieda (Lucie Heinze) und neben einem flauschigen Klitoris-Kostüm werden typische Muster von Deutschen Komödien abgehakt. Wenigstens taucht Regisseurin Decker ihre meist gut eingefangenen Bilder nicht in unerträgliche Insta-Filter und verpasst selbst zotigen Gags einen Politictal Correktness-Anstrich, wobei man ab und zu eine derbere Humorschiene vermisst. Ansonsten ist die ernstgemeinte dramatische Ebene der Storyline zu loben, Das angepeilte (weibliche) Zielpublikum wird mit ziemlicher Sicherheit trotzdem ihren Spaß haben – auch ganz ohne Secco.
Release: 07. Juli. 2022 | Länge: 109 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt
Wer bereits den Trailer sah wird in seiner Meinung bestätigt – „Auf der Suche nach dem grünen Diamanten“ stand hier Pate. In dieser Actionkomödie von Aaron Nee & Adam Nee, die zuvor nur bei kleinen Indie-Filmen in Erscheinung traten, geht es um nicht weniger als einen großen Schatz! Genauer gesagt um Sandra Bullock als erfolgreiche Liebesbuchautorin, welche von Daniel Radcliffe als herrlich schmierigen Milliardär entführt wird, weil er vermutet, dass Sie einen existierenden Schatz im letzten Buch beschreibt. Zuhilfe kommt ausgerechnet ihr Figurenmodell, gespielt von Channing Tatum, der mehr Probleme statt Lösungen verursacht. Die Handlung ist romantisch witzig und darf dank ihres harmonierenden Casts sogar als charmant bezeichnet werden. Natürlich erfinden die inszenierenden Gebrüder Nee keineswegs das Rad neu aber präsentieren stimmige Actionszenen ohne ausgeflippte Schnitte und drehten tatsächlich IM Dschungel sprich in der Dominikanischen Republik. In Zeiten von immer stärker werdenden Gebrauch von Filmstudios mit halb aufgebauten Kulissen vor (miesem) CGI-Hintergrund ist das wirklich ein dickes Lob wert. Gerade diese Schauwerte bestehend aus echten Tümpel, echtem dichten Gestrüpp oder echten exotischen Lagunen vermitteln den Zuschauer:innen gleich eine bessere Atmosphäre. Manchmal ergibt sich der Humor manchmal zwar dem kleinsten gemeinsamen Nenner (Stichwort: Blutegel) aber schlussendlich serviert uns Paramount einen sättigenden Sommer-Cocktail.
Release: 24. März. 2022 | Länge: 112 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Massive Talent
Eine der tragischsten Figuren im gegenwärtigen Hollywood ist wohl der Oscar-Preisträger Nicolas Cage – einst spielte er sich overactingender Schauspieler mit Blockbustern wie „The Rock“ oder melancholischen Dramen á la „Leaving Las Vegas“ in sämtliche Herzen von Kritiker:innen sowie des Mainstream. Ab Mitte der Nullerjahre reihte sich ein Flop an den anderen während knapp 14 Millionen US-Dollar Steuerschulden ihn quasi zu jedem Projekt zustimmen ließen mussten. Mit „Massive Talent“ steht uns die Leinwandrückkehr von Nic Cage inklusive Seelenstriptease bevor – im besten „Pastewka“-Stil spielt er sich selbst und wird verschuldet mit einer Million Dollar zur Geburtstagsparty eines Schwerreichen auf sein spanisches Domizil gelotst. Dort wird plötzlich das CIA auf ihn aufmerksam…. – Cage selbst bewies selbst im noch so finanziell heruntergekommenen Projekt der letzten Jahre genügend schauspielerische Dynamik um den Zuschauer nicht sofort umschalten zu lassen. Dank Unmengen von Referenzen sowie Seitenhieben auf die Branche wird sich jeder Nic Cage-Fan großen Spaß haben. Pedro Pascal agiert ähnlich freudig und so entsteht in den besten Szenen eine ulkige Buddy-Chemie. Beginnt „Massive Talent“ zwar autobiografisch tragikkomisch entwickelt sich der Plot rund um eine vermisste Präsidententochter zum ironischen Actionfilm ohne das chaotische Ausmaß von beispielsweise „Con Air“ zu erreichen. Dennoch macht das mit Meta-Humor gespickte Werk gerade im Lichtspielhaus derbe Laune.
Release: 23. Juni. 2022 | Länge: 106 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
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