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Mass Effect: Andromeda im großen Test

Mass Effect: Andromeda: Lange haben wir auf neue Abenteuer im Mass Effect-Universum gewartet. Andromeda bildet einen Neustart samt frischem Setting und Figuren. Doch wie schlagen sich die Erben von Commander Shepard und Co? Und sind die Gesichtsanimationen wirklich so schlimm? Unser Test klärt auf.

Ein Titel mit Gewicht

Mass Effect. Ein Name, bei dem Sci-Fi Fans interessiert aufhorchen. Seit Teil 1 vor ungefähr 10 Jahren über die Bildschirme flimmerte wurde die Spielereihe gemeinhin als „Space-Opera“ abgetadelt. Doch das was sie nicht. Eine großangelegte Science-Fiction erdacht vom Romanautor Drew Karpyshyn sogleich als Trilogie geplant war der gut balancierte Mix aus Rollenspiel und Action-Adventure. Entwickler Bioware setzte auf größere Entscheidungsfreiheit der Spieler in Form von selbstständigen Antwortmöglichkeiten innerhalb der zahlreichen Gespräche. Neben einem motivierenden Handlungsfaden konnten sowohl Missionen und Gameplay überzeugen. Leider verfehlte das Team mit dem Finale in Teil 3 ihr Ziel und am Schluss blieb ein unbefriedigendes Ende für Spieler. EA wollte die Marke „Mass Effect“ dennoch nicht aufgeben und versetzte sie erstmal in den Kälteschlaf. 2015 war es jedoch soweit – Mass Effect: Andromeda wurde offiziell angekündigt.
Die Handlung von Mass Effect: Andromeda ist durchaus komplex. Zeitlich befinden wir uns über 600 Jahre nach der Ära Shepard. Die „Initiative“ sucht in den Weiten des Alls nach bewohnbaren Planeten für die Menschen. Diese sind zu Tausenden auf dem Schiff „Tempest“ dabei jedoch im Kyroschlaf liegend. Unter ihnen auch Scott Ryder, seine Schwester Sara und sein Vater der wiederum als sogenannter „Pathfinder“ nach lebensfreundlichen Umgebungen sucht. Kurz nach unserer Erweckung sind wir schon im Anflug auf „Habitat 7“ bei dem wir allerdings eher unsanft gar fast tot landen. Nach einer Erkundungstour auf dem Planeten und ersten feindlichen Begegnung mit der Alienrasse Kett findet der Pathfinder eine Art Portal. Doch die Aktivierung setzt ungeahnte Kräfte frei.

„Nimm dir Zeit!“

Dabei wollen wir es belassen, da „Mass Effect Andromeda“ mit vielen Überraschungen innerhalb seiner Story arbeitet. Man merkt nach wenigen Minuten, dass Bioware sich hier Zeit nimmt. Zeit für die Figuren. Zeit für die Motivation. Zeit für die Reise. Zwischendrin gibt es leider so manche Hänger sodass nur selten echtes Tempo aufgebaut werden kann. Beginnend müssen wir unsere Spielfigur gestalten. Hier haben wir sehr viel mehr Möglichkeiten als im Vergleich zu ME 1-3. Sogar aus ganzen sechs Alienrassen dürfen wir auswählen. Der Editor an sich ist doch eher unübersichtlich geraten. Aus schon vorgefertigten Gesichter müssen wir unseren einzigartigen Helden erschaffen. Obligatorische Narben, Accessoires und mehr sind ebenso enthalten.
Wie amerikanische Kollegen schon im Vorfeld miterleben mussten, sind die Gesichtsanimationen für ein Spiel wie Mass Effect: Andromeda mit großms Budget und 5 jähriger Entwicklungszeit doch fragwürdig. Gesichter wirken in Gesprächen wie hängengebliebene 90er Actionfiguren mit zwei bis fünf Ausdrücken. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Zwar können Panoramen und Weitsicht durchweg überzeugen, ist die Grafik aber schon unteres Mittelmaß. Die Dialog-Bäume wurden an einigen Stellen verbessert sodass vier Gesprächsstile offen sind. Strategisch, gefühlvoll, Fakten orientiert oder gut meinend. Dies lässt uns im Gegenzug mehrere Freundschaften oder sexuelle Beziehungen zu. Und ja, Ryder darf mit jedem Geschlecht und Alienrasse ins Bett hüpfen. Ebenso wie bei Shepard wird die Kamera dezent weg gedreht.

Absturz mit Folgen

Nach unserem Absturz auf „Habitat 7“ sind wir vorerst zu zweit unterwegs. Kleinere Tutorial-Aufgaben werden nicht störend erklärt. Feindkontakte werden äußerst spannend erzählt und verlieren auch nach längeren Spielstunden nicht den Spaß. Hier wurde auf das schon exzellente Gameplay aus Mass Effect 1-3 aufgebaut. Drei Bewegungsstile gibt es. Zum einen ganz normales Laufen bzw. Umgebung erforschen dann die Kampfpose in der mit gezückter Waffe Gegner erwischen und zu guter Letzt den Scanner. Jede neue Pflanze, Tiere oder Aliens darf Ryder für seine Datenbank einscannen und neue Informationen erfahren. Dies lockert ungemein auf. Ihr müsst bedenken: Wir sind nun die Aliens. In jeder Mission können wir bis zu zwei weitere Kollegen als Crew mitnehmen, die uns bei Kämpfen tatkräftig zur Seite stehen.
Mass Effect: Andromeda spielt seine stärksten Momente in den Storymissionen aus. Wirklich schade, dass ausgerechnet ein starker Singleplayer-Titel wie hier auf den absolut unnötigen „Open World“-Zug aufgesprungen ist. Die Planeten sind durch die Bank weg schön und atmosphärisch gestaltet jedoch hat sich uns der Mehrwert dieser Open World noch nicht erschlossen. Nichtsdestotrotz wurde natürlich an ein Upgrade-System mit mehr oder minder hilfreichen Gadgets oder Fähigkeiten gedacht. Für verdienten Punkten für wir endlich mehrere Wege bestreiten außer wie in vorherigen Teilen. Ein Kämpfer mit Technik-Leidenschaft ist genauso möglich ein Chemiker mit Kampferfahrung. Bioware hat hier gut mit gedacht. Zusätzlich darf auf entdeckten Planeten entschieden werden, welche Institution ersten Schritte machen darf – Militär oder Wissenschaft. Beide haben Vor- und Nachteile. Doch größere Bewandtnis haben Entscheidungen generell nicht.

Lens-Flares. Überall Lens-Flares!

Technisch weiß der Reboot von Mass Effect zu glänzen. Selten haben wirkliche Bugs oder Grafikfehler entdecken oder selbst provozieren können. Nur zu Anfang ist das Spiel abgestürzt. Mit einem frisch installiertem Update war dieser Fall jedoch behoben. Manchmal bleiben unser Team an unsichtbaren Kanten hängen und Clipping wie Tearing waren kurzzeitig zu sehen. So wie der cineastische Trailer in den Kinos der Republik zeigt das Sci-Fi Abenteuer in Sachen Sounddesign wo der Frosch die Locken hat. Harte Bässe treffen auf schwebend leichten Score. Die Grafik ist wie erwähnt kein Grund zur hellen Freude.
Der Multiplayer ist ein nettes Gimmick und bloßer PvE-Modus. Will heißen, wir treten gemeinsam ausschließlich gegen KI-Gegner an. Entweder im Koop mit bis zu drei Spielern oder solo. Jeder mit „Dragon Age: Inquisition“-Erfahrung wird sich recht schnell zuhause fühlen. Aus ganzen 25 sogenannten „Character-Kits“ ziehen wir mit gewählter Figur in die Online-Schlacht. Hier im Horde-Modus Feinwellen abwehren oder das beschützen einer Drohne. Altbekannt aber gewitzt. Im weiteren Verlauf sammeln wir XP, leveln uns auf und können Techniken weiterentwickeln. EA konnte es nicht lassen auch hier einen „Echtgeld-Shop“ unterzubringen. Ingame-Währung lässt sich mit etwas Zeitaufwand genügend erspielen, so dass ihr diese Möglichkeit links liegen lassen könnt. Das Matchmaking funktioniert flott und ohne Abbrüche.

Fazit zu Mass Effect: Andromeda

Unser langer Ausflug in die Andromeda-Galaxie mit Mission „Zweiter Erde“ hatte gute Phasen und einige Schattenseiten. Positiv muss man eindeutig die gelungene Eingliederung der neuen Besatzung sowie die große detailreiche Welt nennen. Held Ryder empfiehlt sich geradezu für nächste Fortsetzungen und könnte doch mehr an erzählerischer Tiefe gewinnen. Die Missionen sind typisch zweischneidig. Einige, der Großteil, sind grandios inszeniert und halten den Spieler am Ball während paar Einsätze nur als Füller zu bewerten sind. Mass Effect: Andromeda bildet den Auftakt für eine gute und stabile Handlung für eine zweite Staffel von Bioware´s Space-Opera.
Entwickler: Bioware – Preis 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC – USK: ab 16

Mass Effect: Andromeda

Spielspaß - 85%
Gameplay - 85%
Grafik - 70%
Technik - 75%

79%

Empfehlung!

Spielenswerter Auftakt zur neuen Mass Effect Generation mit sauberer Umsetzung und kleinen Schönheitsfehlern.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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