Destiny 2 im großen Test
Destiny 2: Schneller, höher und auch besser? Der zweite Teil von Destiny zeigt eindrucksvoll, dass mehr Story und wesentlich interessantere Figuren einen Unterschied in Sachen Spielspaß und Motivation ausmachen. Doch reicht das schon als potenzieller „Spiel des Jahres“-Kandidat?
Langatmiger und beschwerlicher Anfang
Zu Beginn ein paar ehrliche Worte. Ich mochte den Vorgänger nicht. Aus verschiedenen Gründen. Zum einen wollte man uns Spielern und der Fachpresse weis machen, dass Destiny ein Spiel für die nächsten 10 Jahren sein will. 10 Jahre? Das ist im heutigen Zeitalter der Videospiele naiv und nur in finanzieller Hinsicht gedacht. Man wollte hier ein vermeintliches „GTA Online“ im Sci-Fi Setting erschaffen. Nur, der Umstand dass die Entwickler vom Gangster-Epos hier fleißig alle Wochen ein kleines bis größeres Update kostenfrei raus geben, um die Community bei Laune und am System zu lassen. Desweiteren sollte „Destiny“ mit epischer Handlung daherkommen, die jedoch lachhaft und in zwei Sätzen noch zu lang schien. Dazu kam der ewig gleiche Missionstyp in wechselnden Settings. Das war langatmig und nur wegen dem Loot bzw. neuer Ausrüstung nötig. Zwar gab es irgendwo versteckt in Audio-Logs und spielbezogenen Webseiten diese monumentale Storyline nur las sie dort keiner. Nachdem es hinter den Kulissen zu Verwürfnissen kam und selbst Peter Dinklage eher lustlos seine Sätze als „Geist des Hüters“ einsprach, war klar dass hier spielerischer Flop geboren wurde. Schade, weil das Gun-Gameplay von „Bungie“ wirklich hervorragend war und richtig Freude machte. Dann die Wende. In den schon vor Release angesprochenen DLC´s wurde der Titel abwechslungsreicher und bekam kleine Geschichten, die nur zeigten was man im Hauptspiel hätte durchziehen müssen. Zog Destiny 2 daraus seine Lehren?
Kommen wir zur Handlung: Die letzte sichere Stadt der Menschheit ist einer Invasion, angeführt von Kriegstreiber Ghaul, in die Hände gefallen. Ein gnadenloser Kommandant der brutalen Rotlegion. Auch die Energiequelle „Der Wanderer“ ist davon betroffen. Wir in Form des mysteriösen Hüters versuchen ihn zu stoppen und werden schwer verletzt. Nun lautet unser Auftrag, die letzten Krieger in unentdeckten Planeten des Sonnensystems aufzufinden und ein letztes Gefecht auszutragen. Keine Sorge, wir halten uns hier nur mit den Hard Facts auf, da die Handlung in mehreren Ebenen stattfindet. Zu Beginn suchen wir aus drei Subklassen den Helden aus: „Titan, Warlock, Jäger“. Danach designen wir unseren Hüter mit Frisuren, Muttermalen oder Haarfarben. Zum einen werden wir ohne große Vorbereitung in Kämpfe geschickt und müssen uns kurz darauf schwer verletzt durch die zerstörte Einöde der Erde kämpfen. Gerade in der ersten Stunden entfesselt „Destiny 2“ eine ungeahnte Emotionalität, wenn wir uns schleppend mit unserem halb zerstörten Geist Richtung Heimat durchschlagen müssen. Zudem wird die Story mit gut aussehenden Zwischensequenzen unterstützt. Danach findet sich der Spieler in der Hub-Welt „Die Farm“ wieder. Hier treffen wir andere Hüter, können Waffen kaufen, Aufträge annehmen und selbst Fußball spielen. Richtig gehört, am Rande des Areals gibt es ein zunächst unscheinbares Feld mit zwei Toren und einem Fußball in der Mitte. Findige Hüter haben hier schon kleinere sportliche Kämpfe ausgetragen. Wer es ruppiger mag, dem steht „Der Schmelztiegel“ ab Level 6 offen. Zu dem wir später kommen. Anders als im Vorgänger hat jeder unserer Auftraggeber eine kleine Background-Story. DAS Dadurch wirken die Missionen nicht nur als Mittel zum Zweck sondern es herrscht das Gefühl wirklich etwas hilfreiches beigetragen zu haben. Nice to know: Bei allen Kontakten können wir Waffen und neue Ausrüstung gegen In-Game Währung eintauschen.
Versuchen Sie es mit Looten
Unser erster Gang führt uns durch ein deutschsprachiges Städtchen auf der Erde. Seit Jahren verlassen und überaus grün erwarten uns marode aber Gebäude im Stile des 19. Jahrhunderts. Quasi Altstadt. Neben anderen Hüter, die wir selbst und uns nicht angreifen können streunern noch zahlreiche Gegner wie die „Aussätzigen“ durch die Straßen. Diese verstecken sich meist im Erdgeschoss und greifen an, falls man ihnen zu nahe kommt. Zwischendrin warten Dungeons mit kleineren Bosskämpfen auf. Destiny 2 besitzt die Gabe, einem als Spieler direkt zu zeigen, ob man in Teile des Gebiets vordringen sollte oder nicht. Danach bereisen wir noch einen Wasser-Planeten und dürfen in die Wolken. In den meisten aller Fälle reicht dennoch die Waffenkraft und Energie aus, um Feindesgruppen zu bezwingen. Neben der Kampagne, gibt es auch sogenannte „Abenteuer-Missionen“. Hier müssen wir mal einen Sender im bekämpften Alien-Nest anbringen oder einen Gegenstand vor dem Eintreffen unserer Gegner holen. Das lockert spürbar auf und bringt stärkere Ausrüstung mit sich. Womit wir beim wichtigsten Aspekt von „Destiny 2“ sind – looten. Nach jedem Abschluss einer Mission erhalten wir eine Truhe mit meist besseren Waffen und Kleidungsstücken. Nach Erhalt können wir diese simpel im Menü anbringen und den „Power“-Wert auf ungeahnte Höhen peitschen. Viele Aufträge sind auch erst mit einem Wert von 80 empfohlen. Beteiligen kann sich der Hüter auch an „Öffentlichen Events“. Hier treffen wir meistens unbekannte Spieler und müssen bestimmte Gegner erledigen. Zweifelsohne spaßig und zeigt wie sozial die Community manchmal ist, falls wir wiederbelebt werden sollten. Im weiteren Spielverlauf kann jeder Spieler seinen eigenen Kampfstil herausarbeiten. Entweder klassisch mit Gewehr oder aus Distanz per Scharfschütze.
Die Missionen sind deutlich spannender und abwechslungsreicher als im Vorgänger. Mal schlagen wir uns durch ein unterirdisches stillgelegtes Bergwerk und dann stecken wir auf einer Ölplattform im Ozean. In vielen Abschnitten schafft es „Destiny 2“ auch Horror-Atmosphäre zu erschaffen, wenn wir beispielsweise mit Taschenlampe nur stockdunkle Gänge laufen. Dann gibt es wiederum auch helle und futuristische Level á la Halo zu bestaunen. Per Jet-Pack fliegen wir auf eine weit entfernte Plattform und verlassen dann Rambo-mäßig per schwerem Gefährt und automatischem Geschütz das mit Feinden übersäte Gebiet. Hier konnte Bungie endlich mal überraschen und gut unterhalten. Das macht Laune! Bloß schade, dass nach rund 8 Stunden der Singleplayer schon vorbei ist. Vorerst. Danach beginnt nämlich das eigentliche Spiel. Im Online-Kollektiv die Raids unsicher machen. Bungie hält jedoch diesen PvP-Teil unter Verschluss, da dieser Part erst mit guten Waffen Sinn ergibt. Dennoch können wir uns mit anderen im bereits erwähnten „Schmelztiegel“ messen. Statt wie gewohnt in 6/6-Partien treten wir in jetzt in 4/4-Kämpfen an. Auch scheint es nur ein Spielmodi auf einer Map zu geben. Team-Deathmatch. Das Spieltemp wurde etwas gedrosselt, um die 30fps auf allen Systemen stabil zu halten. Jede Runde geht exakt 10 Minuten und und hat ein Team eine gewisse Killzahl erreicht, gewinnt sie. In den nächsten Tagen und Wochen sollen, schon aus der Beta, bekannte Maps und Modi verfügbar sein. Activision hat auch in diesem Spiel Microtransactions zu gelassen. Da wir euch aber versichern können, dass längeres spielen euch genügend Loot einbringen wird, solltet ihr diese Möglichkeit schnell vergessen.
Grafisch ist „Destiny 2“ ganz ordentlich geraten. Texturen sind auffällig scharf geraten. Da leider nicht bekannt ist, welche Grafik-Engine hier zum Einsatz können wir nur spekulieren. Aufploppende Fragmente oder übermäßiges Kantenflimmern haben wir unserem Test nicht feststellen können. Auf der PS4 Pro werden konstante 30fps, obwohl es sicher besser gewesen wäre hier die flüssigeren 60fps anzusteuern. Vielleicht ändert sich etwas zum Release der Xbox One X. Die Technik ist mit einigen Ausnahmen störungsfrei. Wir hatten nur die Problematik, dass das Spiel gecrasht ist. Nach einem Patch kam dies nicht mehr vor. Ladezeiten sind besonders im Multiplayer arg lang, wenn es auf die Maps geht. Im Spiel selbst gibt es innerhalb der Welten keine Wartezeiten.
Unser Fazit zu „Destiny 2“
Destiny 2 ist genau das was der Vorgänger hätte sein sollen. Ein Sci-Fi Actionfeuerwerk mit passabler eingängiger Geschichte und abwechslungsreichen Gebieten mit überraschend kreativen Einfällen der Entwickler. Hier wird jedem Shooter-Fan vielleicht das beste Gun-Gameplay der letzten Jahre geboten und Gegner-Arten, die sich von Abschnitt zu Abschnitt schwieriger angreifen lassen. Bosskämpfe gegen besonders harte Brocken lockern spürbar auf. Kämpfe sind je nach Spielstil bombastisch oder gekonnt subtil. Mit jedem „Super“ brausen wir einmal mit voller Energie durch die Gegnerscharen, was wirklich Spaß macht. Am Schluss ist „Destiny 2“ ein gutes Beispiel dafür, dass Fortsetzungen nicht immer alles umwerfen, sondern nur etwas hinzufügen müssen. Das tat Bungie.
Entwickler: Bungie – Preis: 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC – USK: ab 16
Destiny 2 (PlayStation 4)
Spielspaß - 85%
Gameplay - 94%
Grafik - 84%
Technik - 75%
85%
Empfehlung!
Inszenierung, Gameplay und Story - das alles beherrscht Destiny 2 in umwerfender Form und stellt in vielen Aspekten Teil 1 in den Schatten.