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jazzopen 2023: St. Paul & The Broken Bones in Concert – Der Schlossplatz summt

Exzentrischer Blues-Rock beschließen die jazzopen 2023

Sanfter Jazz-Pop und abgefahrener Blues-Rock beschlossen am gestrigen Sonntagabend das diesjährige Festival jazzopen in Stuttgart. Mit über 7.000 verkauften Tickets gehört das Konzert auf dem Schlossplatz sicherlich zu den Bestbesuchtesten der Festivaltage. Unsere Konzertkritik zu „St. Paul & The Broken Bones“.

Es ist grau am Himmel als sich die Besucher gemütlich trottend zum Festivalgelände der jazzopen Stuttgart auf den Schlossplatz gegeben. Wie so oft sind im Vorfeld die Gastro-Stände heiß begehrt um sich einen Flammkuchen oder den ersten Drink des Abends zu genehmigen, quasi als Basis für eine ausgedehnte Partynacht. Regen Treiben ist zu erkennen als langsam der Einlass in den Innenhof des Neuen Schlosses beginnt, kleinere Schlangen lösen sich in Windeseile auf während die ersten Musikfans in die erste Reihe direkt vor die Wellenbrecher schreiten um ihrer Lieblingsband für einen Abend ganz nah zu sein. Sicherlich lokale Fans kann die Supportband aus Mannheim versammeln – sie hört auf den klangvollen Namen „listentojules“ und ist ein Musikprojekt der Singer/Songwriterin Julia Nagele. Ein Jahr Amerika prägten die wunderbar souligen Grooves in den Songs der achtköpigen Kombo und besonders ist der Umweltgedanke in Sachen Vertrieb. Kauft man ihr Album erhält man keine profane CD sondern ein spezielles „Samenpapier“ mit Download-Code für die Songs. Da blüht euch was! Gegen halb 7 ist der Platz schon bemerkenswert gut gefüllt was die jazzigen Untertöne dank der grandiosen zwei Background-Sängerinnen nochmals unterstreicht. Inbesondere die gestrichenen Drums verleihen vielen der dargebotenen Songs eine herrlich melancholische Stimmung.

Ganz anders hingegen erklingt es auf der übergroßen Schlossplatz-Bühne nach kleiner Umbaupause als „St. Paul & The Broken Bones“ zur Bühne schreiten. Die gespannten Zuhörer erwarteten ein Feuerwerk und bekamen es in Form von grandios gespieltem Bluesrock welcher nicht selten an die raueren Zeiten der 1970er Jahre erinnerte. Alleine der Sänger war eine Wucht. Mit coolem Blouson, Hipster-Cappy und modischer Hornbrille ausgestattet legte bzw. leckte er nicht nur eine ausgezeichnete Show sind sondern auch sein Mikrofon ab. Leadsänger Randall Turners Stimmvolumen deckt mehrere Oktaven ab und eroberte das Publikum im Sturm, übrigens wortwörtlich weil es stark windete und die Technik zu Beginn sogar kurz ausfiel. Durch den regelmäßigen Einsatz von Blasintrumenten bekam erstens der Rhytmus einen dieser bekannten Flows und in Verbindung mit der Orgel samt melodiöser Stücke kamen unweigerlich Erinnerungen an frühe „Deep Purple“-Stücke auf. Die englische Gruppe spielte lässig während Turner fast schon geeicht im Sauseschritt von rechts nach links läuft um wirklich jeden Zuhörer mindestens einmal gesehen zu haben. Zwischendurch bekommen die Bandkollegen ihre Solis und besonders das Saxophon überzeugte dank halsbrecherischer Notenabfolgen in allen Belangen.

Zu unserem Interview mit jazzopen-Veranstalter Jürgen Schlensog

Gegen Ende des Sets schlägt der singende Showmensch seinen Schuh auf den Bühnenboden, nur um wenig später wieder spaßig überdreht seine Kopfstimme zu erklingen was der stark gefüllte Innenhof natürlich mit Jubel honoriert – der nachfolgende Hauptact des Abends war auch nicht übel. Damit enden die jazzopen 2023 mit vielen kleinen intimen und großen brachialen Highlights. Nächstes Jahr feiert das Festival dann sein 30 jähriges Bestehen, da steigt bereits jetzt die Vorfreude.

Hier findest du unsere vergangenen Musik-Specials.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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