Honor Play: gutes Smartphone, aber ohne große Gaming-Ambitionen
Razer hat mit dem Razer Phone gezeigt, wie man ein gutes Gaming-Smartphone baut. Auch der Nachfolger scheint schon in den Startlöchern zu stehen. Honor möchte auch ein Stück vom Kuchen abhaben und bietet mit dem Honor Play nun ein günstiges Gaming-Smartphone an. Ob es tatsächlich zum ausgiebigen Zocken taugt, zeigt der Test.
Das gefällt uns
solide Verarbeitung
gute Akkulaufzeit
schmale Ränder
schneller Fingerprintsensor
fairer Preis
Das gefällt uns nicht
nicht genug Leistung für anspruchsvolle Titel
keine besonderen Gaming-Features
Display etwas dunkel
Haben Gaming-Smartphones überhaupt eine Daseinsberechtigung?
Gaming auf dem Smartphone – geht das überhaupt? Eine schwierige Frage. Nicht selten werden Gaming-Smartphones im Netz eher müde belächelt und Leute wundern sich, welche mobilen Titel die Leistung der potenten Smartphones überhaupt ausreizen sollen. Zudem zählen Handyspiele für viele „echte Gamer“ sowieso nicht zu den „richtigen Spielen“. Die Vorurteile sind vielfältig und stehen oft nicht zu Unrecht im Raum: Pay2Win, Pay2Shortcut, massig Werbung, anspruchsloses Gameplay, fehlende Immersion und begrenzte Steuerungsoptionen. Nicht zuletzt deshalb sehen viele Hardcore-Gamer Mobile Games eher als Bodensatz der Gaming-Kultur an.
Nichtsdestotrotz erfreuen sich viele Titel großer Beliebtheit. Seien es exklusiv für mobile Betriebssysteme veröffentlichte Games oder Portierungen von PC oder Konsole wie zum Beispiel PUBG Mobile. Mit dem Höhenflug der Spiele und dem zunehmenden Wettbewerb im Netz wird natürlich auch bei Smartphones die Hardware immer entscheidender. Dabei geht es nicht nur um das allgemeine Spielvergnügen, sondern insbesondere um das, was heutzutage der Inbegriff von Spielspaß für viele ist: der Sieg.
Wer hier denkt, dass ein beliebiges Flaggschiff wie bspw. ein Galaxy S9 oder ein P20 Pro die gleiche Performance bieten wie ein auf Gaming ausgelegtes Smartphone, dem kann ich insbesondere seit dem Test des Razer Phones nur allzu deutlich widersprechen.
Das Razer Phone als Vorbild
Das Razer Phone hat nämlich gezeigt: Gaming auf dem Smartphone, das geht – und mittlerweile sogar sehr gut. Mit potenter Hardware und Alleinstellungsmerkmalen wie dem 120 Hz-Display wischt das Razer Phone mit anderen Flaggschiffen zumindest im Gaming-Vergleich den Boden auf. Allerdings ist es dafür auch nicht geschenkt und das massive Format sicherlich nicht jedermanns Sache.
Hier setzt Honor mit dem Honor Play an. Für nur 329 Euro* will das Honor Play ein waschechtes Gaming-Smartphone und viel mehr als nur en umgelabeltes Honor 10 sein. Der neue GPU-Turbo soll dem bewährten Kirin 970-Prozessor Beine machen und diesen zu neuen Höchstleistungen bringen. Zudem werfen die Chinesen mit sich glaubhaft anhörenden Phrasen wie 4D Gaming-Erlebnis oder 3D Gaming Sound-Effekt um sich.
Im Vorfeld haben diverse Portale schon auf einen Betrug von Honor bei diversen Benchmarks hingewiesen. Dieser sorgte für den Ausschluss von Huawei- und Honor-Smartphones bspw. beim Ranking vom 3D Mark. Dieser Thematik werde ich mich im Kapitel Performance näher widmen. Kommen wir zuerst zur obligatorischen Tabelle mit den technischen Details.
Technische Daten vom Honor Play
Software
Android 8.1 / EMUI 8.2
Prozessor
Hisilicon Kirin 970 (8 Kerne – 4x 2,4 GHz & 4x 1,8 GHz)
Grafikchip
Mali-G72 MP12
Arbeitsspeicher
4 GB
Speicher
64 GB (intern), erweiterbar um bis zu 256 GB (microSD)
Display
6,3 Zoll IPS
60 Hz
WQHD (1080 x 2340 Pixel – 409 PPI)
19,5:9-Format
Kamera
Rückseite:
16,0 MP, f/2,2 + 2 MP, f/2,4
2160p@30 FPS, 1080p@30FPS 2x optischer Zoom
LED, HDR, PDAF
Vorderseite:
16,0 MP, 1080p@30 FPS f/2,0
Anschlüsse
USB 2.0 Typ-C
3,5 mm Klinke
Konnektivität
LTE, B1/B3/B5/B7/B8/B20
Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac, dual-band, Wi-Fi Direct
Bluetooth 4.2
A-GPS, GLONASS, BDS
NFC
SIM
Kartenslot: hybrid
Kartengröße: Nano-SIM
Bedienung
Touch, Fingerabdrucksensor auf der Rückseite
Akku
3.750 mAh
Maße
74,23 × 158,5 × 8,00 mm
Gewicht
176g
Preis
329,- €
Der Lieferumfang: typisch Honor
Beim Lieferumfang gibt es keine Überraschungen. Wer schon mal ein Smartphone von Honor erworben hat, kennt die typischen Bestandteile: Smartphone, durchsichtige Gummihülle, „Piekser“ für den Slot der SIM-Karte, Schnellladeadapter und Kabel von USB A auf C. Kopfhörer sind nicht dabei, allerdings ist das bei dem Preis auch nicht verwunderlich und daher verschmerzbar. Die Hülle ist auch nett gedacht, dürfte allerdings nach einiger Zeit in Benutzung deutlich an „Schönheit“ einbüßen. Zudem ist sie relativ weich und wirkt nicht so robust wie Pendants von Spigen und Co.
Gute Verarbeitung ohne große Makel
Das Smartphone selbst ist gut verarbeitet. Statt einer Kunststoff- oder Glasrückseite wie beim Mate 20 Lite oder Honor 10 kommt das Honor Play im schicken Alugehäuse daher. Das Play gibt es neben den Farben Midnight Black oder Navy Blue auch noch wie unser Testgerät in Violett bzw. auch der Player Edition Red oder Player Edition Black.
Die Verarbeitung ist gut, es gibt keine ungleichmäßigen Spaltmaße, die Tasten haben gute Druckpunkte und sitzen fest, zudem fühlt sich das Smartphone dank Metallgehäuse sehr wertig an. Dass es nicht zum sehr gut reicht, hat zwei kleine Gründe: Zum einen ist der Klinkenanschluss nicht 100%ig sauber entgratet, zum anderen sind an der Unterseite zwei kleine Schrauben sichtbar. Das ist zwar nicht sehr tragisch, trübt aber etwas den Eindruck, alles wäre wie aus einem Guss. Kantenfetischisten könnte zudem die leicht huckelige Displayfassung etwas negativ auffallen.
Dass es sich beim Honor Play um ein Gaming-Smartphone handelt, ist übrigens auf den ersten Blick nicht auszumachen. Zwar steht auch beim Razer Phone Understatement auf der Tagesordnung, allerdings war das Razer Phone angesichts des Designs und der Tastenplatzierung unübersehbar für den horizontalen Einsatz konstruiert. Beim Honor Play hingegen müsst ihr auf gaming-typische Designelemente verzichten – es sieht aus wie ein ganz normales Smartphone. Wer also seine Gaming-Gene mit dem Smartphone auf der Straße transportieren will, sollte vielleicht eher zu den Player Editionen greifen oder gleich auf das ROG Phone von ASUS warten. Nötiges Kleingeld natürlich vorausgesetzt.
Beim Honor Play befindet sich der Fingerabdruck wie üblich auf der Rückseite. Typisch Huawei/Honor funktioniert dieser auch einwandfrei und entsperrt das Phone blitzschnell. Auf der Rückseite befinden sich auch die Dual-Kamera und der LED-Blitz.
Display ist Standardkost
Die Jungs und Mädels von Honor verbauen im Honor Play ein 6,3 Zoll großes IPS -Display. Das gleiche Panel dürfte auch beim Mate 20 Lite zum Einsatz kommen. Bedingt durch das längliche 19,5:9-Format kommt Honor auf eine Auflösung von 2340×1080 Pixeln. Das Display hat eine maximale Bildwiederholungsrate von 60 Hz. Die Notch lässt sich natürlich softwareseitig deaktivieren.
Ein großes Alleinstellungsmerkmal bringt Honor mit dem Display also nicht an den Start. Im Vergleich zu den 120 Hz des Razer Phones oder den 90 Hz des ROG Phones gibt es hier die Standardkost. Bei dem Preis ist das allerdings auch nicht anders zu erwarten, jedoch gestalten 120 Hz beim Smartphone genauso wie 144 Hz beim Desktop-Monitor das Gaming deutlich flüssiger und somit angenehmer.
Inhalte stellt das Display mit ca. 409 PPI scharf und knackig dar. Solltet ihr vorher Besitzer eines Smartphones mit OLED-Display gewesen sein, werden euch der etwas schlechtere Kontrast und die nicht ganz so guten Schwarzwerte auffallen. Im Alltag und beim Gaming stört das jedoch nicht wirklich. Etwas mehr ins Gewicht fällt hier ein Problem, dass es auch schon beim Razer Phone gab: Die maximale Displayhelligkeit ist etwas mau, deshalb solltet ihr euch bei direkter Sonneneinstrahlung nicht unbedingt ins Kampfgetümmel stürzen.
Software: EMUI 8.2
Wie bei Honor-Smartphones üblich, kommt auch das Honor Play mit der hauseigenen EMUI-Oberfläche daher. Ihr könnt diverse vorinstallierte Designs einstellen, außerdem ist als nützliche Apps getarnte Bloatware vorab mit dabei. Hier freue ich mich besonders nicht über Booking.com, Dragon Mania, eBay, Facebook, diversen Huawei-Kram, Kingdom, Puzzle Pets, Spider-Man: Ultimate Power uvm.
Der interne Speicher ist auch im Jahr 2018 noch überschaubare 64 GB groß und das Honor Play auch nicht mit 128 oder 256 GB internem Speicher zu haben. Er lässt sich allerdings via MicroSD-Karte um bis zu 256 GB erweitern. Von der 64 GB sind übrigens ab Werk noch 51,77 GB frei.
AI-Kamera mit umfangreichen Features
Das Honor Play verfügt über eine Dual-Kamera auf der Rückseite. Diese löst mit 16 (f/2,2) und 2 Megapixeln (f/2,4) auf. Videos könnt ihr in 4K oder Full HD mit 30 FPS aufnehmen. Was bringt die Kamera-App noch mit? Eine Zeitlupenfunktion mit 120 FPS, einen Pro-Modus, HDR, Zeitraffer und (3D-)Panaroma, Wasserzeichen sowie auch eine nützliche Scan-Funktion, mit der ihr Dokumente mit der Kamera wie eine gescannte Datei einfangen könnt.
Natürlich liefern die Chinesen auch jede Menge AR- und AI-Shizzle mit der Kamera-App ab. Mittels AR-Objektiv lassen sich teilweise ganz witzige Dinge anstellen. Ihr könnt bspw. 3D-Objekte oder Hintergründe animieren. Im Künstlermodus sind zudem einige coole Effekte verfügbar, für die ihre allerdings eine aktive Internetverbindung benötigt. Diese Funktionen lassen sich auch mit der Selfie-Cam nutzen, die übrigen auch mit 16 MP auflöst und eine 2,0-Blende besitzt.
Wer normale Schnappschüsse macht, kann dabei auch den AI-Modus aktivieren. Bevor der AI-Shizzle jedoch tatsächlich in der Lage ist, sogar die Urlaubsbilder meiner Eltern zu retten, geht es hier erstmal nur im farbliche Anpassungen. Das kann teilweise zu besseren, aber auch zu wesentlich schlechteren und sehr übersättigten Ergebnissen führen. Im Zoom lässt sich das Feature übrigens nicht nutzen. Für eine bessere Einschätzungen habe ich Screenshots von ein paar Bildern mit und ohne aktivierter AI gemacht. In der folgenden Diashow ist immer beim zweiten Bild der Szene AI aktiviert.
Die Fotos sind letztendlich das, was man von einem Mittelklasse-Smartphone mit Dual-Kamera erwarten kann. Nicht grandios, aber auch nicht schlecht. Für den klassischen Nutzer des Automatik-Modus dürfte die Knipse vollkommen passabel sein. Mehr Aufschluss geben wie immer die Testbilder.
„Benchmark-Boost“ trifft Marketing-Buzzwords
Kommen wir nun zur Performance, die für ein Gaming-Smartphone sicherlich am wichtigsten ist. Diese wird bekanntlich auch bei Smartphones mittlerweile mit standardisierten Benchmarks gemessen, da die Gesamtleistung unterm Strich so am einfachsten miteinander verglichen werden kann. Da diese Punktzahl letztendlich jedoch nur ein synthetischer Wert bleibt, ist wie immer Vorsicht geboten. Nicht erst seit dem Dieselskandal wird gerne getrickst. Auch bei Smartphone-Benchmarks wurden schon vor einigen Jahren Unternehmen wie OnePlus, HTC oder Samsung beim Betrug erwischt. Jetzt hat sich Honor die Ehre gegeben.
Wer zu den Unglücklichen gehört und wie ich bei der „äußerst glaubwürdigen“ Präsentation des Honor Play auf der Gamescom 2018 dabei war, wird hier nicht sonderlich überrascht sein. Honor prahlte mit einer unglaublichen Performance, die jene aktueller Flaggschiffe wie dem Galaxy S9 Plus in Spielen deutlich überlegen sein sollte. Von „Crazy Fast“ war die Rede, „Crazy Smart“ wirkte die ganze Geschichte allerdings mitnichten.
Warum das so ist, stellte schließlich AnandTech im Test heraus. Das Honor Play erkennt diverse Benchmark-Tools und schaltet für den Zeitraum des Benchmarks die volle Leistung frei, um so ein höchstmögliche Punktzahl zu erreichen. Dadurch schnellt neben dem Verbrauch auch die Hitzeentwicklung in die Höhe, weshalb der Modus nicht standardmäßig verfügbar ist. Begründung: Mimimi, die Wettbewerber in China machen es auch, Benchmark-Ergebnisse sind sowieso nicht realistisch. Ende vom Lied ist, dass einige Benchmark-Entwickler Huawei-Smartphones mit Kirin-970-Prozessor (P20, P20 Pro, Nova 3, Honor Play) aus den Rankings ausschließen.
Wir haben das Honor Play trotzdem durch alle Benchmarks laufen lassen, um eure Zahlensucht zu befriedigen. Hier hat sich der Betrug übrigens auch mehr oder weniger bestätigt, denn den Sling Shot Extreme des 3DMark musste das Phone im zweiten Durchlauf wegen Überhitzung abbrechen. Was ihr den Zahlen entnehmt, bleibt letztendlich aber euch überlassen. Mehr Bedeutung solltet ihr auf jeden Fall den tatsächlichen Gaming-Erfahrungen beimessen. Ich habe mit dem Honor Play nämlich die wichtigsten aktuellen Titel angespielt und konnte mir so einen Einblick über die tatsächliche Leistung verschaffen.
Leistung bleibt durchschnittlich
Bei nicht so anspruchsvollen Titeln wie Clash of Clans oder Alto’s Odyssey gibt es mit dem Honor Play keine Probleme. Die 2D-Titel laufen flüssig und astrein über den Bildschirm. Bei grafisch etwas anspruchsvolleren Titeln wie PUBG Mobile oder Eternium stellt das Smartphone die Grafikeinstellungen auf hoch. Wenn man auf dem Schlachtfeld unterwegs ist, läuft es hier ebenfalls sehr gut. Ruckler oder Grafikfehler habe ich nicht festgestellt.
Auch bei Asphalt 9 oder Arena of Valor gibt es keine Probleme, allerdings stellt das Phone die Grafik nicht mehr so scharf dar, wie es beispielsweise beim Razer Phone der Fall ist. Einzelne Pixel und nicht ganz so glatte Kanten sind auf dem Honor Play dadurch stärker wahrnehmbar.
Die Spiele bleiben dadurch jedoch noch sehr gut und flüssig spielbar und die Ladezeiten sind nicht unangenehm lang. Beim grafisch anspruchsvollen CSR Racing 2 wird die Grafik auch nicht in der höchsten Auflösung, aber noch gut dargestellt. Mag das für die Fahrzeughalle ausreichen – wobei das Laden des Spiels schon für einen Bildschirm-Timeout sorgt – kommt der Kirin 970 bei den Drag-Rennen jedoch an seine Grenzen.
Grade bei den kurzen Schaltzeitpunkten ist ein flüssiger Spielablauf und das perfekte Timing essentiell für den Sieg im Spiel. Das Honor Play ist hier jedoch ziemlich weit davon entfernt, eine flüssige Performance abzuliefern. Bei hohen Geschwindigkeiten entwickelt sich das Drag-Race teilweise sogar zum semiflüssigen Dia-Race. Hier zeigt sich letztendlich der Leistungsunterschied zwischen Honor Play und Razer Phone, das beim gleichen Titel auch mit 120 Hz noch eine sehr flüssige Darstellung abliefert.
Positiv ist beim Honor Play hingegen das sogenannte 4D Gaming Feature auf. Bei PUBG gibt es bspw. Vibrationsfeedback, während ich im Auto über die Karte getuckelt bin. Bedacht werde sollte hier lediglich, dass diese Funktion nur für ausgewählte Titel verfügbar ist. Einen großen Marketing-Wirbel hat Huawei/Honor auch um den GPU-Turbo gemacht. Worum es sich beim GPU-Turbo genau handelt, war jedoch anfangs bis auf das Marketing-Tamtam etwas etwas unklar. Wer hier an einen Turbo-Knopf à la Orion 9000 denkt, wird zudem enttäuscht.
Überraschung: GPU-Turbo bewirkt keine Wunder
Computerbase hat das Ganze etwas verständlicher formuliert. Letztendlich geht es dabei um ein spezialisiertes KI-System, das ein Spiel analysiert und den Grafikchip, CPU und RAM an die spezifischen Anforderungen anpasst. Die Titel werden über mehrere Tausend Stunden betrachtet und im Anschluss wird ein Anforderungsprofil erstellt. Mit Hilfe dieses Profils wird vereinfacht formuliert am Ende die bestmögliche Performance bei möglichst niedrigerem Stromverbrauch ermittelt. Honor spricht von 60% mehr Performance und 30% weniger Energieverbrauch als beim SoC-Vorgänger, dem Kirin 960. Ich würde darauf aber nicht allzu viel geben.
Das Feature greift bis jetzt nur bei PUBG Mobile. Zudem wird der GPU-Turbo nach aktuellem Stand nur für das Honor 10, Honor Play sowie das Huawei Mate 10, Mate 10 Pro, Mate RS, P20 und P20 Pro angeboten.
Handling wie beim Standard-Smartphone
Trotz schmaler Ränder war das Handling übrigens in Ordnung, allerdings nicht so gut wie beim Razer Phone. Je nach Handgröße und Fingerlänge sind einige Schaltflächen bspw. bei PUBG Mobile sehr nah am Displayrand. Hier sehe ich das Problem aber eher bei den Spielen und nicht bei den Smartphone-Herstellern.
Beim Zocken habe ich außerdem gemerkt, dass die Positionierung des Lautsprechers an der Unterseite im horizontalen Einsatz nicht so günstig ist. Je nachdem, wie ihr das Smartphone haltet, kann es nämlich dazu kommen, dass ihr den Hauptlautsprecher mit der Handfläche abdeckt und so auch der Ton stark gedämpft wird.
Temperatur beim Zocken nicht kritisch
Benchmarks sind nicht unbedingt für ihre Nähe zur Realität bekannt. Deshalb habe ich neben den Leistungstests auch die Hitzeentwicklung beim Zocken untersucht. Hier legt das Honor Play kein ungewöhnliches Verhalten an den Tag und es gibt keine Probleme. Dank Alubody kann sich die Wärme gut verteilen. Es wird zwar warm, aber das ist im Dauerbetrieb nicht störend.
Bei den Gaming-Sessions kam es auch nicht zu Abstürzen oder Grafikfehlern. Ohne Aktivkühler bleibt natürlich auch der Geräuschpegel auf einem angenehmen Level. Heute zwar noch ein Scherz, dürfte dieses Kapitel spätestens im Test des ROG Phone von ASUS zukünftig eine Rolle spielen. Dort lässt sich nämlich ein aktiver Lüfter zur besseren Kühlung anstecken. Beten wir, dass dieser bei Gaming-Smartphones in Zukunft nicht wirklich eine Notwendigkeit darstellen wird.
Kapazität des Akkus auf Gaming ausgelegt
Mit der Akkukapazität von 3.750 mAh kommt ihr auch bei ausgedehnten Gaming-Sessions ganz gut über den Tag. Das ist natürlich unter anderem von der Displayhelligkeit und eurem Nutzungsverhalten abhängig. Das Display benötigt mit einer Bildwiederholungsrate von 60 Hz jedoch so oder so nicht überdurchschnittlich viel Saft.
Den Akkubenchmark absolviert das Honor Play zumindest mit sehr guten 9 Stunden und 13 Minuten. Es rangiert damit in der Gegend von Nokia 8 Sirocco und Galaxy S8+. Wie bei den anderen Benchmarks gilt aber auch hier: Es ist nur ein Benchmark.
Kein vollwertiger Stereo-Klang
Während das Razer Phone dank symmetrischem Design und zwei Lautsprechern auf der Vorderseite vollen Stereoklang bietet, setzt das Honor Play auf den klassischen Verbau von einem Speaker auf der Unterseite. Dieser wird durch den Lautsprecher für Telefonate auf der Oberseite unterstützt.
Was das Ganze für den Sound bedeutet, lässt sich sicherlich bereits erahnen. Im Grunde erwartet euch ein solider Smartphone-Sound ohne Tiefen und große Unterschiede zu Otto Normal-Smartphones. Bei Kopfhörern soll das Honor Play einen 3D Gaming Sound Effect bieten. So richtig konnten wir den nicht feststellen. Der Klang über Kopfhörer ist für ein Smartphone gut, aber wesentliche Unterschiede zu anderen Smartphones konnten wir beim Klang nicht finden.
Fazit Honor Play
Okay, der Test ist tatsächlich doch länger geworden als gedacht. Dabei kann sich das Honor Play im Grunde gar nicht mit vielen Alleinstellungsmerkmalen von anderen Smartphones abheben, die einer umfassenden Erklärung bedürfen. Verarbeitung und Design sind gut. Das Phone hat schmale Ränder und einen ansehnlichen Body aus Aluminium. Zudem ist bis auf Kopfhörer im Lieferumfang alles Notwendige enthalten, um sofort loszulegen.
Auch das Display und die Kamera bewegen sich auf einem soliden Niveau. Nicht besonders schlecht, aber auch nicht herausragend. Typisch für ein Mittelklasse-Smartphone halt. Gleiches gilt für die Lautsprecher und die Temperaturentwicklung. Gut gefallen mir der große Akku und der schnelle Fingerprintsensor. Für die meisten Smartphone-Nutzer dürften das Gebotene unterm Strich komplett ausreichend sein.
Für ein als Gaming-Smartphone beworbenes Gerät bleiben beim Honor Play allerdings ein paar Wermutstropfen und die Smartphone-Gamer unter euch werden sich etwas mehr erhofft haben. Und ja, viele mobile Games bleiben der Bodensatz der Gaming-Kultur und die Grafik ist oft nicht ausschlaggebend. Allerdings verstecken sich zwischen viel Mist in der AppStores auch einige Perlen, die für zwischendurch mit dem richtigen Smartphone viel Spielspaß versprechen. Und das sage ich, eingefleischter Angehöriger der guten alten PC Master Race.
Neben dem sicherlich vermeidbaren Benchmark-Betrug liegt die Performance (abseits der Benchmark-Ergebnisse) lediglich etwas oberhalb des Mittelklasse-Bereichs. Einige aktuelle 3D-Spiele erfordern jedoch eine High End-Performance, die ein Razer Phone bspw. abliefert. Klar ist allerdings auch: Dieses kostet mehr als das Doppelte. Angesichts des Preises von 329 Euro* sind die Schwachstellen daher nicht verwunderlich.
Ist das Honor Play ein gutes Smartphone? Ja. Ist es auch ein gutes Gaming-Smartphone? Nicht unbedingt. Meine anfängliche Sorge bestätigt sich damit leider: Wäscht man das Gerät von allen Marketing-Buzzwords rein, bleibt am Ende nicht mehr als ein gutes Smartphone mit solider Ausstattung im hübschen Design zu einem sehr fairen Preis.
Stand: 18.09.2018