Filmkritik zu „Countdown“ – Verfluchter App-Horror ohne Pfiff
Nach viel zu langen Wochen ohne Lichtspielbesuch, locken endlich frisches Popcorn und lauschige Sitze zum entspannten Filmgenuss ein – wäre da nicht ein uninspirierter Horrorfilm von der Stange, den man eigentlich viel zu häufig sah. Unsere Kritik zu „Countdown“.
Rückkehr in den Alltag
Auferstehung. Das wäre die womöglich beste Bezeichnung für das Kino. Lieber Leser, ich weiß nicht wann du jetzt genau diese Filmkritik liest – aber hinter uns liegen knapp drei Monate geschlossene Lichtspielhäuser. Blockbuster wie das Disney-Remake von „Mulan“ oder der neue James Bond wurden weit nach hinten verschoben. Besonders offensichtlich wird dieser Umstand im Vorprogramm. Dort laufen obligatorische Trailer zu Filmen, die schon längst ihren Kinostart erlebt hätten. „Ab 12. März nur im Kino!“, heißt es da etwa. Ungefähr so zeitlich genau wie ein ICE aus Berlin. Lustigerweise zeigt man jetzt das alte reguläre Programm – also Filme, die es schon vor Corona gab. Und Klassiker. Oder Filmreihen wie „Herr der Ringe“. Mit sanften Atemzügen in die Normalität. Nichtsdestotrotz besprechen wir jetzt „Countdown“ geschrieben und inszeniert Justin Dec, der sich aus allerlei Genrevertretern kräftig bedient hat. Ein Schuss „The Ring“, eine Messerspitze „Conjuring“ und zum Abschmecken „Beliebiger Teenie-Horrorfilm einfügen“. Das hört sich jetzt alles beliebig, gar langweilig an – ist es auch. In Phasen.
Alles beginnt auf einer typischen Studentenparty. Hier kursiert eine merkwürdige App, die den genauen Todeszeitpunkt verrät. Dummerweise ist es kein Witz sondern bitterer Ernst, auch die junge Krankenschwester Quinn Harris bald feststellen muss. Eigentlich ist das schon alles. Natürlich findet sie im Gewirr zwischen nur mäßig schockierenden Jumpscares und der spannungsarmen Story noch einen Verbündeten namens Matt, der ebenfalls die Killer-App installierte. Regisseur Dec rattert seine Geschichte zum Glück nicht bierernst app (Sie verstehen?) sondern fügt ein paar humorige Sequenzen ein, wie der kiffende Pfarrer, der laut Gangster-Rap innerhalb der Kirche hört oder den nerdigen Computerfachmann mit Sarkasmus-Ader. Dennoch verliert sich „Countdown“ im Mittelteil zusehends. Erst im letzten Viertel kommt wieder etwas wie Spannung auf. Amüsant ist, der Umstand dass jeder still und eilig die Nutzungsbedingungen bestätigt und selbst Schuld an seinem Ableben ist. Dennoch ist man über den sehnlichst erwarteten Appspann (hihi) froh. Der Cast besteht aus relativ unbekannten Gesichtern, denen man jedoch ihre Rollen abnimmt.
Die Effekte sehen für eine Low-Budget Produktion in Höhe von 6,5 Mio. US-Dollar ganz okay aus. Sie reißen dich nicht vom Hocker, lassen dich aber auch nicht über das Budget nachdenken. Wirklich erschreckend ist der Film niemals – besser gesagt eignet er sich für Neulinge des Genres. Seine FSK-16 Freigabe kostet er nicht aus, manchmal sind Gewaltspitzen zu sehen. Man spielt eher mit der Angst vor Geräuschen, Dunkelheit etc. Musikalisch verlässt man sich auf typische Genreklänge wie Streicher, Geigen und konventionelle Instrumente.
Unser Fazit zu „Countdown“
Apps, die Menschen töten können. Spätestens nach dem Release des Samsung Note 7 ist das kein Hirngespinst mehr. Hatte ich mich erfolgreich vor Corona vor diesem Film gedrückt, war ich jetzt dankbar ihn im Kino sehen zu dürfen. Dem Zuschauer wird eine recht fade Horrorstory aufgetischt. Weder überzeugt sie inhaltlich oder anhand ihrer Gruselmomente. Für Anfänger durchaus geeignet.
Countdown. USA 2019. Regie: Justin Dec. Mit Anne Winters, Peter Facinelli, Elizabeth Lail, Lana McKissack. 91 Minuten. Ab 16 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Countdown“ gibt es hier.