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Filmkritik zu „Blue Beetle“ – Iron Man in der Bathöhle

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Mit „Blue Beetle“ schickt DC etwa kein betrunkenes Mitglied einer britischen Rockband auf die Leinwände sondern einen Superhelden wider Willen, der sich durch eine streng geheime Superwaffe in einen widerstandsfähigen humanoiden Käfer verwandeln kann. Diese Comicverfilmung beweist, dass es keine großen Namen braucht um eine gute Geschichte zu erzählen. Zudem empfehlen wir hierfür ausdrücklich einen IMAX-Besuch. Unsere Kritik zu „Blue Beetle“.

Mit Erwartungen ist es so eine Sache. Am besten ist es sie zu vermeiden um möglicherweise resultierende Enttäuschungen zu vermeiden. Etwa bei ersten Dates ist dies zu empfehlen oder, um wieder technischer zu werden, Videospiele samt zahlreichen Bewegtbildformaten. Wie oft saßen wir alle schon vor Mattscheibe oder Leinwand und waren doch stark unterwältigt vom Gezeigten? Im schlimmsten Fall bekommt die dafür verantwortliche Person dann einen öffentlichen Brief von F.J. Wagner in der BILD-Zeitung. Geht es wiederum um die seit Jahren mit recht starker Marktdominanz ausgestattete Riege der Comicverfilmungen in den Lichtspielhäusern der Welt findet derzeit eine realtiv offene Resignation statt. Nach den, zum Glück auch, finanziellen Rohrkrepierern „And-Man: Quantummania“ oder auch „Shazam 2: Fury of the Gods“ schafft es tatsächlich DC mit größtenteils unbekannten Gesichtern die qualitative Kehrtwende. Regisseur Angel Manuel Soto, bisher ein eher unbeschriebenes Blatt, schafft es den Witz und die stark vermisste Roughness früherer Superheldenfilme wieder einzufangen.

Worum gehts in „Blue Beetle“ eigentlich? Jaime Reyes (Xolo Maridueña) kommt frisch mit College-Abschluss in seine Heimat Mexiko, genauer gesagt in die Palmera City und wird mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Familie ihr Haus aufgrund hohen Mieterhöhungen verliert. Bei einem Aushilfsjob trifft er auf Jenny Kord, deren Technisch-Unternehmen von ihrer Stiefmutter Victoria (Susan Sarandon) zum Waffenkonzern umgebaut werden soll, ihr gelingt die Flucht mitsamt einer blauen Skarabäus-Figur welche sich als Hightech-Anzug entpuppt. Der Käfer ernennt Jaime zu seinem Host und verpasst ihm spezielle Fähigkeiten. Dadurch werden er und seine Familie gleichzeitig zur Zielscheibe von Victoria. Die Storyline ist temporeich inszeniert, ohne den Zuschauer mit absurd vielen Figuren zu verwirren. Desweiteren nimmt sich Gareth Dunnet-Alcocer ausreichend Zeit um die Figuren nicht bloß per Schema F-Dialog zu präsentieren sondern bestenfalls die Hintergründe ihrer Handlungen zu vermitteln. Zu Beginn versucht „Blue Beetle“ mit sehr lautem Humor das Familienleben zu veranschaulichen, was zweifelsohne amüsant ist, aber jedoch erst in der zweiten Hälfte funktioniert sobald die Sequenzen dramatischer werden. Der Cast allen voran – Xolo Maridueña und Bruna Marquezine beweisen je weiter die Lautzeit voranschreitet eine tolle Spielfreude. Im Gegensatz zu einer Susan Sarandon – die komplett austauschbar ist. Besonders gefallen hat mir aber die roughe Art der braichalen Action sowie der kaum glattgebügelte Look des Film. Quasi das Gegenteil der Marvel-Filme.

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  • Wan, James (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren

Besonders sei die limitierte aber grandios umgesetzte IMAX-Version erwähnt – gerade in chaotischen Sequenzen verliert man trotz wackliger Kameraführung kaum den Überblick. Dazu bebt der Saal wenn Jaime zu Flügen ansetzt, dass man glatt in den Sitz gepresst wird. Audiotechnisch setzt „Blue Beetle“ eine Marke. Zudem beweist „Blue Beetle“ auf vielen Ebenen eine echte Herzlichkeit und ein Verständnis von „Familie“ das greifbar ist und weitweg vom kaum ernstzunehmenden Machismus á la Vin Diesel in „Fast and Furious“. Zumal diese Comicverfilmung, die erste Produktion aus Lateinamerika mit einem fast reinen Latino-Cast. Merkwürdig, dass sich Filmstudios erst jetzt auf diesen Markt stürzen, obwohl seit jeher Brasilien und Mexiko comic-begeisterte Nationen sind. Technisch gibt es bis auf kleine CGI-Patzer wenig zu kritisieren, gerade weil Regisseur Angel Manuel Soto oft auf handgemachte Effekte, trotz des übersichtlichen Budgets von 120 Millionen US-Dollar, setzt macht es den Film gleich bodenständiger. Während manche Zuschauer sich bald wie in einem der ersten „Iron Man“-Filme vorkommen, weckt man auch Erinnerungen an die Bathöhle inklusive absurder Gadgets. Hindurch begleitet uns übrigens ein wunderbarer Soundtrack mit feinen Synth-Klängen und mexikanischem Folk, passt herrlich. Mit „Blue Beetle“ schaffte DC unserer Meinung nach die Kehrtwende hin zu bodenständigeren und handlungsorientierten Comicverfilmungen von denen man sehr gerne wieder mehr sehen will.

Blue Beetle. USA 2023. Verleih: Warner Bros. Regie: Angel Manuel Soto. Mit Xolo Maridueña, George Lopez, Susan Sarandon. 124 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.

Vielen Dank an den Traumpalast Leonberg für die freundliche Bereitstellung des IMAX-Tickets. Kinotickets für „Blue Beetle“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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