FMX 2024: Ohne Chris White wären viele Filme staubtrocken
Das nasse Element und seine wasserklaren Effekte
Die FMX ist seit 1994 Hot Spot und Treffpunkt für Filmliebhaber:innen und Animatoren zugleich. An drei Tagen geben sich VFX-Supervisor die Klinke in die Hand, um dem interessierten Publikum einen Überblick über ihre detailreiche Arbeit zu liefern. So auch Chris White – seines Zeichens Visual Effects Supervisor in der Effektschmiede Wētā FX aus Neuseeland. Sein kurzweiliges Panel handelte u.a. von kategorisiertem Wasser und so manch Anekdote.
Hastiges Gewusel auf Gängen, Treppen und im Foyer zeichnen seit jeher die im Frühjahr stattfindende FMX aus. In der Schwabenmetropole Stuttgart trifft sich jährlich die ausgedehnte Branche der Kreativindustrie und gilt als absoluter Anziehungspunkt für internationale Film- und Medienschaffende. Neben recht anspruchsvollen Panel-Vorträgen wie etwa „Web 3.0“ oder ausstellenden Filmhochschulen darf natürlich nicht ein sanfter Hauch Hollywood fehlen. Am Mittwoch versprühte diesen Glanz der Traumfabrik Chris White des neuseeländischen Effektstudios Wētā FX in die Konferenz – die lange Warteschlange vor den Toren zum recht geräumigen Meidinger-Saal ließ so manche Vorfreude erwarten. Pünktlich begann Chris White bestens gelaunt, entschuldigte sich knapp für seine hörbar „crispy“ Stimme, da er am Vorabend mit früheren Kollegen unterwegs war. Die Sympathie im Saal war ihm damit sicher.
Schauen wir üppig budgetierte Blockbuster wie Camerons „Avatar: The Way of Water“, Marvels „Black Panther: Wakanda Forever“ oder kleine Netflix-Perlen wie „Nyad“ mit Annette Bening erstaunen uns einerseits die mehr oder minder starke Darstellung der mitwirkenden Schauspieler:innen und vielleicht auf den zweiten, gar dritten Blick das Drumherum – damit sind jene Effekte gemeint. White veranschaulichte dies in kurzen, unbearbeiteten Clips. Beispielsweise wurde das Taucher-Drama „Nyad“ nicht, wie im Film zu sehen, im offenen Meer inszeniert sondern in einem enormen Wassertank auf dem Festland. Größentechnisch ungefähr ein zweifaches Saarland. Durch geschickte Blue Screen-Methoden vorne und hinten sowie dynamischen Lichtsetzungen fällt dies jedoch in keinster Weise auf. Ähnlich unerwartet offenbarte White an einer Weltkarte die verschiedenen Wasserzonen auf unserem Planeten. Sein Team unterteilte nämlich die Wasser-Art in neun Sektoren, von klar bis neblig trüb. Anhand Ausschnitte von „Wakanda Forever“ klärte sich zudem die jeweils zu schaffende Grundatmosphäre auf – optisch klares Wasser symbolisiert Harmonie während „dreckiger Look“ eine gewisse Gefahr ausdrückt. Bemerkenswert ist zudem wie Komplementärfarben allgemein in verschiedenen Tiefen an Intensität verlieren.
Neben einem privaten Clip, in dem er selbst im Ozean schwimmend zu sehen war, was natürlich unter reiner Rechereche zu verbuchen ist, machte er dank kurzer Sequenzen aus der neu angelaufenen „Ripley“-Serie klar, wie unerlässlich eine physikalisch logische Lichtsetzung der schimmernden Meeresoberfläche ist. Scheint die Sonne aus dem Westen muss alles Andere darauf ausgerichtet sein. Gar ungläubig erblickt man originäres Drehmaterial, in dem nur Schauspieler, ein Wasserbecken samt Boot vor grünem Stoff gezogen wurde, zu erkennen ist. Thats all. Der Rest – also offenes Meer wird durch mühevolle Arbeit von Wētā FX erzeugt. Bewegung und Verhalten des kühlen Nass ist entscheidend für die Vermittlung einer glaubwürdigen Geschichte. White schweifte trotz knapp bemessener Zeit gerne ab und erzählte von seinem ersten windigen Projekt: „Twister“. Immerhin Spielberg. Der mehrfach ausgezeichnete Visual Effects Supervisor beantwortete gegen Ende auch ein paar Fragen der Zuschauer:innen.
Die FMX ist eine mehrtägige Veranstaltung der Filmakademie Baden-Württemberg und Animation Production Days. Ort: Haus der Wirtschaft Stuttgart und Online. Zeitraum: 23. bis 26. April 2024 – Tickets und weitere Informationen findet ihr hier.