KinoKritiken

Filmkritik zu „One For The Road“ – Bitteres Besäufnis

Bundesweiter Kinostart: 26. Oktober 2023

Tour de Trunk mit Frederick Lau – im neuen Film der „25 km/h“-Macher Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg brilliert er als Sonnyboy mit ausgeprägtem Alkoholkonsum. Dazu verliert er noch den Lappen und trifft in der MPU auf Nora Tschirner. Kann die Tragikkomödie „One for the Road“ überzeugen?

Manchmal kommt eben alles zusammen. Da trinkt Mark (Frederick Lau) nach einem stressigen Tag als Bauleiter auf großer Baustelle sein gewohntes Feierabendbier, will nur kurz sein schief eingeparktes Auto zurecht rücken und prompt erwischt eine Streife den gut betankten Mittdreißiger. Also heißt es ab in die MPU bzw. dessen Vorbereitungskurs. Dort trifft er nicht nur auf die leicht introvertierte Grundschullehrerin Helena (Nora Tschirner) sondern aufgrund durchzechter Nächte sowie sein größtes Problem – er trinkt viel zu viel. Goller und Ziegenbalg verantworteten den amüsanten wie emotionalen „25 km/h“ mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger und setzen mit ihrem neuesten Film „One for the Road“ nach Trauerbewältigung auf ein ebenfalls schwieriges Thema – nämlich Alkoholismus. Die Volksdroge Nummer 1. In jeder Gesellschaftsschicht angekommen und ein regelmäßiger Genuss als völlig normal angesehen. Doch verkommt die Tragikkomödie nicht als moralische Warnung per Zeigefinger sondern lässt Hauptfigur Mark einige Tiefen durchleiden, die mal zwischen absurd witzig oder tragisch wechseln.

Für einen Deutschen Film ist es geradezu löblich, dass jene Sequenzen nicht billigen Kalauern geopfert werden sondern uns als Publikum die teils heftigen Folgen von unkontrolliertem Alkoholkonsum gar leichtfüßig offenbart werden. Mit einer wunderbar spielenden Nora Tschirner findet Mark sogleich eine unerwartete Leidensgenossin, die ebenfalls Gründe für ihre Sucht hat. Zwischendurch beweist „One for the Road“ aber herrlich auflockernde Passagen, wenn beispielsweise eine ältere Dame im Kurs nur wegen „zwei Sekt“ angehalten wurde und ihr Vergehen auf Messfehler schiebt. Optisch bedient sich die Wiedemann & Berg-Produktion einem modernen Stil. Die Kamera setzt weniger auf statische sondern Steadycams. Die Dialoge wirken menschlich und nicht künstlich. Im Score setzen die Regisseure auf passend ausgewählte ältere Songs. Im Cast überzeugt durch Lau als Abhängiger auf dem steinigen Weg der Selbsterkenntnis. Die schwierige Balance zwischen Ernst und Unterhaltung funktioniert, deshalb können wir „One for the Road“ für einen Kinogang empfehlen.

One for the Road. Deutschland 2023. Verleih: Sony Pictures. Regie: Markus Goller. Mit Frederick Lau, Nora Tschirner, Burak Yigit. Genre: Tragikkomödie. 115 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Vielen Dank an das Stuttgarter Arthaus Kino für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „One for the Road“ gibt es hier.

Hier findest du unsere aktuellen Filmkritiken.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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