Spoilerfreie Filmkritik zu „Captain Marvel“
Mit „Captain Marvel“ erhält endlich auch die stärkste Superheldin des Marvel-Universums ihren großen Auftritt. Zeitlich in den 90ern angesiedelt entfacht die Origin-Story trotz Schwächen ein Feuerwerk aus Gags und Action. Unsere Filmkritik.
Superheldin auf Abwegen
Letztes Jahr standen die Fans des Marvel Cinematic Universe nach dem Ende des Avengers-Vehikel „Infinity War“ Kopf. Verständlicherweise. Wie soll es weitergehen? Wer kann Thanos überhaupt das Wasser reichen? In der letzten Post-Credit Scene schien einzig Nick Fury noch den letzten Strohhalm in Händen zu halten. Doch „Captain Marvel“ beginnt viele Jahre davor – um genau zu sein Mitte der 90er. Zudem darf sich Marvel glücklich schätzen solch eine talentierte Schauspielerin wie Brie Larson für die Rolle verpflichten zu können. Ihre toughe, verschmitzte Art macht sie als Superheldin und Figur erst glaubhaft. Kurz zur Handlung, die wir aus Spoilergründen nur kurz anschneiden. Kriegerin Vers (Brie) ist Mitglied einer intergalaktischen Truppe. Zusammen mit ihrem Commander (Jude Law) geraten sie in den Hinterhalt der Skulls. Diese suchen in Vers Erinnerungen nach einem bestimmten Code. Vers kann sich befreien und landet überraschend auf der Erde. Hier trifft sie auf S.H.I.E.L.D.-Boss Nick Fury, der ihr trotz abenteuerlichen Sichtweisen helfen will. Insgesamt ist die Storyline von „Captain Marvel“ wendungsreich sowie humorvoll inszeniert. Der Großteil der Gags geht auf den Zeitkolorit der 90er Jahre zurück, in dem „Blockbuster“-Videotheken sowie Telefonzellen in beeindruckender Stückzahl vertreten waren.
Das Regie-Duo Ryan Fleck & Anna Boden besitzen ein gutes Händchen für eine flotte Erzählweise. Obwohl die Schnitte nicht überstrapaziert werden, ist das Pacing mitunter das geringste Problem vom Film. Schwierig wird es, wenn richtige Highlights fehlen. Nicht falsch verstehen – im letzten Drittel des Films bekommt der Zuschauer einen Vorgeschmack auf die letztendliche Power der Superheldin und doch bleibt es nur dabei. Natürlich will man sich noch einige Schauwerte für den kommenden „Avengers: Endgame“ aufheben, jedoch verpasst man hier die Chance den berühmten Knochen hinzuwerfen. Größte Stärke ist der Cast. Samuel L. Jackson als junger Nick Fury haut im Minutentakt Gag an Gag raus. Während Ben Mendelson auch mal andere Facetten als die des ewigen Antagonisten offenbaren darf. Technisch überzeugt „Captain Marvel“ in vielen Belangen. In einer Flugsequenz könnte man glatt meinen, dass man im Star Wars-Universum gelandet ist. Stichwort: Industrial Light & Magic. Der Score von Pınar Toprak schwingt meisterhaft von opulent orchestralen Klängen bis zu sanft gezupften Geigensaiten.
Unser Fazit zu „Captain Marvel“
Nach über 10 Jahren MCU und dem grandiosen „Wonder Woman“ von Konkurrent DC zieht Paul Feige endlich seine stärkste Heldin aus dem Hut. „Captain Marvel“ ist einerseits als Origin-Film und gegen Ende als vielleicht wichtigstes Puzzlestück im gegenwärtigen Kampf gegen Bösewicht Thanos zu sehen. Der Film lässt sich genügend Zeit, bietet leider wenig bis gar keine erinnerungswürdigen Highlights. Bietet mit Larson und Jackson jedoch eine chemisch hervorragende Buddy-Hero-Beziehung. Alleine wegen den Effekten ist ein Kinogang in 3D unausweichlich.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Natürlich!
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Captain Marvel“ gibt es hier.