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Ninja Gaiden 4 im Test / Review – Moderne Action mit schneller Präzision

Team Ninja konzentriert sich auf das starke Gameplay

Zehn Jahre Abwesenheit sind eine lange Zeit. Zehn Jahre, in denen die Action-Ikone Ryu Hayabusa mit „Ninja Gaiden“ in der sprichwörtlichen Versenkung verschwand, während andere das Rampenlicht im Action-Genre übernahmen – ihre Namen: FromSoftware, Capcom, PlatinumGames. Doch jetzt ist Team Ninja zurück, mit einer Wiederbelebung, die kaum anders als ein Rundumschlag genannt werden kann. „Ninja Gaiden 4“ schnetzelt sich in linearen Levels in bester old school Manier hindurch: Kompromisslos, brutal, technisch äußerst präzise. Und vor allem – wieder extrem spaßig. Unsere Review zu „Ninja Gaiden 4“.

Die Ausgangslage der zugrundeliegenden Storyline ist so typisch wie reizvoll: Über einem postapokalyptischen Tokio hängt der Kadaver des Dunkeldrachen, der die Stadt in ewigen Regen hüllt und Legionen von Dämonen anzieht. In diesem Morast aus Ruinen und Ritualen tritt Yakumo auf den Plan, ein Ninja des Raven-Clans, der seit Jahrhunderten im Schatten der Hayabusas lebt. Nun zwingt ihn eine uralte Prophezeiung in den Mittelpunkt – selbst wenn das bedeutet, sich gegen Ryu Hayabusa zu stellen. Was folgt, ist weniger eine tiefsinnige Geschichte als eine Reihe von Vorwänden, um uns durch verwüstete Straßenschluchten, verlassene Schreine und cyberpunkige Dämonennester zu schicken. Aber ehrlich gesagt: Niemand spielt Ninja Gaiden (4) nur wegen der Erzählung.

Trotzdem bemüht sich das Spiel, seinen Figuren ein Mindestmaß an Gravitas zu verleihen. Yakumo ist kein blasser Ersatz-Held, sondern ein junger Kämpfer zwischen Loyalität und Ehrgeiz. Ryu, mittlerweile zum mythischen Relikt geworden, fungiert hierbei als Kontrastfigur. Das Zusammenspiel der beiden treibt die Kampagne über 15 bis 20 Stunden voran, unterstützt von englischer oder wahlweise japanischer Sprachausgabe und pointierten Funksprüchen, die parallel zum Geschehen verlaufen.

Doch alles, was zählt, geschieht im Kampf. Team Ninja und Platinum Games haben sich für „Ninja Gaiden 4“ zusammengetan – eine Kooperation, die so logisch wirkt, dass man sich fragt, warum sie nicht schon früher passiert ist! Und sie liefert. Ordentlich. Das Kampfsystem ist ein Fest aus Timing, Rhythmus und gnadenloser Präzision. Jeder Schlag, jeder Sprung, jede Ausweichrolle fühlt sich wie eine bewusste Entscheidung im Gameplay-Design an. Yakumo und Ryu beherrschen leichte und schwere Angriffe, können blocken, parieren, kontern und mit Shuriken (Wurfsternen) aus der Distanz Druck aufbauen. Der Clou: Der hohe Gewaltgrad ist kein bloßes Stilmittel, sondern Teil der Mechanik. Wer einem Gegner ein Körperteil abtrennt, öffnet somit die Möglichkeit zu einer sogenannten „Vernichtung“ – einer finalen, filmisch inszenierten Attacke, die an Bayonetta erinnert, aber deutlich direkter zur Sache kommt.

Im Verlauf der Kampagne werden auch fünf Hauptwaffen freigeschaltet, jede mit eigenem Moveset und eigenem Gefühl. Das Drachenschwert bleibt das Allround-Werkzeug, perfekt ausbalanciert zwischen Geschwindigkeit und Wucht. Die Kusarigama erlaubt weitreichende Kombo-Ketten, während die schweren Klingen den Fokus auf einzelne, harte Treffer legen. Ergänzt wird das Arsenal durch ein Doppelklingen-Set, eine experimentelle Energiewaffe und Ryu Hayabusas legendäres Katana in einer überarbeiteten Form. Jede Waffe lässt sich upgraden und mit individuellen Fertigkeiten erweitern – von Wirbelkombos über kontextabhängige Finisher bis hin zu fließenden Stilwechseln, die mitten im Kampf erfolgen.

Die Kämpfe selbst sind oftmals ein Tanz auf Messers Schneide. Standardgegner greifen enorm aggressiv an, variieren clever ihre Muster und erzwingen Reaktionen statt bloßer Reflexe. Wer im letzten Moment ausweicht, löst ein kurzes Zeitfenster aus, in dem alles kurz einfriert – ein Trick, der schnelle Konter erlaubt und das ohnehin rasante Tempo noch dynamischer macht. Paraden erfordern Präzision, lohnen sich aber mit massiven Schadensboni. Und wer glaubt, das System schnell durchschaut zu haben, erlebt spätestens bei den Bossen sein blaues Wunder: Ein cybernetischer Samurai, eine dämonische Kurtisane mit tödlichem Fächer, ein geflügelter Wolf aus Albträumen – jeder dieser Kämpfe ist ein Duell mit sorgfältiger Frustationstoleranz, Technik und spielerischer Ausdauer.

Die Welt von „Ninja Gaiden 4“ ist kein offenes Areal, sondern eine Abfolge voneinander abgegrenzter Kapitel – jedes mit eigenem Rhythmus und Szenario. Zwischen den Kämpfen kommt Bewegung ins Spiel: Yakumo schwingt sich mit einem Greifhaken zwischen Hochhäusern, nutzt Windböen zum Gleiten oder surft durch die überfluteten Tunnelsysteme der Stadt. Diese Plattforming-Einlagen sind nie wirklich fordernd, wirken aber als gelungene Verschnaufpause zwischen den intensiven Schlachten. Auch abseits der Hauptmission bietet das Spiel Anreize für Wiederholungen. Kapitel lassen sich einzeln erneut spielen, Prüfungen fordern zur Perfektion der eigenen Technik heraus, und wer die besten Wertungen erzielen will, muss eben das gesamte Repertoire an Angriffen und Bewegungen ausschöpfen. Hier zeigt sich der alte Team-Ninja-Geist – jener Wille, den Spieler:innen an ihre Grenzen zu treiben, ohne je unfair zu werden.

Technisch ist „Ninja Gaiden 4“ ist kompromissbereit. Auf Konsolen bietet das Spiel drei Performance-Modi: „Grafik priorisieren“ (hohe Details, geringere Bildrate), „Framerate priorisieren“ (stabilere 60 FPS bei reduzierter Auflösung) und einen 120-FPS-Modus für kompromisslose Reaktionszeiten. Das Ergebnis ist kein visuelles Wunderwerk, aber ein stilsicheres: Neonlicht auf nassem Asphalt, Regen, der von Yakumos Maske tropft, Blutspritzer, die in Zeitlupe durch den Raum treiben – es sieht nach Team Ninja aus, und es fühlt sich entsprechend roh und physisch an. Für Zugänglichkeit ist ebenfalls gesorgt. Der sogenannte „Hero Mode“ übernimmt auf Wunsch automatische Blocks und Ausweichmanöver, was das Spiel spürbar entschärft und auch weniger geübten Spieler:innen den Zugang erleichtert. Dennoch bleibt „Ninja Gaiden 4“ ein anspruchsvolles Erlebnis. Selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad halten weder Yakumo noch Ryu viele Treffer aus, was jeden Sieg verdient wirken lässt.

Angebot
NINJA GAIDEN 4 – PlayStation 5 - Standard Edition | Disc
  • Erlebe die Rückkehr zu den intensiven, rasanten Kämpfen, die NINJA GAIDEN als führende Actionspiel-Reihe etabliert haben. Mach dich gefasst auf die Wiedergeburt eines Klassikers, dessen fesselnder Stil eine neue Generation von Spielern anspricht.
  • NINJA GAIDEN 4 verbindet die ausgewogene Kampfphilosophie von Team NINJA mit dem stylischen, dynamischen Action-Gameplay von PlatinumGames. Kämpfe in visuell beeindruckenden Schlachten, die Präzision und Strategie belohnen.
  • Ein endloser Miasma-Regen hängt über dem Tokio der nahen Zukunft, nachdem ein alter Feind wiederauferstanden ist. Das Schicksal der Stadt liegt in den Händen des jungen Ninja-Ausnahmetalents Yakumo.

Kritisch betrachtet, bleibt die Abwechslung bei Standardgegnern hinter den Erwartungen zurück. In jeder Umgebung tauchen nur wenige Gegnertypen auf – Soldaten im Stadtgebiet, Dämonen an Schreinen – die sich dann recht häufig wiederholen. Auch die Story bleibt wie zu Anfang erwähnt oberflächlich, der Prophezeiungsrahmen ist kaum mehr als ein Vorwand für den nächsten Bosskampf. Doch diese Schwächen sind Teil der DNA der Reihe, und wer sich darauf einlässt, erhält genau das, was „Ninja Gaiden“ immer war: Ein Spiel, das dich bestraft, wenn du unaufmerksam wirst. Im Zusammenspiel von Tempo, Technik und Timing findet „Ninja Gaiden 4“ seine Identität wieder. Es ist kein Reboot, kein Nostalgieprojekt, sondern eine moderne Rückkehr zu alter Stärke – geschärft durch aktualisierte Designprinzipien. Dass Platinum Games’ Einfluss in Flow und Kombovielfalt spürbar ist, ohne die Seele von Team Ninja zu überlagern, ist vielleicht die größte Leistung des Spiels.

Unser Fazit zu „Ninja Gaiden 4“

Nach einem Jahrzehnt im Schatten kehrt „Ninja Gaiden“ nicht als Relikt zurück, sondern als Erinnerung daran, warum diese Spielereihe einst den Ton angab. „Ninja Gaiden 4“ ist verflucht schnell, brutal, präzise – und gnadenlos ehrlich in dem, was es von seinen Spieler:innen verlangt. Wer unkompliziert schauen möchte, ob ihm das Gameplay zusagt, ist im Game Pass perfekt aufgehoben: Dort das Spiel seit Release ohne Aufpreis verfügbar. Die Story bleibt wenig überraschendes schmückendes Beiwerk, doch das kongeniale Kampfsystem ist ein Meisterstück, das alte Tugenden mit neuem Schwung verbindet. Wer wissen will, wie sich reine, unverfälschte Action im Jahr 2025 anfühlen MUSS, findet hier die Antwort – blutig und fordernd.

Release: 20.10.2025 | Entwickler: Team Ninja / PlatinumGames | Genre: Action-Adventure | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 5, Xbox Series S/X (Game Pass) und PC | USK: ab 18

Ninja Gaiden 4 (PlayStation 5)

Spielspaß - 88%
Gameplay - 84%
Grafik - 86%
Technik - 80%

85%

Empfehlenswert!

Motivierender Ninja-Schnetzler mit abwechslungsreichen Levels, grandiosem Kampfsystem, jedoch Mängeln in Geschichte und technischer Hinsicht.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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