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Battlefield 1 im großen Test – Auf die harte Tour!

Battlefield 1 Test: Riesige Schlachten per Land, Wasser und Luft sind die Stärken der Battlefield Reihe. Zeitlich im ersten Weltkrieg angesiedelt erwartet uns eine Kampagne im Episoden-Stil, starker Multiplayer und hervorragende Grafik, wie schlägt sich das im Test?
Schüsse sind zu hören. Dumpfe Einschläge sind zu spüren. Dichte Atmosphäre ist zu fühlen. DICE packt und wirft uns ohne Gnade oder Tutorial auf das Schlachtfeld. In schwarzen Texttafeln wird uns mitgeteilt, dass wir um jeden Preis die Linie halten sollen. Spitzname: Harlem Hellfighters. Aus der reinen Angst motiviert schreien unsere Kameraden zum Kampf gegen die anrückenden deutschen Soldaten. Gleichzeitig verlieren die ersten brutal durch Flammenwerfer-Einsatz ihr Leben. Liegend keuchend im Dreck. Während wir ums reine Überleben kämpfen, greift der Feind mit Giftgas an. Keine Chance. Auf dem Bildschirm erscheint „Marcus Nottoway / 1889-1918“. Ein Tod von vielen.

Einmal Gegenwart und zurück

Das erfolgreiche Mulitplayer-Franchise „Battlefield“ nahm 2002 ihren Lauf. Mit „Battlefield 1942“ baute sich Entwickler DICE (vormals Digital Illusions CE) nach und nach einen großen Namen in der Branche auf. Durch zahlreiche Ableger und Add-Ons wie „Vietnam“, „2142“ wurde es im Jahr 2008 unüblich für das Genre mit „Battlefield: Bad Company“ sehr humorvoll. Wir begleiteten US-Infanteristen Preston Marlowe und seine Crew auf einer heillosen Goldjagd im russisch/amerikanischen Krieg. Three Kings lässt grüßen. Zudem wurde auch die äußerst beliebte Zerstörungs-Engine in BC geboren. Was wäre ein Battlefield ohne zusammen stürzende Wolkenkratzer oder andere spektakuläre Momente? Nach einem desolaten Multiplayer Start von Teil 3 und Teil 4 der normalen „Battlefield“-Serie wurden eben diese über die Zeit hinweg ein fester Platz in den monatlichen Steam-Charts. Novum in der Reihe bildet „Hardline“. Hier sind wir keine verpeilte Truppe oder hoch moderne Hightech-Söldner sondern Detectives im Bereich Drogenkriminalität. Keine Panzer oder anderes Kriegsgerät bestimmt den Multiplayer – schnelle Muscle Cars und Polizeitransporter bilden die Kernfahrzeuge. Selten: Die Kampagne war mit ihren leicht vorhersehbaren Situationen überraschungsbefreit jedoch temporeich erzählt. Nun reisen wir knapp 100 Jahre in die Vergangenheit zurück.
DICE konnte alleine mit der Ankündigung schon viele Lorbeeren sammeln. „Erster Weltkrieg geil!“ hieß unter dem Reveal Trailer auf YouTube. Während Hauptkonkurrent „Call of Duty“ immer weiter in die Zukunft blickt, ist ein Return mal ganz angenehm. Doch nach der anfänglichen Begeisterung stellten sich uns ein paar Fragen: Wird sich das Gameplay verändern? Gab es eigentlich schon (halb)automatische Waffen in den frühen 1900ern? Ich kann Entwarnung geben. Die Entwickler haben hier und da historische Gegebenheiten um kleine Punkte ergänzt. Neben üblichen Scharfschützengewehre, Karabinern und Schrotgewehren sind auch frische Neuheiten wie die „Lewis Gun“ (Maschinengewehr) zu bekommen. Beginnen wir mit heiß erwarteten Singleplayer-Kampagne, kommt im Episoden-Format daher. Die „Kriegsgeschichten“ dauern pro Mission 30 Min bis eineinhalb Stunden. In jedem Abschnitt übernehmen wir die Rolle einer Figur auf einem anderen Punkt der Weltkarte. In „Durch Morast und Dreck“ steuere ich den jungen britischen Panzerfahrer Danny Edwards. Mit dem Haufen zusammengewürfelter Existenzen sprengen wir mit Panzer „Black Bess“ die deutschen Streitkräfte nieder. Vorerst. Aus einer Notlage heraus übernehme ich, überraschend, die Steuerung einer Brieftaube. Erinnert leicht an Ubisoft´s VR Titel „Eagle Flight“. Nachfolgend bewegt sich Edwards in Metal Gear Solid-Manier in einen nebligen Wald hindurch. Schleichen in Battlefield? Richtig gehört. Mitunter alle Episoden bieten Verschnaufpausen für Logbücher etc. – hier sollte DICE festhalten.

Metal Gear Battlefield

In Battlefield 1 werden auf starke Charaktere gesetzt. Klassische Filmsequenzen unterstreichen die Atmosphäre und das Gefühl auch als kleines Licht einen wichtigen Beitrag zu leisten. Wir fühlen mit den Figuren mit, sehen was sie durchmachen. Das Storytelling sowie die emotionale Bindung beherrscht DICE mit Bravour. „Einflussreiche Freunde“ wirft uns in die Haut von Clyde Blackburn. Ein Betrüger, der das Leben durch die Bank nicht ernst nimmt. Wegen einer List beim Kartenspiel sind wir als Kampfpilot mit Partner in den Vogesen unterwegs. Wunderschöne Panoramen! Nach knapp 20 Minuten Tutorial geht es richtig ab – actionreiche Luftkämpfe trifft auf Bruchlandung. Mein persönliches Highlight ist die letzte „Kriegsgeschichte“ mit dem Namen: „Nichts steht geschrieben.“. Kein geringerer als Lawrence von Arabien ist der Hauptprotagonist, als rechte Hand (Zara Ghufran) müssen wir u.a. einen türkischen Zug per Sprenggeschoss aufhalten. Gerade bei diesem historisch eindrucksvollen Abschnitt ist es noch trauriger, dass es keine „deutsche“ Handlung mit beispielsweise dem „Roten Baron“ gibt. Dialoge reichen von Blockbuster Qualität bis hin zum absoluten B-Movie Gelaber. Dennoch besitzt jede Figur genug Hintergrund um glaubwürdig zu erscheinen. Im Großen und Ganzen lässt sich die Kurzgeschichten von Battlefield 1 an einem langen Nachmittag durchspielen. Trotz kreativem Leveldesign wiederholt sich das Konzept. Action-Story-Stealth-Action-Ende. Größter Kritikpunkt: Strunzdumme Gegner-KI. Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Der Schwierigkeitsgrad ist auf „mittel“ eingestellt, trotzdem bleiben Gegner regungslos vor mir stehen oder verstehen sich als Kanonenfutter. Hätte nicht sein müssen.

Rasante Multiplayer-Action ohne Probleme

Ganz im Gegenteil verhält sich der, wieder einmal, sehr gelungene Multiplayer-Part von Battlefield 1. Das „Herz des Spiels“ kommt völlig ohne Probleme ab Release aus, läuft stabil und bietet einen beispielhaften Netcode. Unzählige Stunden verbrachten wir online auf den Maps, kein einziger Absturz. Die Sorge, dass bereits vor Release schon Cheater unterwegs sind, können wir nicht bestätigen. Vorbildlich! Doch bei all der Lobhudelei: Battlefield 1 ist kein einfaches Multiplayer-Spiel. Viele feindliche Sniper sind auf den 9 Maps unterwegs und die Sterblichkeitsrate reduziert sich auf Sekunden. Dies könnte für ungeduldige Spieler eine hohe Einstiegshürde sein, jedoch entschädigt ein Sieg vieles. Wir starten mit unter durchschnittlichen Waffen. Aussuchen kann sich nur ob es Schrot, Maschinen oder Scharfschützegewehr sein soll. Durch erfolgreiche Schlachten verdienen wir einerseits Punkte, andererseits Kriegsanleihen. Das ist die offizielle Währung. Pro Waffe sind es zu Beginn rund 150 Kriegsanleihen. Aufsätze variieren im Preis. Einen Großteil müssen wir zudem durch viele Matchs freispielen. Zusätzlich zu dem kostenpflichtigen Season Pass gibt es auf natürlich ebenso Microtransactions für „Kriegsanleihen“, dennoch wird sich im Gegensatz zu anderen Spielen angenehm zurückgehalten.
Folgende Multiplayer-Modi sind enthalten:
„Eroberung“ – Der beliebteste Modus im Battlefield Universum fasst den wichtigsten Punkt zusammen. Teamwork. Bis zu 64 Spieler müssen auf einer großen Map mehrere Punkt erobern/sichern oder halten. Wer als erstes Team 1000 Punkte erreicht, gewinnt.
„Vorherrschaft“ – Schnelle Infanteriekämpfe bilden den Kern in diesem Modus. Kurz gesagt, eine kleinere Version von Eroberung mit strategischen Einsatzzielen.
„Team-Deathmatch“ – Der Klassiker im Multiplayer-Genre. 32 vs. 32 Spieler. Welches Team die meisten Kills erzielt geht als Sieger vom Schlachtfeld.
„Kriegstauben“ – Eine spezielle Variante von „Capture the Flag“. Auf der Map ist der Standort einer Nachrichtentaube angezeigt. Jedes Team hat nun die Chance, den Zweibeiner zu schnappen und ihn zu verschicken. Wem diese altmodische Nachrichtenübermittlung am meisten gelingt ist das Siegerteam.
„Operations“ – Das gegnerische Team versucht dem anderen Team, drei festgesetzte Punkten wegzunehmen. Gelingt ihnen das dreimal, zzgl. auch die letzte Festung einzunehmen hat der feindliche Trupp gewonnen. Konzentrierter und geradliniger Modus, jedoch ganz ohne Serverbrowser.
Insgesamt spielt sich der neueste Ableger von Battlefield noch geschmeidiger als seine Vorgänger. Waffenwechsel gehen leichter von der Hand. Schnelle Sprints zwecks Flucht vor Panzern wirken effektiver als in Battlefield 4. Zu Beginn wäre es ratsam in Fahrzeugen die Steuerung anzeigen zu lassen. Learning by doing derzeit. Zudem die Grafik bestimmt der heimliche Star ist. Wir lügen nicht, wenn wir euch sagen, dass Battlefield 1 die derzeit schönste Grafik (ausgenommen Uncharted 4 – A Thief´s End) in einem Konsolenspiel hat. Knackige Lichteffekte treffen auch realistische Matsch- und Wasserillustrationen. Das dynamische Wettersystem geht in diesem Konzept voll auf. Sind wir in Arabien undurchsichtigen Wüstenstürmen ausgesetzt, wirkt sich das im Dschungel von Argonna mit tropischem Regengüssen aus. Kurzum: Viel besser ist schwierig. Auf ganzen 9 Maps dürfen wir uns austoben. Dazu gehören: Empire’s Edge – mediterranes Dorf an der Adria-Küste, Monte Grappa in den Alpen, Amiens in England, Sinai Desert und das Dörfchen St. Quentin Scar. Allesamt beeindruckend mit Frostbite umgesetzt.

Battlefield 1 – Fazit

DICE zeigt einmal mehr wo der Hammer hängt! Seit Ankündigung mit haushohen Vorstellungen erwartet und allesamt fast übertroffen. Eine gute bis sehr gute Solo-Kampagne, die gerne tiefgehender und länger hätte sein können, trifft auf den exzellenten Multiplayer. Trotz einiger Startschwierigkeiten erwartet euch ein Titel, dass nicht zu schnell loslässt. Unverbrauchtes Setting mit noch nicht voll ausgenutztem Potenzial, was jedoch die Zukunft ändern kann. Kleinere Probleme wie der fehlende Serverbrowser und Grafik-Bugs sind in den nächsten Patchs beseitigt.
Entwickler: EA DICE – Preis 69,99 Euro – Für PS4, Xbox One und PC. USK: ab 16

Battlefield 1 (PlayStation 4)

Spielspaß - 85%
Gameplay - 92%
Grafik - 95%
Technik - 90%

91%

Ausgezeichnet!

Bombastische Grafik trifft auf raffiniertes Gameplay. Mit seinem Multiplayer und mitunter besten Kampagne zählt Battlefield 1 zu den Highlights 2016.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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