KinoKritiken

Filmkritik zu „Dracula – Die Auferstehung“ – Düsteres Liebeswirrwarr mit Biss

Bundesweiter Kinostart: 30. Oktober 2025

Frankreichs Regie-Titan Luc Besson präsentiert mit „Dracula – Die Auferstehung“ seine ganz eigene Version des düsteren Literaturstoffes von Bram Stoker. Nun versucht der „Das Fünfte Element“-Regisseur die altbekannte und vielfach filmisch interpretierte Geschichte etwas anders aufzuziehen als es zuvor gemacht wurde. Der Cast ist mit Caleb Landry Jones sowie Christoph Waltz prominent besetzt, zumal man die Geschichte nicht mit blutiger Gewalt erzählt sondern als dunkle Liebesgeschichte anlegt. Aber wie schaut sich der neue „Dracula“-Film – unsere Kritik.

In diesem Jahr scheinen die durch Literatur entstandenen Horrorgestalten wie „Frankenstein“ und „Dracula“ eine echte Renaissance zu erleben, gleiche mehrere Filme mit unterschiedlichen Ansätzen laufen in den Lichtspielhäusern. Luc Besson (Léon – Der Profi) tobt sich mit „Dracula – Die Auferstehung“ inszenatorisch durchaus mit gewissen Freiheiten am Stoff auf. Sozusagen im Gegensatz zu Robert Eggers, dessen opulente „Nosferatu“-Verfilmung Anfang diesen Jahres zwar erzählerisch sehr gemächlich, Liebhaber sagen hierzu „klassisch“, verlief aber dank grauer, farbensättigender Optik ein Schmankerl im Kino war. Das ist Bessons Dracula nicht. Vielmehr ist er solider Standard. Optisch wie inhaltlich. Mittlerweile wurde das Buch nämlich dermaßen oft verfilmt, dass nahezu jedes Kind die Geschichte rund um Graf Vlad aus den Karpaten mitsprechen kann. Was dann auffällt: Im Kern ist „Dracula“ nicht nur blutrünstiger Horror sondern eine düstere Liebesgeschichte. Nicht umsonst heißt er im Original „A Love Tale„.

Nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau Elisabeta (Zoé Bleu) wendet sich Prinz Vlad im 15. Jahrhundert nach einer Schlacht von Gott samt Kirche ab und wird zum unsterblichen, bluttrinkenden Vampir verdammt. 400 Jahre später sieht er im Paris des 19. Jahrhunderts eine Frau, die seiner verstorbenen Liebe ähnelt, und beginnt ihr nachzustellen. Da ist ihm bereits der namenlose Priester (Waltz) auf den Fersen, der ihn im Namen der Kirchen stoppen soll. Einige Sequenzen haben die Wucht von Coppolas „Dracula“ während wir oftmals längere Dialogstrecken zu hören und sehen bekommen, welche gar an Kammerspiele erinnern. Zumal Waltz den Hauptgrund darstellt innerhalb dieser teilweise wirr erzählten Storyline durchzusteigen. Warum sucht Dracula nach einer ganz bestimmten Frau? Wieso „infiziert“ er junge Frauen, die ihm dann Helfer:innen zur Hand gehen. In einer Sequenz kommt ein junger Anwalt in sein Schloss, dem Dracula sein halbes Leben erzählt. Inklusive dem Einsatz von Parfum mit dem er die Frauenwelt bezirzt. Tja, obwohl er eine FSK 16-Freigabe trägt bestimmen eher Lust, Leidenschaft, Verlangen und weniger Gewalt die Geschichte. Löblich ist der Einsatz einer philosophischen Ebene: Was bedeutet ewiges Leben eigentlich? Bedeutet nicht sterben zu dürfen gleichzeitig eine Qual?

Caleb Landry Jones und Waltz dominieren das Geschehen. Einerseits, weil beide auf der Suche nach einer gewissen Sache sind und andererseits, da sie uns wie schon angedeutet die Storyline näherbringen. Jones spielt den Prinzen aus Transylvanien mit spürbarer Melancholie, aber zückt auch das Mittel der Gewalt um bestimmte Ziele zu erreichen. Waltz verhält sich währenddessen wie Meisterdetektiv Hercule Poirot im Van Helsing-Dress. Samt süffisantem Spiel inklusive Kommentierung. So meint er auf den Satz „Im Sarg schläft der Graf…“ nur – „Das tun wir früher oder später alle.“ Komponist Danny Elfman lässt in seinem Score durchaus Tim Burton-Vibes aufkommen, die letztlich der zugrundeliegende Film kaum einhalten kann.

Dracula. Ein Vampirroman
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Dracula. Ein Vampirroman
  • Die Gestalt des Grafen Dracula ist eine der bekanntesten literarischen Figuren der Welt
  • Seit im Jahr 1897 der Vampirroman ›Dracula‹ des irischen Unterhaltungsschriftstellers Bram Stoker erschien, ist sie aus Literatur und Film kaum mehr wegzudenken
  • Besonders das Kino hat die Vampire schnell bildgewaltig für sich entdeckt – den genreeigenen Qualitäten des literarischen Originals hat dies jedoch keinen Abbruch getan

Über die Ausstattung darf man nicht beschweren, die Sets sehen hochwertig aus. Schlussendlich verlässt man den Kinosaal mit gemischten Gefühlen, da viele Bilder schöne gruselige Atmosphäre vermitteln, dafür andere recht leicht trashig in Erinnerung bleiben. Für eine düstere Liebesgeschichte geriet „Dracula“ zu unromantisch – während Horrorfans sich über einzelne Gewaltspitzen zwar freuen können, aber dafür der erwartbare Horror viel zu kurz kommt. Luc Besson wäre besser mit klarerer Linie gefahren.

Dracula – A Love Tale. Frankreich 2025. Verleih: Leonine. Regie: Luc Besson. Mit Caleb Landry Jones, Christoph Waltz, Zoë Bleu Sidel. Genre: Horrordrama. 129 Minuten. FSK: Ab 16 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Disclaimer: Kinotickets für „Dracula – Die Auferstehung“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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