Sniper: Ghost Warrior 3 im Test
Sniper: Ghost Warrior 3: CI Games will es im dritten Anlauf wissen – mit reichlich B-Movie Atmosphäre, lustlosen deutschen Sprechern und teils heftigen Technik-Mankos. Doch macht das Spiel vielleicht trotzdem Spaß? Unser Test.
Vorbei mit Billospielen?
City Interactive. Bei diesem Namen hören Gamer erschrocken hin. Das polnische Entwickler-Studio sind sozusagen die ungekrönten Champions der etwas trashigen Videogame-Unterhaltung. Namen wie „Tank Combat“ oder in der Vergangenheit selbst gepublishten „Alarm für Cobra 11“-Reihe waren ein Garant für teils hingerotzte Software. Miese Steuerung, verabscheuungswürdige Grafik und den Anspruch mit möglichst wenig Aufwand viel Geld zu erwirtschaften, sind nicht gerade die Glanzlichter der Branche. Billigspiele für die Krabbelkiste en masse. Doch das Studio möchte sein Image ändern bzw. verbessern mit weitestgehend gut aufgenommen Titeln wie „Lords of the Fallen“ oder eben der sehr angestrengt zeitgemäßen „Sniper: Ghost Warrior“-Teile. Bereits seit gut sieben Jahren versucht CI Games hiermit einen ebenbürtigen Gegner zur mittlerweile recht erfolgreichen „Sniper Elite“-Reihe aufzubauen. Doch irgendwie zündeten frühere Arbeiten nicht. Grafisch schwach, keine große Freiheiten und nur das Gameplay als gut empfunden. In Zeiten von Battlefield 1 und dem allgegenwärtigen Open-World Trend starten die Polen einen neuen Versuch. Ob er gelingt?
Die Handlung von Sniper: Ghost Warrior 3 möchte nur zu gern als stimmig und tragisch aufgefasst werden. Hauptprotagonist Jonathan North verbindet mit seinem Bruder Rob eine besondere Beziehung seit frühester Kindheit. Diese hielt sogar die harte Ausbildung bei der Armee durch und beide schließen eine Mission an der russisch-ukrainischen Grenze ab. Plötzlich erscheint ein mysteriöser Mann im Anzug, schlägt Jon nieder und entführt Bruder Rob. Dieser sinnt auf Rache und macht sich nach Georgien auf um Informationen zu sammeln und nebenher mehrere Terroristen „dingfest“ zu machen. Ungewöhnlich ruhig beginnt das Spiel auch. Doch der rund 15 – 20 minütige Prolog reicht nicht aus, um als Spieler wirklich Gefühle zur Situation aufzubauen. Zu flott die Inszenierung und zu herzlos um überzeugen zu können. Danach finden wir uns das erste Mal in der Open World Georgiens. Lob an CI Games – Setting wirkt frisch und unverbraucht. Damit hat es sich dann auch. Die Ubisoft-Formel wird zwar in einigen Momenten deutlich, kommt jedoch ohne Türme auf.
Tolle Grafik, miese Technik
Die extra gekaufte Cry-Engine macht ihrem Ruf alle Ehre. Schöne Gras- und Wassereffekte erwarten euch. Doch leider gibt es außer sogenannten „Interressenspunkten“ die Welt erstaunlich leer. Trotz mehrerer „Wanderungen“ gab es keine Angriffe durch Flora & Fauna oder Gegner. Schade. Bis auf kleinere Dörfer mit einigen Bewohnern, die jedoch keine Bedeutung haben, gibt es nichts. In unserem Unterschlupf können Munition bauen, Waffen verstärken oder neue Missionen annehmen. Negativ: Nur im Unterschlupf dürfen wir trotz stylischem Outdoor-Tablet Missionen beginnen. Das Spiel gibt es uns immer die Chance eine Schnellereise zu machen, doch die Ladezeiten verübeln es dem Gamer schnell. Auch so ein Punkt. Es ist verständlich, dass Open World Spiele zu Anfang Zeit brauchen um alles richtig zu laden, doch knapp 4 Minuten mit einer PS4 Pro grenzt an eine bodenlose Frechheit.
Das Gameplay von Sniper: Ghost Warrior 3 hatte CI Games ordentlich aufgeschraubt. Neben dem namensgebenden „snipen“ sind sowohl schallgedämpfte Handfeuerwaffen und Gewehre wie die beliebte AK-47 erlaubt. Zusätzlich haben wir sofort eine Drohne im Gepäck mit der wir unsere Umgebung fein säuberlich checken können. Leider zeigt sich hier wieder die Technik negativ. Entweder beachten Gegner und überhaupt nicht oder sie beachten „erkennen“ uns schon aus knapp 100 Meter Entfernung. Das nervt irgendwann nur und lässt die schlechten Rücksetzpunkte doppelt verdammen. Ds Leveldesign reicht von überaus gelungen bis völlig ideenlos. Mal müssen wir Satelliten abschalten und werden währenddessen mit Zeitlimit und Action gescheucht und dann reicht ein Schuss um alles zu schaffen. Hatten hier deutlich mehr erwartet.
Die Grafik ist wie gesagt, schon deutlich besser geraten als in anderen CI-Titeln könnte jedoch mehr Polishing vertragen. Trotz der reichlich gestärkten PS4 Pro gab es während unseres Tests mehre Frame-Freezes, wo sekundenlang einfach das Bild stehen geblieben ist. Tearing war weniger vorhanden, obwohl das Spiel für Pro-Konsolen optimiert war. Der Score bedient sich an georgischen Volksliedern und bleibt in Action-Sequenzen eher im Hintergrund als wirklich hörbar zu sein. Die Soundeffekte haben dafür den ordentlichen Bums bei Waffengebrauch und sind klangvoll eingearbeitet.
Unser Fazit zu Sniper: Ghost Warrior 3
CI Games versucht wirklich mit allen verfügbaren Mitteln eine Art Sniper-CoD auf dem Markt zu etablieren. Trotz zahlreicher Verschiebungen in der Vergangenheit macht Sniper: Ghost Warrior 3 in manchen Momenten wirklich Spaß. Etwa, wenn ein Schuss genau trifft oder die Grafik bei Regen ihre Muskeln spielen lässt. Aber die lustlosen teils schwachen Sprecher und die anhaltenden Technik-Schwächen trüben den Spielspaß. Falls oder besser gesagt, wenn ein vierter Teil geplant ist, dann mit mehr Liebe zum Detail und Polishing am Schluss.
Sniper: Ghost Warrior 3 (PlayStation 4)
Spielspaß - 60%
Gameplay - 75%
Grafik - 70%
Technik - 40%
61%
Durchschnittlich
Schwacher Sniper-Ausflug nach Georgien, der mit technischen Mängeln und ideenloser Open-World punktet.
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