Gähnende Langeweile und viele saftige Gewaltspitzen sind selbst für einen geradlinigen Actionfilm wie „The Expendables 4“ kein Garant für einen vergnüglichen Kinoabend. Regisseur Scott Waugh inszeniert ein knapp 100 minütiges lärmendes Spektakel in dem sich selbst Zugpferd Sylvester Stallone nur einen Bruchteil davon offen zeigt – warum der eigentlich wieder gutmachende vierte Teil der Oldie-Actioner die Reihe zu Grabe trägt, verrät unsere Filmkritik.
Sylvester Stallone überraschte in seiner langen, verdienten Karriere öfters mit doch untypischen Ideen. Der US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln schrieb und inszenierte nicht nur vier Teile der „Rocky“-Saga, sondern versuchte sich mal als US-Ersatz für den unvergessenen Louis de Funés im eher merkwürdigen Remake von „Oscar“ und ist seit diesem Jahr in seiner ersten eigenen Realityshow zu sehen. Warum der Vorlauf, obwohl es eigentlich um „The Expendables 4“ gehen sollte? Ganz einfach: Sky hielt sich, aus seiner früher selbst angesetzten Actioner-Reihe, auffällig zurück. Keine Mitarbeit am Drehbuch. Keine Produzententätigkeit. Nicht mal länger als 20 Minuten ist der „Italian Stallion“ im neuesten und angeblich letzten Teil der Oldie-Parade zu sehen. Nach aktuellen Einspielergebnissen, die sich weit unter 100 Millionen befinden, kommt hier vermutlich das Ende mit Schrecken zum tragen. Dabei gab man zwei Versprechen im Vorfeld der Produktion ab – Erstes: Nach dem flott vergeigten blutleeren dritten Teil soll es wieder deutlich blutiger ergo erwachsener werden, was mit einem FSK-18 Siegel geschafft wurde. Zweitens: Sly tritt kürzer und Jason Statham übernimmt das Sorgerecht der kampfbereiten Problem-Rentner. Kleiner Spoiler: Beides ist irgendwie aufgegangen.
In den ersten 10 Minuten ist vieles gewohnt. Bösewicht nimmt mit brutaler Gewalt einen Armee-Stützpunkt ein. Stallone steigt genussvoll Zigarre-kauend auf seine Harley. Aber dann kommen langsam arge Zweifel. Warum unterhalten sich Sly und Jason Statham plötzlich vor einem mies gestalteten CGI-Hintergrund welcher eine menschenleer-sterile Straße zeigt. Wieso wirkt der Look nicht mehr rough, günstig sondern lahm, billig? Weshalb entstammen nahezu alle Außenszenen von Barneys (Stallone) Flugzeug aus einem lieblosen PlayStation 2-Spiel? Zudem darf noch die Frage erlaubt sein, warum die Hälfte der bisherigen Crew-Mitglieder wie Terry Crews und Jet Li nicht mehr dabei sind aber ausgerechnet Megan Fox ganz ohne Hintergrundfakten mitmischt. Die Handlung passt immerhin zum Tenor der Reihe – der Terrorist Rahmat (Iko Uwais) bricht in Gaddafis ehemalige Chemiefabrik in Libyen ein und entwendet Zünder für eine Atombombe. CIA-Mann Marsh (Andy Garcia) beauftragt darauf die „Expendables“ zur Rückholung und der Auftrag geht prompt schief. Mehr will ich gar nicht spoilern, um nicht den letzten Rest an Überraschung vorweg zu nehmen. Die Neuzugänge Fox und 50 Cent sind so austauschbar wie lahm geschrieben, zu viele Behauptungen. Statham und Stallonen haben sichtlich Freude in ihren Szenen, was leider insgesamt nur für fünf Minuten im gesamten Film vorkommt.
- Sylvester Stallone, Jason Statham, Jet Li (Schauspieler)
- Sylvester Stallone(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Zwar spritzt der rote Lebenssaft auf feindlicher Seite wieder ordentlich und einige Innereien werden ans Tageslicht gezerrt aber Regisseur Scott Waugh (Need for Speed) lässt die harte Action zur lahmen Revue ohne Eigenständigkeit verkommen. Wo bleibt der Motorrad-Kampf auf den Flugzeug-Flügeln oder komplettes Spektakel mit sämtlichen Recken der Zunft? „John Wick: Kapitel 4“ hatte gleich viel Bodycount, blieb aber toller Präsentation im Kopf. Die ersten beiden „Expendables“-Teile waren stilisitisch keine Hochglanz-Produktionen aber besaßen ein Konzept und was Drehbuchautor Kurt Wimmer hier für einen stumpfsinnigen Blödsinn zusammenschusterte, ist selbst mit zwei Promille nicht ganz klar. Oneliner zünden kaum, wirken bisweilen sinnlos generisch. Und die Idee den offensiv trockenen Dolph Lundgren erst mit Alkohol wieder vernünftig treffen zu lassen, ist schlicht daneben. Andy Garcia redet emotionslos seinen Text weg. Die Action ist trotz den besten Martial-Arts Schauspielern wie Iko Uwais (The Raid) und Tony Jaa (Ong-Bak) furchtbar wirr geschnitten. Effekttechnisch bewegt man sich auf ganz unterem Niveau was bei 100 Millionen US-Dollar Budget ganz schön merkwürdig ist. Nach einer Stunde fragt man sich wie lange „The Expendables 4“ noch läuft und nach 103 Minuten ist man dankbar es überstanden zu haben. Tragisch.
The Expendables. USA 2023. Verleih: Leonine Studios. Regie: Scott Waugh. Mit Jason Statham, Iko Uwais, Megan Fox. 104 Minuten. FSK: Ab 18 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an Leonien Studios für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „The Expendables 4″ gibt es hier.
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