Maren Kroymann, Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach sind einmal mehr Großeltern wider Willen! In der Fortsetzung zu „Enkel für Anfänger“ herrscht der gleiche launig-pointierte Humor wobei die sehenswerte Oldie-Parade gerne noch respektloser hätte sein können. Unsere Kritik zum Film.
„Ich lieg auf Salzstangen.“ – „Ich lieg im Dilemma.“ – „Das ist das Leben.“. So wünschen sich die drei Hauptfiguren in der neuen Komödie von Wolfgang Groos (Kalte Füße) liebevoll auf behelfmäßig zusammengeschobenen Kissen und Isomatten fast schon familiär eine Gute Nacht. Deutlich turbulenter als im Erstling „Enkel für Anfänger“ von 2020 lässt Drehbuchautor Robert Löhr nicht etwa nur ein Kind auf jeweils einen Oldie los sondern gleich eine komplette Schar an Smartphone-daddelnden und Hormon gesteuerten Jugendlichen. Dies ist zugleich die größte Stärke aber auch die größte Schwäche des Films, da sich das ohnehin recht schwache Drehbuch nur dank zündender Gags über Wasser hält und im Mittelteil vollends verliert bzw. kraftlos wirkt. Doch kurz zur Handlung: Nach einem Jahr „Granny-Au pair“ in Neuseeland, wie es Karin (Maren Kroymann) gerne beschreibt, will sie ihren Mann Harald (Günther Maria Halmer) früher als erwartet überraschen und sieht sich fast durch die „nur“ helfende Nachbarin ersetzt. Gerhard (Heiner Lauterbach) liegt inzwischen im Clinch mit seinem Zeitungsausträger während Alt-Hippie Philippa (Barbara Sukowa) bei ihrer hochschwangeren Tochter (Marie Burchard) lebt und durch Zufall ihren Schülerhort übernehmen muss. So geht der kindliche Trubel von vorne los.
Anfangs wirkt „Enkel für Fortgeschrittene“ episodenhaft, was sich nach einiger Zeit wieder ändert und besonders der Cast aus Kroymann, Sukowa und Lauterbach brillieren in ihren gemeinsamen Szenen, welche durch ihren gelungenen zynischen Humor auszeichnet. Robert Löhr platziert seine humoresken Zeilen nicht ziellos außerhalb in Dialogen sondern webt sie organisch ein, was dem Film in starken Momenten von typischen ARD-Degeto Produktionen (hier Co-Produzent) angenehm abhebt. Dagegen stehen die teils sehr biederen Storyentscheidungen, welche sich selbst ohne Foreshadowing eine Stunde vorher ankündigen. Offensichtliche Schwäche sind neben den jugendlichen Darsteller:innen in klischeehaften Reißbrett-Figurenzeichnungen, der fehlende Storyüberbau. „Enkel für Anfänger“ funktionierte weil darin ältere Semester in ihrem Alltagstrott festgefahren waren und durch die aufgeweckten Kinder erst gänzlich überfordert waren um danach selbst eine Entwicklung zu nehmen. Besonders die Spielfreude der drei gestandenen Schauspieler:innen lässt nicht nur einmal so manche, halbgare, Szene vor Amüsement geradezu erstrahlen. Die Optik bewegt sich gewohnten Kino-Niveau wenngleich keine cineastischen Kunstgriffe zu erwarten sind – gleiches gilt für die eingespielte Musik. Am Ende funktioniert das humorvolle Treffen der Generationen nicht mehr ganz so erfrischend wie zuletzt, aber unterhält allemal.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache.
- Kroymann, Maren, Lauterbach, Heiner, Sukowa, Barbara (Schauspieler)
- Groos, Wolfgang (Regisseur)
Enkel für Fortgeschrittene. USA 2023. Verleih: StudioCanal. Regie: Wolfgang Groos. Mit Maren Kroymann, Günther Maria Halmer, Barbara Sukowa. 110 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
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