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„PlayStation Classic“ im Hardware-Test

Nach Nintendo zieht jetzt auch Sony mit seiner Retro-Konsole „PS Classic“ nach. Ob sich die digitale Zeitreise zu Resident Evil und Co. lohnt und wo die Mini-Version schwächelt, verrät euch unsere Review.
Als Nintendo plötzlich seine schicken Retrokonsolen erfolgreich auf den Markt warf, konnte man sicher sein, dass Nachzügler folgen werden. Während der „C64-Mini“ insgesamt zu oldie war, wollte die Spielerschaft, dass endlich Microsoft und PlayStation auch einen eigenen Emulator veröffentlichen. Zudem gab es auch einen recht clever programmierten Emulator seitens Nintendo, der durch seine Flexibilität auch fremde Roms abspielen konnte. Mitte September war es endlich soweit – Sony kündigte die (kurz) „PS Classic“ an und das Internet brach vor Freude fast zusammen. Für viele Gamer bildete nämlich die erste PlayStation ihre erste richtige Videospiel-Erfahrung, dementsprechend war man doch sehr gespannt, welche 20 vorinstallierten Spiele auf die Käufer zukommen. Ein Mix aus bekannten Genreperlen wie „Metal Gear Solid“ und eher unbekannten Titeln wie „Super Puzzle Fighter II Turbo“ gab Grund zur Sorge. Obwohl Sony den Spielern damit ein authentisches „Back to the Roots“-Erlebnis bieten wollte.
Auf der „PS Classic“ sind folgende 20 Spiele vorinstalliert:

  • Final Fantasy VII
  • Grand Theft Auto (GTA)
  • Metal Gear Solid
  • Twisted Metal
  • Jumping Flash
  • Ridge Racer Type 4
  • Tekken 3
  • Battle Arena Toshinden
  • Cool Boarders 2
  • Destruction Derby
  • Intelligent Qube
  • Mr. Driller
  • Oddworld: Abe‘s Oddysee
  • Rayman
  • Resident Evil: Director‘s Cut
  • Revelations: Persona
  • Super Puzzle Fighter II: Turbo
  • Syphon Filter
  • Tom Clancy‘s Rainbow Six
  • Wild Arms

Die Verarbeitung der „PS Classic“ lässt keinen Anlass zur Kritik zu. Das Design ist tupfengleich zur originalen PlayStation 1 aus dem Jahr 1995, jedoch um 80% kleiner und zudem sehr viel leichter. Genauer gesagt 140g leicht. Im Inneren des ikonisch grauen Kästchens taktet ein kleiner Chip mit Flashspeicher-Einheit mit rund 16GB Platz. Memory Card-Steckplätze sind zwar äußerlich zu erkennen aber ohne Nutzen. Leider verhält sich dies auch für den CD-Spieler, der sowieso viel zu klein für Rohlinge ist. PS-Controller (ohne Analogsticks) werden per USB-Kabel an das System angeschlossen. Hier beginnen die Schwächen – bei Spielen wie „Ridge Racer 4“ oder „Metal Gear Solid“ ist es ein wirklicher Krampf diese ausschließlich mit dem Steuerkreuz spielen zu müssen. Zudem ist die Auswahl der Titel leider nur Durchschnitt. Wo bleiben die wahren Perlen der goldenen Ära wie „Silent Hill“ oder „Crash Bandicoot“? Pikanterweise wurden eben solche Spiele kurz nach Release von Hackern auf der Konsole selbst versteckt gefunden. Auch ist ein großes Problem, dass einige Spiele als PAL-Version vorhanden sind. Zum Verständnis: Früher gab es je nach Standort eine Landes-Version namens PAL und NTSC. Letztere wurden oftmals in Amerika verkauft und gab 60HZ wieder, während PAL nur 50HZ schaffte. So kommt es bei der Hälfte der Spiele zu geringeren Framerates und haben einen Zeitlupen-Effekt. Nervig und bei „Tekken 3“ gar unmöglich zu spielen. Hier patzte man in großem Stil und ließ ein unfertiges Produkt auf den Markt. Schade.
Im Vergleich zu Nintendo ist das Angebot an Extras innerhalb der Spiele bzw. Darstellung deutlich reduziert. Wir dürfen zwar aus einem Demo-ähnlichen Menü unsere Titel starten – können aber keine Gimmicks wie Scanlines, Rahmen oder sonstige Dinge aktivieren. Kurioserweise basiert der gebotene Emulator auf einem höchstselbst von Sony verbotener Software aus dem Jahr 2000. Diese wurde gerichtlich zwar nicht verboten, jedoch erwarb Sony die Rechte und legte die Emulator-Software lahm….um sie letztendlich für ihre jetztige Retrokonsole zu reaktivieren. Späte Ehre für den damiligen Entwickler. Bis auf das erwähnte PAL-Problem laufen die Spiele recht sauber, sehen aber nicht besser als im Urzustand aus. Speichern ist jederzeit möglich über 15 freie Speicherplätze pro Titel. Falls wir „CD 2 einlegen“ müssen, drücken wir einfach die „Open“-Taste der „PS Classic“. Nette Idee. Schade ist auch, dass der Kasten keinerlei Internetzugang besitzt um neue Spiele oder gar Updates runterzuladen. Hier hat Sony klar Potenzial verschenkt und ein sicheres Alleinstellungsmerkmal aufgegeben.

Unser Fazit zur „PS Classic“

Der allgemeine Hass im Internet bei genannten Punkten wie Spieleauswahl oder technischen Mankos ist völlig vertretbar. PlayStation hat einfach zu viel Potenzial verschenkt, was einfach schade ist, da die jetzigen Probleme mit mehr Liebe zum Detail gar nicht passiert wären. Aber die „PS Classic“ als pure Enttäuschung abzutun ist auch nicht fair. Vielleicht mag die Spielesammlung nicht jedem zusagen, jedoch sind einige Perlen wie „Oddworld“ oder auch das erste „Resident Evil“ vorhanden und könnten für viele den Kauf wert sein. Zudem ist die Konsole sicher bald mit anderen Roms verwendbar. Als Sammlerstück wäre sie ebenfalls nicht zu verachten. Ein Produkt für Fans oder schmerzfreie Zocker.
Entwickler: Sony | Preis: 99,99 Euro | Für PlayStation | USK: ab 16

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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