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Shadow of the Tomb Raider im großen Test

Mit „Shadow of the Tomb Raider“ zündet Eidos Montreal das große Finale der Origin-Story von Lara Croft. Spürbar weniger Action, dafür jedoch mehr Abenteuer und Rätsel. Kann dieser Abschluss wirklich überzeugen?

Ein harter langer Weg…

Lara Croft hat in ihrem Leben bisher viel durchgemacht. Einst Sex-Symbol mit furchtbarer Steuerung, danach recht durchwachsene Abenteuer die im Jahr 2013 erschienenen Reboot namens „Tomb Raider“ endeten. Wobei der frische Auftakt zum nachhaltig besten Spiel der Reihe zählt. Deutlich düsterer und mehr Shoot-Outs als jemals zuvor machte Entwickler Crystal Dynamics eines klar – A Survivor is born. Zumal die USK 18-Einstufung überraschend war, wurde es im darauffolgenden „Rise of the Tomb Raider“ einen Tick ruhiger. Zwar schoss sich die Archäologin auch in Sibrien durch einige Gegnermassen aber Fans bekamen mit mehr Gräbern ihre Genugtuung. Teil 3 war somit keine Frage und es kam zum Stühle rücken – vormaliger Zuentwickler Eidos Montreal (u.a. „Deus Ex: Human Revolution“) wurde Hauptentwickler und vorheriges Studio Crystal Dynamics nahm ihren Platz ein. Doch die Kanadier rütteln nicht am Spielkonzept sondern entschleunigen vielmehr.
Lara Croft ist noch immer auf der fast wahnhaften Suche nach der Geheimorganisation „Trinity“. Diese sucht weltweit nach verschollenen Artefakten um letztendlich die Welt zu beherrschen. In Peru verhindert Lara zwar die Mitnahme eines Dolches vor Trinity, löst jedoch versehentlich den Weltuntergang aus. Nun ist guter Rat teuer – zusammen mit Kumpel Jonah gibt es nur eine Möglichkeit. Sie muss die „Silberne Schatulle von Ix Chel“, einem Maya-Gott, finden. Doch Dr. Pedro Dominguez, der Anführer von „Trinity“ ist ihr ebenfalls dicht auf den Fersen. Handlungstechnisch erinnert der neueste Ableger an eine Achterbahn. Zu Anfang spannend, dann einen Satz nach unten und prompt wird es wieder unterhaltsam. Neben den leider offensichtlichen Logiklücken und teils unplausiblen Handlungen von Lara kommt erst ab Mitte der Spiels Fahrt auf. Zum einen liegt das an der reduzierten Feuergefechten. Es scheint, dass Eidos Montreal hier wieder an klassische Tomb Raider-Ausflüge anschließen wollte. Der Mix macht Spaß, aber irgendwie fehlen die im Vergleich häufiger auftretenden Shoot-Outs. Lara Croft wirkt gefestigt. Auf der einen Seite eiskalte Mörderin, auf der anderen auch zu Emotionen fähig. Die Kritik an der großen Diskrepanz wie damals im Reboot von 2013 wurde beherzigt. Auch Freund Jonah wirkt diffiziler gezeichnet, so widerspricht er Lara auch und zeigt Mitgefühl. Für Widersacher Dominguez gilt das Lob nur halb, da seine wahre Motivation erst im letzten Drittel offenbart wird.

Mit Schlamm ins Getümmel

Nahezu unangetastet hat Eidos das Gameplay übernommen. Um einige neue Tricks wurde das Bewegungsrepertoire erweitert – so kann sich die Forscherin an bestimmten Wänden abseilen und Hakenaxt-Sprünge absolvieren. Das Klettern wechselt zwischen angenehm flott und eine Art Kampf gegen den Programmcode. Im Test sind einige Hopser böse geendet, weil das Spiel dachte, dass wir nach rechts statt oben springen wollen. Teils arg nervig. Das Erkunden der weitläufigen Gebieten macht ungeheure Freude. Mit Kräuter, Holz und Artefakten übertreiben es die Entwickler jedoch. Nahezu in jeder Ecke gibt es irgendwas. Ab einem gewissen Punkt bedeutet dies nur noch abarbeiten von markierten Stellen. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen. Die Kämpfe behalten ihre Kernelemente: Stealth & Shooter. Lara darf sich nun mit Schlamm einschmieren und sich in Mooswänden verstecken, um dann wie John Rambo Feinde um die Ecke zu bringen. Von Baumkronen aus, können wir jetzt wie Batman mit Seilangriffen dort Feinde baumeln lassen. Überaus launig. Falls wir den Überblick verlieren hilft die starke Adlersicht mit dem jeweiligen Missionspunkt. Eben diese Sicht dürfen wir im Upgradebaum erweitern – auch Attribute im Kampf und Erkundung. Mit verdienten XP schalten wir benötigte „Fähigkeitspunkte“ frei. Im Dorf Paititi finden sich zumal Nebenmissionen, die durchaus Abwechslung verschaffen. Mal müssen wir fünf verschiedene Personen finden und ihre Geschichte hören oder als Privatermittlerin agieren, um eine Ausbeuter-Grabstätte von Trinity zu sprengen. Auch gänzlich ohne Nebenaufträge dauert die Kampagne rund 10-15 Stunden.
Grafisch ist „Shadow of the Tomb Raider“ visuell einfach nur beeindruckend. Vom Farbton her wärmer als „Rise“ entlockt die Foundation-Engine dem Dschungel eine derart grandiose Authentizität, dass nur die Klangkulisse davon übertroffen wird. Exotische Vögel, zirppende Grillen etc. sprechen für sich. Da Eidos im neuen Abenteuer deutlich mehr Unterwasser-Areale einbaute, überzeugen die hervorragenden Wassereffekte ebenso. Das hat seinen Preis. Schon die angepeilten 30fps bei 900p auf unserer Xbox One S sacken in hektischen Sequenzen merklich runter. Verkommt niemals zur Diashow, ist aber auch nicht schön anzusehen. Womit wir bei der Technik sind. Abstürze gab es keine – nur die leicht unscharfe Grafik mit vereinzeltem Tearing und aufklappenden Objekten zerstört die Immersion. Der Score ist deutlich dramatischer, behielt einige Takte aus dem Reboot-Theme. Nicht störend. Zu empfehlen sind beide Lokalisierungen, wobei die Englisch hier einen Hauch authentischer ist. Lustig, im Optionsmenü dürfen wir „Sprachechtheit“ aktivieren, dann sprechen die Dorfbewohner in ihrer eigenen Sprache – Lara antwortet jedoch auf deutsch. Clever.

Unser Fazit zu „Shadow of the Tomb Raider“

Das Finale von Lara Croft als junge Frau hat seine High- und leider auch Lowlights. Während die Geschichte nur mühsam in Fahrt kommt, hält einen die lebendige Spielwelt. Fans vom Reboot vermissen die abgespeckten Schussgefechte zwischen Lara und der Geheimorganisation „Trinity“. Technisch gibt es zwar wenige aber düfür offensichtliche Makel, die dich als Spieler niemals richtig in diese Welt lassen. Der Abschluss macht zwar echt Spaß, bleibt unter seinem Potenzial und womöglich den direkten Vorgängern.
Entwickler: Eidos Montreal | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 16

Shadow of the Tomb Raider (Xbox One)

Spielspaß - 79%
Gameplay - 84%
Grafik - 90%
Technik - 68%

80%

Empfehlung!

Düsteres Finale mit Lara mit schöner Grafik und einigen Macken.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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