Filmkritik zu „Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe“
Hausfrauenporno in Vollendung: Wie eine endlose „Bachelor“-Folge zieht sich der zweite Teil der „Fifty Shades“-Reihe fort. Ob die toten Punkte des Drehbuchs mit genug Sex gestopft wurden und was alles soll, lest ihr jetzt.
In eigener Sache: Bevor ich wüste Mail oder Beschimpfungen über Twitter erhalte. Keine Sorge, die Kritik zum Sieger (Trainspotting 2) meiner Umfrage bekommt natürlich auch seine Kritik. Jedoch erst zum offiziellen Blu-Ray Start. Verschoben ist nicht aufgehoben.
Fifty Shades of Grey – Das Experiment
Jeder, der denkt im unsäglichen „Twilight“-Franchise alles in Form von jungem weiblichem Verhalten im Kino gesehen zu haben, irrt. Nun saß ich im Multiplex-Kino der Stadt und wusste, dass ich gleich nur an das Eine denken werden: Flucht. Bereits im Saal waren 6! Mädchengruppen, die man übrigens an einem gebrochenen Touchscreen am iPhone und der Vorliebe für nicht enden wollende Schwatzereien über Hauptdarsteller Jamie Dornan und dem neuen Bild von Taylor Swift auf Twitter identifiziert. Nichtsdestotrotz habe ich mich in das gelebte Sozio-Experiment hinein ziehen lassen. Mit einem Ergebnis: Ich kenne die Brüste von Dakota Johnson in allen Lebenslagen. Bezeichnend ist beim zweiten Teil von Fifty Shades of Grey zudem, dass im Vorfeld Werbung für die weltgrößte Kondommarke mit Anspielungen auf das Meisterwerk später lief. Wenn Realität auf Satire trifft.
Mehr als 50 offene Fragen
Zur Handlung: Christian Grey (Jamie Dornan) hat einen Albtraum. Merkt man übrigens daran, dass er sich nackt im Bett wälzt und schwarzweiß gehaltene Flashbacks auf den Zuschauer einprasseln. Zum Glück widmet sich der Film danach wieder belangloseren Themen. Anastasia Steele (Dakota Johnson) verdaut neben dem Drehbuch des Erstlings auch das vorzeitige Ende ihrer innigen Beziehung zu Milliardär Christian. Außerdem hat sie vor kurzem ihr Studium abgeschlossen und einen Job in einem kleinen Verlag für Independent-Bücher bekommen. Alles scheint perfekt. Doch bleibt Christian im Kopf und seit kurzem verfolgt sie eine junge Frau mit Hang ohne ersichtlichen Grund. Es stehen viele Fragen im Raum.
Hallervorden wäre sehr stolz
Zum einen, wie es die Drehbuchautoren geschafft haben in dem knapp 2 stündigen Film einen Bierdeckel große Handlung unterzubringen. Warum die Nippel von Dakota Johnson jedes Mal im perfekten Licht präsentiert werden und, die wichtigste, was soll das alles? Mich würde es trösten, wenn im Gegenzug eine halbwegs authentische Handlung erzählt wird. Es gab zeitweise sogar Strecken bei denen die Mädchencliquen schon über die Peinlichkeit des Filmes lachten. Weil es nun mal so war! Okay. Manchmal auch gewollt lustige Momente. Selten vom gesprochenen, eher situationsbedingt. Ich erzähle ihnen einen: Kellner im Hipster-Restaurant steht vor dem Tisch der zwei und versucht eine Weinflasche zu öffnen, stellt sich aber so blöd an, dass zwangsläufig gelacht werden muss. Respekt! Didi Hallervorden hätte es kaum spaßiger gelöst.
Wie der Bachelor auf Koks
Insgesamt wirkt „Fifty Shades 2“ wie eine übersexualisierte Folge vom „Bachelor“. Mit dem Haken, dass am Ende keine Rosen sondern Lustkugeln verteilt werden. Überhaupt die Krönung des Machwerks – Christian Grey lässt es sich nicht nehmen und führt ganz zärtlich seiner Angebeteten vor einem Familientreffen (!) ein Paar sinnliche Metallkugeln ein. Einer dieser Momente im Kinosaal, an dem ich nur anhand einer Puppe aufzeigen konnte, wie mich fühle. Trotz solcher Sequenzen hielten mich nur die guten Schauspieler….bei der Stange. Allen voran Dakota Johnson als Ana Steele. Überzeugender als in Teil 1. Gerade in ruhigen Szenen spielt ihre Gefühlslage beeindruckend aus. Master of Pimper-Schmonzette Jamie Dornan tut es ihr gleich und überzeugt trotz grauenhaften Dialogen. Vorlagengeberin E.L James bedient sich doch sehr einfacher Sprache. Aus „Liebe machen“ wird in ekstatischen Augenblicken „ficken“ etc. Pop-Stern Rita Ora ist nicht der Rede wert und bei Kim Basinger bin froh, dass ein Lächeln oder Schluchzen für 0,7 Sekunden im Botox malträtierten Gesicht erkennbar war.
Sex und Kim Basinger. (Nicht zusammenhängend)
Kommen wir damit zum harten Kern – die Sex-Szenen. Hier ein rares Lob: Sehr geschmackvoll in Szene gesetzt und erinnert keineswegs an dahingeschlotzte PornHub Filmchen. Obwohl es hiervon einige gibt, sind diese doch brav inszeniert. Laut „einfleischter Fans“ zu zahm. Freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung mit Bunsenbrenner. Wobei gerade hier, der hervorragend ausgewählte Soundtrack eine echte Offenbarung ist. Positiv wie Negativ. Zum einen kommen tolle Klassiker wie von Sting vor, zum anderen auch teils grauenhafte Cover-Versionen. Unterstreicht übrigens den Bachelor-Look.
Fifty Shades of Grey – Ein „erotisches“ Kino-Vergnügen?
Nach dem Abspann bleibt ein „erotisches“ Kino-Vergnügen mit Hang zur Selbstgeißelung, deren Vorlage wahrscheinlich nur deswegen so erfolgreich war/ist, weil unterkoitierte Hausfrauen mit nur einer Hand beim „lesen“ beschäftigt waren. Die Darsteller spielen gut jedoch gänzlich ohne Sprünge. Die ausgestatteten Settings wirken abwechslungsreich. So sind wir meistens in geschlossenen Räumen oder abgegrenzte Areale draußen. Im letzten Drittel bricht der Film noch mehr mit seiner ausgedehnten Realitätsvorstellung, aus Spoiler-Gründen ausreichend. Kurzum – ein Film mit eigenwilligem Charme aber gänzlich ohne Hirn.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets zum Film „Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe“ gibt es hier.
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