Filmkritik zu Rambo: Last Blood – Rambo allein zu Haus
Rambo – der Inbegriff des muskelbepackten Actionhelds mit tragischer Vietnam-Vergangenheit bricht zu einem letzten Auftrag auf. Seine Motivation: Persönlich. Regieneuling Adrian Grunberg inszeniert brutale Action mit der Melange aus Schmerz und Glückseligkeit.
Klare Grenzen der Gewalt
Blutend sitzt John Rambo auf seinem Schaukelstuhl, wissend dass es sogleich sein Ende bedeuten kann. Die Romanfigur aus der Feder von David Morrell präsentiert einen seelisch noch immer verwundeten Mann, der vom System des Militärs wie verdorbener Fisch ausgespuckt wurde. Jemand, der sich nur nach Zuhause sehnt und Harmonie erfahren will. Doch die Realität schien ihn immer wieder hinab ins dunkle Loch voller Tod und moralischem Dilemma zu ziehen. Filmisch zeigten sich die Abenteuer hierbei als letzte Bastion der stetig weniger werdenden Männerfilme vergangener Zeiten. In denen es klare Grenzen ohne viel Tamtam gab und erst geschossen und danach gefragt wurde. „Rambo: Last Blood“ öffnet im vermutlich letzten Film des ewigen Kriegers die titelgebende Figur. Mit recht langem Vorlauf darf sich John Rambo am einfachen, am guten Leben als Pferdewirt erfreuen. Doch der Drang vergangenes wieder gut zu machen, pocht noch immer in seinem Gewissen. Als zu Beginn ein schweres Unwetter samt Sturzfluten tobt schwingt sich nur er auf sein Pferd und sucht im Gebirge nach verschollenen Wanderern. „Rambo: Last Blood“ macht hier wenig Kompresse – insofern passt die Aussage, in der Meta-Ebene: Nur ein richtiger Mann kann uns aus der Scheiße holen, falls es brennt!
Zurecht ab 18 Jahren
Die Storyline sieht sich wie eine Mischung aus dem Liam Neeson-Vehikel „Taken“ und „Home Alone“ – nur um einiges direkter. Zwar versucht man die ersten 20 Minuten dafür zu nutzen, der Figur von Stallone mehr Menschlichkeit zu geben, reicht aber für gesetzte Standards nicht aus. Viel zu plakativ werden Dialoge erzwungen wie „Ich werde das Ausreiten mit dir vermissen.“ – „Ja, ich werde das Ausreiten auch vermissen.“ Obwohl im Zusammenspiel mit Rambo’s Ziehtochter Gabrielle (Yvette Monreal) mehr Potenzial für eine innige Vater-Tochter-Beziehung gesteckt hätte. Ähnlich wie auf Seiten der Antagonisten – die Martinez-Brüder. Bis auf rudimentäre Auftritte, in denen gezeigt wird, dass beide natürlich nur kokainbesudelten Dreck am Stecken haben – bleibt erschreckend wenig im Kopf. Die Motivation für Rambo’s Vorgehen ist schlüssig aber zu wenig. In Sachen Gewalt macht „Rambo: Last Blood“ keine Gefangenen, obwohl der Vorgänger (John Rambo) große Probleme selbst in der zensierten Version hatte, sollte man trotz problemloser FSK 18-Freigabe keinen Kindergeburtstag erwarten. Während die erste Hälfte den wahrscheinlich unangenehmsten Moment bietet, wo ein abgebrochenes Schlüsselbein seine Screentime erhält – dürfen sich Liebhaber von „Itchy & Scratchy“ auf das letzte Drittel freuen. Explodierende Körper, abgehackte Unterschenkel oder fliegende Macheten machen das Finale zu einem großen Spaß, da die Gewalt teils so übertrieben dargestellt wird. Als Zuschauer sollte man unbedingt darauf achten, wie oft Rambo schon getötete Feinden nochmals umbringt. Die Musik von Brian Tyler ergänzt solche Schmankerl gewohnt bombastisch und verwendet auch die zeitlosen Klänge von Jerry Goldsmith der Vorgängerfilme.
Unser Fazit zu „Rambo: Last Blood“
An Rambo werden sich für alle Zeiten die Geister scheiden. Die einen sehen ihn als Testosteron geschwängertes Gewalttheater ohne Sinn, andere als geheime trumpsche Fantasie der Bekämpfung von mordenden Mexikanern und wieder andere als gefühlvoller Männerfilm, der nicht viele Worte benötigt. Am Ende bleibt es ein sehenswerter Actionfilm, der nur wenig mit Rambo zu tun hat obwohl die meisten Querverweise auf vorherige Teile clever eingestreut sind.
Rambo: Last Blood. USA 2019. Regie: Adrian Grunberg. Mit Sylvester Stallone, Paz Vega, Yvette Monreal. 89 Minuten. Ab 18 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Ja.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Rambo: Last Blood“ gibt es hier.