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Prince of Persia: The Lost Crown im großen TEST – Verflucht gute Wurzeln!

Kleine, feine Ideen machen diesen Sidescroller königlich

Ubisoft gelingt mit „Prince of Persia: The Lost Crown“ ein verflucht gutes Action-Adventure im Sidecroller-Gewand, das man kaum noch für möglich hielt. Kurioserweise schlüpfen wir dafür gar nicht erst in die Haut des titelgebenden persischen Prinzen. Hier überzeugen vielmehr die wendungsreiche Handlung während die Sprungpassagen dank allerhand übernatürlichen Kräften uns nicht nur einmal verzweifeln ließen. Unsere Review zum ersten Hit des Jahres 2024!

Stehen die Herren und Damen von Ubisoft Montpellier hinter einem Projekt ist nahezu todsicher: Das wird ein kreativer sowie beinharter Ausflug in digitale Gefilde. Beweisstück A bis Z bilden die herrlich abgedrehten Abenteuer rund um den gliederlosen Kindheitshelden und Bösewicht-Schreck „Rayman“. Weil nach der eher durchschnittlich aufgenommenen Minispiel-Sammlung „Raving Rabbids“ kein neues 3D-Jump’n’Run folgte, entschied sich Ubisoft die Marke erstmal ruhen um sie ein paar Jahre später, genauer gesagt 2011, mit „Rayman Origins“ wieder auferstehen zu lassen. Diese Frischzellenkur besann sich wieder auf die klassischen Abenteuer aus Mitte der Neunziger, die Entwickler Michel Ancel mit seinem gegründeten Studio Montpellier lustigerweise bereits das Licht der Videospiel-Welt erblicken ließ. Statt freibegehbaren Level in 3D wechselte man in die Sidescroller-Sicht, dies erwies sich durch echt knackige Passagen als perfekte Strategie um wieder in erfolgreichere Zeiten zu wechseln. Jetzt ist wohl der leidgeprüfte persische Prinz dachte sich der französische Publisher und spätestens nach dem technisch sehr dürftigen Trailer zum Remake von „The Sands of Time“, wo zurzeit alles von Grund auf neu programmiert wird, war dies die beste Entscheidung seit Jahren.

„Prince of Persia“ basiert auf einem Spiel von Entwickler Jordan Mechner aus dem Jahre 1989. Ziel war es innerhalb von 60 Minuten in Echtzeit die Prinzessin aus den Fängen des diabolischen Viziers zu befreien. Ubisoft entwickelte ab 2003 eine eigenständige Trilogie für damalige Konsolen mit anderer Handlung. Das Schöne am neuesten Spiel der Reihe: Es hat rein gar nichts mit den alten Geschichten am Hut. In „Prince of Persia: The Lost Crown“ spielen wir erstmals keinen Blaublütigen sondern einen seiner Beschützer. Anders gesagt: „Sargon“ von den Unsterblichen. Diese kleine Gruppe beschützt die Königinnen-Familie in Persien. Bis ein Mitglied urplötzlich abtrünnig wird und jenen hilflosen Prinzen in einen abgelegnen Palast verschleppt ohne klares Motiv, natürlich verfolgen Sargon und die Unsterblichen sie. Dort angekommen geschehen merkwürdige Dinge, erst altern einige Figuren rasend schnell, geheimnisvolle Wesen greifen Sargon an und der Prinz schwebt in höchster Gefahr. „The Lost Crown“ ist ungemein hübsch. Neben einer organisch in diese wunderbar gezeichnete Spielwelt verwobene Handlung mit Wendungen, welche überraschend unerwartet kommen. Ubisoft Montpellier verzichtet dankenswerterweise auf eine viel zu gewollte Implementierung der letzten Abenteuer. Nein, das Storytelling geschieht durch Dialoge, veränderte Wege oder gänzlich anders als es man erwartet.

Palastrundgang mit gewetzten Schwertern

Die große Stärke des Sidescroller ist die spielerische Unruhe. Es passiert einfach immer etwas. Bei Schritten nach links, rechts, vertikaler oder horizontaler Natur findet man bei Gut Glück tatsächlich eine verborgene Truhe mit einem weiteren Steckplatz für Amulette. Richtig gehört, Sargon trägt seine hilfreichen Fähigkeiten nicht im Upgradebaum sondern per auffindbaren Amuletten am Körper. Weitentfernte Seelenstücke von erledigten Gegnern einfacher sammeln oder unsere Energiequelle „Athra“ für besonders schwere Angriffe in Kämpfen durch Treffer aufladen? All dies läuft über dafür vorgesehene Amulette. Damit ihr euch nicht verirrt, was erstaunlich schnell passieren kann, hilft die jederzeit aufrufbare Karte…ähm „Auge“. Das Gameplay bzw. die Keilereien sind trotz Sidescroller-Perspektive nicht zu unterschätzen – einige Gegner schweben, schießen oder tarnen sich als Doppelgänger. Im Laufe unseres Abenteuers kommt Sargon in Besitz von beispielsweise einem Bogen, schleuderbaren Schild und (Obacht!) sogar Fähigkeiten zur Manipulation der Zeit. Lasst euch von der teils herrlich schönen Optik der Gebiete dem Dachgarten oder „Heiligen Archiv“ nicht täuschen, besonders im letzten Drittel zieht „Prince of Persia: The Lost Crown“ nochmal ordentlich in Sachen Spieltempo und Geschicklichkeit der zu bewältigenden Sprungpassagen spürbar an. Immerhin stehen die Waq-Waq-Bäumen aka Checkpoints in regelmäßigen Abständen herum und laden euren Gesundheitsbalken sowie Pfeile etc. auf.

Nicht wundern – hierbei handelt es sich um ein waschechtes Metroidvania. Bedeutet im Klartext: Backtracking steht auf der Tagesordnung und da übertreiben es die Entwickler:innen meiner Meinung zu sehr, zugegeben, es gibt Schnellreise-Optionen durch Portale, aber dafür stehen sie zu weit voneinander entfernt, leider helfen die freischaltbaren Abkürzungen nur bedingt. Viele Bereiche werden zudem erst durch später erlernte Fähigkeiten betretbar und der Doppelsprung kommt eindeutig zu spät in unserer Bewegungsrepertoire. Grafisch holt das Studio bemerkenswert viel aus der Unity-Engine, wenngleich manche Bugs wie festgefrorene Dialogstrecken oder aufgelöste Figuren in Ingame-Zwischensequenzen störend aber keinen spielerischen Weltuntergang bedeuten. Dafür bleiben die herrlich eingefangenen Sonnenstrahlen durch die Baumkronen im Wald hinter dem Palast oder jene schleimigen Rutschen innerhalb der mit rotierenden metallenen Häckselmaschinen in der Unterwelt. Vieles braucht in diesem Spiel keine Buchstaben um die Atmosphäre zu erklären. Zumal die musikalische Untermalung von der iranisch-stämmigen Musikerin Mentrix & des Briten Gareth Coker dank Instrumente aus verorteten Regionen kommt.

Angebot
Prince of Persia: The Lost Crown - [PlayStation 5] Golden Joystick Nominee
  • Stürze dich in einem stylishen und packenden Action-Adventure-Abenteuer in ein mythologisches Persien, wo du die Grenzen von Raum und Zeit direkt beeinflussen kannst
  • Entfessle deinen inneren Krieger und nutze deine Superkräfte, um verheerende Kombos auszuführen und besiege mythologische Kreaturen die von der Zeit korrumpiert wurden
  • Verliere dich auf dem wundersamen Berg Qaf und entdecke eine verfluchte, persisch angehauchte Welt mit monumentalen Wahrzeichen und Gefahren

Unser Fazit zu „Prince of Persia: The Lost Crown“

Ich hätte kaum geglaubt, dass Ubisoft diese angeschlagene Marke nochmal retten kann, aber so viel sei gewiss lasse ich mich gerne überraschen. Die Reihe ist nicht nur die Hauruck-Aktion des „Sands of Time“-Remake angeschlagen, aber siehe da – Ubisoft Montpellier mischt die besten Zutaten wie Entdeckungen, knackigen Kämpfen inklusive Sprungpassagen zusammen und generiert dadurch einen wohlschmeckenden Cocktail, der durch kleine technische Fehler und unnötiges Backtracking im Nachgang bitter ist. Dennoch werden hier Metroidvania-Fans samt „Prince of Persia“-Springer bestimmt sehr glücklich.

Release: 15.01.2024 | Entwickler: Ubisoft | Genre: Action-Sidescroller | Preis: 49,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox X/S und PC | USK: ab 0

Prince of Persia: The Lost Crown (PlayStation 5)

Spielspaß - 91%
Gameplay - 86%
Grafik - 88%
Technik - 83%

87%

Ausgezeichnet!

Zurück zu den Wurzeln! Sogar ohne persischen Prinzen gelingt Ubisoft ein grafisch gewitzes Metroidvania fast ganz ohne gröbere Fehler.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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