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Filmkritik zu „Ballerina“ – Kill-Style over substance

Bundesweiter Kinostart: 05. Juni 2025

Ba-Ba-Baller! Ana de Armas auf schießwütigem Rachefeldzug – „Ballerina“ ist ein Spin-Off der erfolgreichen „John Wick“-Reihe, das kurioserweise nicht ohne seinen mystischen Hauptprotagonisten auskommt. Regisseur Len Wiseman schafft ordentlich dröhnende Action mit teils starken Funkenschlag im wahrsten Sinne – reicht das um den Kinogang zu empfehlen? Unsere Kritik zum Kinoneustart verrät es Euch.

So schön Ana de Armas alias Eve Macarro auch ist, so tödlich ist Sie. Dies wird unweigerlich klar, nachdem Sie gut ein Dutzend recht muskelbepackter Typen zur Strecke brachte und sich einen Blutfleck abwischend ihren Lohn von rund 750.000 US-Dollar überweisen lässt. Mit dem recht langen Titel „From the World of John Wick: Ballerina“ möchte man die Welt John Wicks von anderer Perspektive betrachten und womöglich tiefere Handlungsbögen schaffen. Ohne großes Spoilern: Dies gelang nicht. Vielmehr müsste Bundeskanzler Friedrich Merz hier frohlocken – da die Storyline des Films problemlos auf einen Bierdeckel passt. Gut, das dahinterliegende Universum rund um John Wick besitzt fairerweise auch nicht die inhaltliche Tiefe eines Shakespeare-Stücks dennoch rettete Keanu Reeves bekanntliche Aura darüber hinweg.

Hauptdarstellerin Ana de Armas haut, pfeffert, schlägt, hackt, schießt und setzt alles in Brand was sich ihr vor den Weg stellt. Mit gutem Grund: Als Kind muss Sie mitansehen wie ihr Vater von einer schwer bewaffneten Sekte ermordert wird. Aufgenommen und ausgebildet von der tanzbegeisteren Ruska Roma und ihrer Direktorin (Anjelica Huston) sucht sie eines Tages nach den Drahtziehern und kommt einer gefährlichen Sekte nahe. Regisseur Len Wiseman (Underworld) schafft anfangs noch wunderbar eingefangene Momente wie Eves erstes Zusammentreffen mit Continental-Leiter „Winston“ (Ian McShane) oder eine recht stylische Club-Sequenz mit ordentlich Haue. Je länger der Film läuft verkommen die typischen Setpieces zu bloßen Kulissen. Beileibe ist Protagonistin Ana de Armas kein Vorwurf zu machen, sie hängt sich in nahezu jede Situation merklich rein. Es liegt vielmehr an der schwachen Schreibe von Drehbuchautor Shay Hatten. Konzipiert vor vielen Jahren als Mix aus Luc Bessons „Nikita“ sowie Tarantino Einflüssen gliederte man die Geschichte in den Wick’schen Kanon, leider ohne den zwingend benötigten Biss.

Zwar ist Optik und die typische melodische Musik sofort identifizierbar, dennoch konventioneller gefilmt als vergangene Wick-Abenteuer und längst nicht so detailverliebt wie Teil 4 mit seinen Lichtbrüchen sowie Neon-getränkten Szenen, die „Ballerina“ jedoch partiell auflleben lässt. Chad Stahelski, ausführender Produzent sowie Regisseur der Hauptreihe soll mit der Fassung von Wiseman zufrieden gewesen sein, dass er mehrmonatige Nachdrehs vollzog. Daher auch die Verschiebung – zuerst sollte das Spin-Off vor einem Jahr starten. Die Action macht dank ihres Tempos und recht deftigen Kills genügend Spaß um nicht zu langweilen – die FSK 18 ist berechtigt erteilt worden. Zumal verschiedene Figuren wie „Winston“, die „Direktorin“ und selbstredend John Wick selbst für wohlige Fan Service-Momente sorgen. Zumal es für den viel zu früh verstorbenen Lance Reddick der finale Auftritt als charmanter Concierge „Charon“ ist.

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  • Fishburne, Laurence, Reeves, Keanu, Dafoe, Willem (Schauspieler)
  • Stahelski, Chad(Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 18 Jahren

Insgesamt ist „Ballerina“ kein schlechter Film, er bedient mit seiner kompromisslosen und edlen Action genau das was Liebhaber:innen der Wick-Filme schätzen, aber eben ohne das gewisse Etwas. Fehlende frische Setpieces. Kaum geschickt gefilmte Sequenzen. Statt Charisma regiert weitesgehend kreative Eindimensionalität. Der titelgebende klassische Bühnentanz erscheint nur am Rande, obwohl er dank seiner kunstvollen Choreografien bestens in diese Welt passt, aber diese Chance letztlich vertan wurde. Wer jedoch mal wieder auf düstere Action im Kinoformat Lust hat und eine kämpferische Ana de Armas sehen möchte, die Flammenwerfer schwingend durch ein verschneites Bergdorf heizt, denen sei „Ballerina“ empfohlen.

From the World of John Wick: Ballerina. USA 2025. Verleih: Leonine. Regie: Len Wiseman. Mit Ana de Armas, Keanu Reeves, Anjelica Huston. Genre: Action. 125 Minuten. FSK: Ab 18 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „From the World of John Wick: Ballerina“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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