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Resident Evil 4 Remake im großen TEST – Fabelhaft gruseliger Dorftrip

#Review

Spanische Dörfer und ihre kauzigen Bewohner locken seit jeher interessierte Horrorfans zu einem spannungsgeladenen Spaziergang ein – das Remake von „Resident Evil 4“ gelingt durch seine von Grund auf neu entwickelte Spielwelt und technischen Finessen in einigen Momenten selbst den erfahrensten Spieler einen gehörigen Schrecken zu verpassen. Wir begleiteten Leon S. Kennedy auf seiner waghalsigen Rettungsmission und beantworten auch die Frage, ob die Bosskämpfe noch immer so knackig wie im Original sind. Unser ausführlicher Test.

2005 schien die Welt noch in Ordnung. Jamba-Sparabos bevölkerten mit quirligen Piepmatzen die Handyrechnungen nicht geschäftsfähiger Kinder, die kürzlich erstandene Fußball-WM lag nicht mehr fern und Nintendo überraschte auf seiner familiengerechten quadratischen Konsole mit der blutigen Kehrtwende der „Resident Evil“-Reihe. Shinji Mikami läutete nicht weniger als einen kompletten Umsturz innerhalb der Reihe ein. Statt festen Kamerawinkeln wechselte man an die Schulter der Spielfigur. Weniger Rätsel sondern mehr handfeste Action. Schauriger Horror wurde durch adrenalintreibenden Terror ersetzt. Zudem setzte man mehr auf wechselnde Locations. So wanderte die bekannte Hauptfigur Leon S. Kennedy durch ein merkwürdiges spanisches Dorf. Nach unzähligen Remaster-Versionen, welche in ihrer Schlagzahl fast „Doom“ Konkurrenz machte, ja sogar einem herausragenden VR-Port exklusiv für die Meta Quest 2 (zu unserem Test) kam man nach den technisch eindrucksvollen Remakes von Teil 2 und Teil 3 – nicht mehr drumherum: „Resident Evil 4“ erhält eine deutliche Auffrischung. Und was für Eine!

Auch im Remake änderte sich nicht kaum etwas an der zweifellos simplen aber wirkungsvollen Storyline. Nach den Geschehnissen im Zombie verseuchten Raccoon City wird der ehemalige Polizist Leon S. Kennedy von dem US-Präsidenten „gebeten“ seine verschwundene Tochter zu suchen. Die Spur führt nach Südeuropa in ein abgelegenes spanisches Dorf. Dort regieren die Bewohner rabiat, greifen Leon an und bald wird klar warum – brutale Kultisten infizierten alle Dörfler mit einem Parasiten namens „Las Plagas“. Daher gilt es schnellestens Ashley zu finden und abzuhauen. Löblich ist die angepasste Präsentation der Handlung. Gab es von Leon im Original noch machohafte Sprüche gegenüber Ashley fragt er nach ihrem Befinden. Zwar emotional kein „The Last of Us“-Niveau jedoch glaubwürdiger. Gerade die toll inszenierten Zwischensequenzen mit ihrer ausgefeilten Technik heben das Spiel qualitativ nochmals nach oben, die Gesichtsanimationen wirken manchmal gar fotorealistisch während neue Kameraführungen einen besseren Überblick schaffen. Besonders Deutsche Lokalisierung ist gelungen, wenngleich die Storyline mit unerwarteten Wendungen tatsächlich aus manchen Lows rettet. Besonders der Aufbau aus schaurigen Abschnitten durch Wälder bis zu schießwütigen Zusammentreffen mit schreienden Dorfbewohnern während regelmäßige Bosskämpfe die gekonnte Gruselstimmung abrunden. Capcom schaffte es aus einem bekannten Titel durch intelligente Auffrischungen nochmal das Maximum rauszuholen.

Nahkampf á la Road House

Ähnliches gilt für die stark verbesserte Steuerung. Laufen und dabei schießen war im Original nur ein kühner Wunschgedanke. Im Remake ist es Alltag. Auch, weil Capcom die Aggressivität der Gegner ordentlich nach oben schraubt und mehr von ihnen auf uns Spieler loslässt. Neben übergriffigen Attacken sind geworfene Äxte keine Seltenheit. Daher helfen nur gezielte Kopfschüsse mit brachialen Nahkampfangriffen – der Road House-Kick ist Trumpf! Besonders in den ersten Spielstunden baut Capcom ungeheure Atmospähre bei ersten Schritten durch düstere Wälder, verlassene Hütten und erwähnten Auseinandersetzungen. Einziger Gedanke: Hier stimmt es etwas ganz und gar nicht! Doch erst im letzten Drittel offenbaren sich die Absichten des Kults. Das Inventar wurde mit einem Koffer sowie Plätzen beibehalten. Wie damals gilt es also Ordnung für verschieden farbige Kräuter, Erste-Hilfe-Sprays, Waffen und Kleinkram zu schaffen. Elementar ist zudem das Mischen – Rohstoffen mit Schießpulver für Munition und Kräuter für Energie. Zerstörbare Kisten und Feinde hinterlassen bestenfalls davon auch was. Sauer stößt die neue Limitierung von Leons Kampfmesser auf – nach starker Benutzung geht es kaputt. Wenigstens lässt es sich gegen Bezahlung durch auffindbare Peseten beim geheimnisvollen Händler wieder reparieren, dennoch nervt das etwas. Mit ihrer verwinkelten Spielwelt mitsamt Tunneln, Wegen und Leitern weckt es leichte „Dark Souls“-Vibes.

Dank vieler Ortwechsel kommt es kaum zu Stagnierungen. Müssen wir erst ein Holzzahnrad finden, was Leon mit „Alles muss man selber machen!“ sarkastisch kommentiert, findet man sich wenige Minuten später an einem größeren See, in dem uns ein Ungeheuer angreift. Danach dürfen wir übrigens selbst per Motorboot die Gegend freierkunden. Die gesamte Spielzeit von guten 18 Stunden lebt von „Nicht euer Ernst!“-Momenten. Nur wenige Male brauchte es ein Blick auf die Karte, weil entweder einige Wege „zu“ gleich aussahen oder neue Gebiete zu modernisiert wurden. Gefühlt ist „Resident Evil 4“ ein gänzlich neues Spiel. Rätsel begegnen euch zwar auf eurem Weg auch, aber sind rudimentär. Entweder gilt es Objekte aufzufinden oder Schalter in korrekter Reihenfolge zu betätigen/drehen. In der PlayStation-Version liegt dies unweigerlich mit der Einbeziehung des Dualsense zusammen – Chatgespräche mit Hunnigan oder Luis strömen aus dem Lautsprecher während die (optionalen) Adaptive Trigger sich bei jeder angelegten Waffe fühlbar anders drücken. Zum (wachsenden) Arsenal sind neben Pisole, TMP auch exotischen Waffentypen wie Revolver oder Bolzenwerfer zu finden. Netterweise ist der quasi mitreisende mysteriöse Verkäufer jedes Mal bestens ausgerüstet.

Angebot

Neben einer vorbildlichen Implementierung von Einstellungsmöglichkeiten für körperlich Beeinträchtigte ist die weiterentwickelte RE Engine der heimliche Star des Titels. Besonders stark fällt hier die grandiose Photogrammetrie auf mit welcher sich realistische Texturen für Wände, Böden oder Flora & Fauna darstellen lassen. Dazu kommt eine superbe Soundkulisse mit guter Balance, sodass regnerisches Plätschern auf Laub fast schon beruhigend wirkt – wäre er nicht von Schreien im Umkreis unterbrochen. Was wäre ein stimmungsvolles Resi-Spiel ohne Blut und Gore? Eben. Silent Hill. Nein, es spritzt Blut, da kullern manche vom Parasiten überwucherte Gedärme aus den erledigten Körpern eurer Feinde und bei brachialen Schusswaffen wir der Schrotflinte explodieren auch mal Köpfe. Das Remake gehört wie die Serie nicht in Kinderhände. Apropos Kinder: Die Traumata um Ashleys Rettungsboot bzw. ihres Lebensbalkens gehören der Vergangenheit an – Capcom machte sie nur unverwundbar. Nur, wenn sie huckepack genommen weggetragen und es Leon nicht verhindert seht ihr den Game Over-Screen. Idealerweise können wir der selbstbewussten Präsidententochter nun mit R3 ein Zeichen geben – eng oder weiter weg zu folgen. Technisch beobachteten wir im Test nur wenige Schwächen – dazu zählen spät ladende Texturen, Einbrechen der FPS in weitläufigeren Szenen was bestimmt am aktivierten Raytracing liegt und das unnötige Hängenbleiben an Ecken in Gebäuden. Also verschmerzbar.

Unser Fazit zu „Resident Evil 4 Remake“

Der zeitgeistige Wille nach Nostalgie scheint im Fernsehen, Kino und eben Videospielen ungebrochen. Meinen die Macher es dahinter wie in „Top Gun: Maverick“ oder „Resident Evil 4“ ernst und verfolgen einen intelligenten Ansatz nämlich Altbekanntes mit neuen Ideen zu verbinden, entsteht ein frischer Klassiker. Machen wir es kurz – das Remake zu Capcoms derber Rettungsmission ist über alle Maßen gelungen und kann zurecht als Must-Play für Gruselnoobs, Resi-Perten und sonstige Spieler:innen mit Controller bezeichnet werden.

Entwickler: Capcom | Genre: Horror-Adventure | Preis: 69,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series und PC | USK: ab 18

Resident Evil 4 (PlayStation 5)

Spielspaß - 94%
Gameplay - 91%
Grafik - 92%
Technik - 89%

92%

Ausgezeichnet!

Resident Evil in Hochform! Capcom beweist mit seinem düster aufgefrischten Abenteuer wie heutige Remakes aussehen müssen.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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