KinoKritiken

Filmkritik zu „Good Fortune“ – Keanu Reeves als menschlicher Schutzengel mit Hang zu Chicken Nuggies

Bundesweiter Kinostart: 16. Oktober 2025

Stand-Up Comedian Aziz Ansari wagt mit „Good Fortune“ sein Langfilm-Regiedebüt – und zwar in einem Genre, das er im Kleinen bereits oft durchgespielt hat: Komödie mit gesellschaftlichem Subtext. Der Film mischt himmlische Fantasy-Elemente und klare Satire, um heutige Themen wie wirtschaftliche Ungleichheit und Arbeitsrealitäten anzusprechen, ohne sich in düsterer Belehrung zu verlieren. Im Zentrum stehen ein Engel, ein Mann, der über Wasser zu halten versucht, und ein wohlhabender Arbeitgeber – drei Figuren, die in „Good Fortune“ ihre Rollen tauschen. Ansari, der auch das Drehbuch geschrieben hat und selbst die Hauptfigur verkörpert, nutzt das Körpertausch-Motiv als Vehikel dafür, wie Komfort, Geld und Glück miteinander verwoben sind – und wie sehr sie uns doch nicht aus jedem Dilemma retten. Unsere Filmkritik zum Neustart.

Gabriel, dargestellt von Keanu Reeves, ist ein „Budget-Schutzengel“, dessen Aufgabengebiet sich nur darauf beschränkt Autofahrer:innen rechtzeitig vor Unfällen zu bewahren. Er bemerkt Arj (Ansari), der in schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs arbeitet und tagsüber zwischen Aufträgen hetzt, nachts in seinem Auto übernachtet – kurz: Am Rand der Existenz. Auf der anderen Seite steht Jeff (Seth Rogen), ein wohlhabender Unternehmer, dessen Alltag von Luxus, Meetings und Sorgen anderer Ordnung ist. Als Arj einmal völlig den Boden unter den Füßen verliert (u.a. wird sein Auto abgeschleppt), beschließt Gabriel, ein Experiment zu wagen: Er tauscht das Leben von Arj und Jeff, um zu zeigen, dass Reichtum nicht automatisch alle Probleme verschwinden lässt. Doch das Experiment schlägt anders aus als erwartet: Arj erlebt in Jeffs Leben Vorteile, Jeff muss lernen, was Entbehrung bedeutet – und Gabriel verliert seine Flügel, weil seine Intervention nicht wie geplant funktioniert. Während sich Jeffs errungene Demut gegen Ende nur teilweise einstellt, beginnt Gabriel unter Menschen zu leben und wird mit den Konsequenzen seiner eigenen Macht konfrontiert.

Ansari legt mit „Good Fortune“ ein Anliegen vor, das in der aktuellen Pop-Kultur häufig diskutiert wird: Wie gerecht ist das System, in dem Menschen oft um jeden kleinen Schritt kämpfen, während andere auf der Sonnenseite des Wohlstands leben? Der Film macht nicht den Fehler, sich allein auf pointierte Einsprüche zu verlassen; er versucht, das Leben „unterer Ebenen“ zu zeigen – die Tasks, der Stress, das Gefühl der Unsichtbarkeit –, und diese Kontraste gegen das Luxus-Leben eines Jeff zu setzen. Allerdings wird diese Darstellung gelegentlich flach – nicht alle Nebenfiguren erhalten Tiefe.

Der Humor in „Good Fortune“ arbeitet oft mit Überzeichnung: Gabriel etwa hat klassische Engel-Züge, aber immer wieder stockt die Handlung, weil gezeigt wird, wie unbeholfen er in menschlichen Alltag eingebunden ist. Keanu Reeves’ Darstellung als Engel mit unerwarteter Verletzlichkeit gehört zu den stärkeren Elementen; seine Rolle bietet charmante Momente und gibt dem Film emotionale Anker. Ansari selbst bleibt im Typischen: sein Arj ist sympathisch, manchmal leicht grantig, bemüht, ein Bodenhaftung zu wahren. Seth Rogen liefert die bekannte Mischung aus Überfluss und letzendlichem moralischem Erwachen – jedoch wirkt sein Charakter mitunter zu sehr als Gegenspieler, der zu schnell Einsicht zeigt.

Visuell und pacing-technisch ist der Film solide, nicht spektakulär: Die Kameraführung, das Szenenbild und die Zwischentöne – Licht, Musik, Sounddesign – schaffen genug Atmosphäre, damit man spürt, dass mehr hinter dem Humor steckt. Manche Szenen fühlen sich allerdings gehetzt an, besonders gegen Ende, wenn Handlung und Moral-Botschaften zusammenfließen sollen.

Eine große Spannung besteht darin, wie gut der Körpertausch und die eng damit verbundenen Themen umgesetzt sind. Hier zeigt sich: Manche Wendungen wirken vorhersehbar – der Film hält selten Überraschung über das Setup hinaus. Die Balance zwischen Gesellschaftskritik und leichter Komödie gerät in manchen Momenten fragil – Dialoge und Nebenplots schwanken zwischen sinnvoller Sozialbeobachtung und überzogener Comedy. Insbesondere Elena (Keke Palmer) und andere Nebenfiguren erhalten viel zu wenig Raum, sodass ihre Entscheidungen und Kämpfe oft dramaturgisch untergewichtet bleiben. Auch das Ende wirkt stellenweise abrupt und versöhnlich, als müsste der Film sein Publikum versöhnen, was die Ambitionen etwas abschwächt.

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  • Dieser Artikel hat KEINE Deutsche Sprache und Untertitel.
  • Cage, Nicolas, Ryan, Meg, Braugher, Andre (Schauspieler)
  • Silberling, Brad(Regisseur)

Reeves sticht selbstredend heraus – gerade weil seine Rolle nicht darauf ausgelegt ist, Superheld oder übermächtiger Engel zu sein, sondern auf eine zögerliche, fast kindliche Weise mit der menschlichen Realität klarzukommen. Ansari hat ebenfalls gute Momente; seine Komik lebt davon, wie sehr er die Widersprüche der Realität kennt. Rogen ist solide, aber selten neuartig – sein Wohlhabender mit Gewissensbissen ist schon mehrfach besetzt, und hier bleibt er nahe an bekannten Pfaden. Palmer bringt Wärme und Engagement mit, wäre aber mehr Wirkung möglich, wenn ihr Plot stärker behandelt worden wäre.

Good Fortune. USA 2025. Verleih: Leonine. Regie: Aziz Ansari. Mit Azis Ansari, Seth Rogen, Keke Palmer. Genre: Komödie. 108 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Good Fortune“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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