
Fast ein Jahrzehnt nach ihrem letzten Leinwandauftritt kehrt die wohl charmanteste Chaotin der Filmgeschichte zurück: „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ verspricht ein Wiedersehen mit der liebenswert tollpatschigen TV-Produzenten, die einst mit Tagebucheinträgen und Chardonnay-Exzessen die Herzen von Singles, Paaren und alles dazwischen eroberte. Doch kann Bridget in einer Zeit von Dating-Apps, Selbstoptimierung und modernen Liebeschaos noch bestehen? Und vor allem: Hat die Reihe nach all den Jahren noch die selbe Magie? Wir haben uns das finale Kapitel angesehen – und verraten, ob es sich lohnt, wieder mit Bridget zu lachen, zu leiden und zu lieben.
Anfang der Nullerjahre war die mediale Welt noch eine ganz Andere. Das Internet stand noch in den Kleinkinderschuhen, Handys konnten alternativ auch als Hammer verwendet werden und Liebeskomödien waren im Kino und Fernsehen sehr populär verbreitet. Während die oftmals sehr feministisch gelesenen Stoffe mit reichlich mainstreamigen Humor unterfüttert waren, erschien eine Dame in den Lichtspielhäusern der damaligen Zeit, die der mit Luxusmarken angeheftete Girlie-Clique aus Manhattan den Kampf ansagte: Bridget Jones. Sie war sozusagen der Gegenentwurf zur perfekten Körperkultur. Sie rauchte, fluchte und hatte ihre große Klappe mit Anfang 30 nicht wirklich unter Kontrolle. Gerade der Erstling „Schokolade zum Frühstück“ war eine herrlich amüsante Generalabrechnung aus Perspektive der Singles, die sich allzu oft innerhalb ihrer Familie oder der Gesellschaft rechtfertigen mussten. Der Witz, das Tempo der leicht episodisch angehauchten Storyline gepaart mit einer wunderbar aufgelegte Reneé Zellweger, die sich in Selbstgesprächen aus dem Off sich und dem Publikum mehrfach über ihre Gedanken versichert, waren erfrischend unterhaltsam. Die Fortsetzung „Am Rande des Wahnsinns“ verzerrte die Single-Katastrophe leider schnell zu einem konventionellen Klamauk-Spektakel, welcher recht wenig mit der bodenständigen Art des Vorgängers zu tun hatte. Und doch hatte er mit Teil Eins zu tun als die Nachfolgenden.
Womit wir noch kurz den Vorgänger des aktuellen Films und insgesamt dritten Teil der Reihe abhandeln: „Bridget Jones Baby“ erschien nach langer Zeit, manchen Fans womöglich zu langer Zeit, die Fortsetzung rund um die Liebes-Wirrungen der Londoner Singlefrau. Erstmals ohne Hugh Grant als schmierig verliebter Daniel Cleaver. Die Rezeptur aus lustigen Momenten und gefühliger Emotionalität war da schon etwas in die Jahre gekommen, da es zwischenzeitlich modernere Vertreter jener Gattung gab. Ebenfalls war auch der Hitkomödien-Experte Richard Curtis nicht mehr am Drehbuch beteiligt, was auf Kosten des Charmes geht. Nun läuft seit gestern das laut eigener Aussage finale Kapitel rund um Bridget Jones an. Mit dabei (und teilweise von den Toten) auferstanden: Hugh Grant und Colin Firth. Beide kommen jedoch nur noch am Rande vor – der Fokus liegt auf Jones (Reneé Zellweger) Rolle als zweifache Mutter, die den Tod von Mark Darcy (Firth) vor vier Jahren noch verdauen muss und sich auf den deutlich jüngeren Roxster McDuff (Leo Woodall) trifft. Beide fangen eine aufregende Liebesbeziehung an – doch auch der neue Lehrer Scott Wallaker (Chiwetel Ejiofor) zeigt an Bridget schon bald Interesse und so dreht sich das Liebeskarussell in ihrem Leben wieder.
Weniger Leichtigkeit
Obwohl der Vorgänger knappe 10 Jahre her ist, würde ich ihn und „Verrückt nach ihm“ als Doppelpack betrachten. So auch die zwei früheren Serienteile eine bessere erzählerische Einheit bilden. Dies liegt einerseits an der veränderten Ausgangslage – Jones ist hier zwar noch tollpatschig unterwegs, hat aber zwei Kinder ergo Verantwortung und spricht weniger in Selbstgesprächen. Zumal er die bekannte Leichtigkeit immer wieder abhanden kommt, wenn ernste Themen wie Tod oder andere zwischenmenschliche Problematiken aufkommen. Regisseur Michael Morris versteht es zwar die einzelnen Sequenzen stimmig miteinander zu verbinden, dennoch funktioniert der recht brav dargebotene Humor nur stellenweise. Natürlich ist es lustig, wenn Jones mitsamt ihrer Kinder in einem Baum festsitzt und vom jugendlichen Parkranger gerettet werden müssen, aber speziell diese Sequenz dauert zu lange. Im Gegenzug wird Bridgets Kondom-Kauf in einer Apotheke zum wohl lustigsten Moment der gesamten 125 Minuten Lauflänge. Gemeinhin hält sich hier die Waage zwischen Romanze und Comedy.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Hugh Grant(Schauspieler)
- Sharon Maguire(Regisseur)
Bisweilen verkommt der nostalgische Charme nicht zum Selbstzweck sondern wird sinnvoll in Handlung eingebunden. Tragisch, dass der Film trotz unfassbar hohen Vorverkaufszahlen nur in Europa im Kino läuft und in den Vereinigten Staaten seit, immerhin, Valentinstag auf dem Streamingdienst „Peacock“ veröffentlicht wurde. Aber das nur am Rande. Überhaupt kommt „Bridget Jones: Verrückt nach Ihm“ recht klassisch daher, was ihn für Fans der Reihe trotz geändertem Kurs interessant macht und jüngere Generationen nicht verschreckt. PS: Falls jemand den ultimativen Chat-Hack für Tinder braucht – einfach drei Symbole schicken: Griechenland-Flagge, Abakus und ein Affe.
Bridget Jones – Verrückt nach ihm. USA 2025. Verleih: Universal Pictures. Regie: Michael Morris. Mit Reneé Zellweger, Chiwetel Ejiofor und Hugh Grant. Genre: Liebeskomödie. 125 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.
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Vielen Dank an den Verleih für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Bridget Jones – Verrückt nach ihm“ gibt es hier.
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