Als einer der vielversprechendsten Autorenfilmer gilt der US-Regisseur Jordan Peele – mit Werken wie „Get Out“ oder „Wir“ nutzt er die Prämisse des cineastischen Horrors um klug gesellschaftliche Missstände anzuprangern. Zuletzt deutlich fällt sie in „Nope“ gar beiläufig aus, weil etwas anderes im Fokus steht: Eine Verbeugung. Unsere Filmkritik zu „Nope“.
Was treibt Filmemacher:innen eigentlich an? Ist der Hang eine selbsterdachte Geschichte vor Millionen von Zuschauer:innen zu erzählen vielleicht größer als das bestimmte Medium zu unterstützen? Jordan Peele, der sich innerhalb weniger Jahre zurecht einen prestigeträchtigen Namen in einigen Köpfen machte, lag laut eines kürzlich geführten Interviews „die Angst vor dem Aussterben des Kinos“ als Motivation zugrunde. In Zeiten von Netflix, Amazon Prime und Co. keinesfalls apokalyptisch angenommen. Sein neuester Film hört auf das umgangssprachlich lockere „Nope“ und erfordert vom Sehenden eine gewisse Hingabe für das Gezeigte. Wenngleich seine vorherigen Arbeiten wie der großartig geschriebene Rassismus-Grusel „Get Out“ deutlich stringenter erzählt wurde, setzt Peele in den Hauptrollen auf einen minimalistisch spielenden Daniel Kaluuya. Im Zusammenspiel mit der extroviertierten Keke Palmer (Berlin Station) agieren sie amüsant anzusehen wie Ying & Yang – also Gegensätze, welche sich in nötigen Momenten jedoch wieder zusammenraufen.
Das gesamte Marketing von „Nope“ war schlicht darauf ausgelegt nur wenige Brotkrumen dem hungrigen Publikum zuzuwerfen, da die Handlung nicht minder das Kernstück bedeutet. Aber hier ein Vorgeschmack: Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters, ist Otis junior (OJ) (Daniel Kaluuya) nun Besitzer einer Pferderanch im Wüstengebiet Agua Dulce. Die Geschäfte laufen eher mäßig und seine unzuverlässige Schwester Emerald (Keke Palmer) ist eher hinderlich statt echte Hilfe. Doch bald mehren sich merkwürdige Vorkommnisse im Valley – daraus jedoch auch Chancen. Überaus positiv gefiel die Ernsthaftigkeit wie Regisseur Jordan Peele an seine Figuren geht. Neben durchaus dratischen Szenen wie ein gewalttätiges Massaker im Rahmen eines TV-Sets, dessen beteiligte Nebenfigur gespielt von Steven Yeun, noch interessanter wirken lässt – orientiert er sich zunehmend an Genrevertretern wie M. Night Shyamalan oder ganz unverblümt den jungen Steven Spielberg – mit modernen Mitteln. Gerade das markante, weil ruhige gar gedankenverlorene Spiel von Kaluuya gehört mit seinen alleinigen Szenen zu den atmosphärischsten. Die Laufzeit von 130 Minuten ist keine Minute zu lang. Dialoge oder Schreckmomente sind nicht der Mittelb zum Zweck sondern beeinhalten eine gesellschaftskritische Meta-Ebene um die unstillbare Lust der Menschheit am chaotischen Spektakel.
- Kaluuya, Daniel, Williams, Allison, Keener, Catherine (Schauspieler)
- Peele, Jordan (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Zudem durfte sich Kameramann Hoyte van Hoytema u.a. „Tenet“ und „Spectre“ ordentlich austoben, in dem er sein Equiqment auf Schultern oder an Hubschrauber schnallen durfte, um grandios-spektakuläre Bilder gerade gegen Ende zu erzeugen. Musikalisch kreiert Peele wieder neue Akzente mit Corey Harts 80er-Song „Sunglasses at Night“ in wunderbarer Ohrwurm-Verzerrung. Mehrfachsichter wird bestimmt die gewollt gegensätzliche Musik des Geschwisterpaares auffallen – was überaus löblich ist. Humoreske Momente mit typischem „Key & Peele“-Humor sind rarer gesät, bekommen jedoch durch die unterschiedliche Verwendung des Filmtitels einiger Figuren mehr Wirkung. Letztlich kann „Nope“ als Arthouse im Mainstream-Mantel verstanden werden mit dem Peele einmal mehr veranschaulicht, wie vielversprechend seine kommenden Werke werden.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „NOPE“ gibt es hier.
Nope. USA 2022. Regie: Jordan Peele. Mit Daniel Kaluuya, Keke Palmer, Steven Yeun. 130 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
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