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jazzopen 2024: Britische Coolness at its best – Sting in Concert

Sting brilliert mit musikalischem Best-Of seiner Karriere

Der Sonntagabend stand ganz im Zeichen eines ganz Großen: Sting. Der Brite und frühere Frontmann von „The Police“ brauchte nur seine Gitarre und seine spürbare Lässigkeit um das Stuttgarter jazzopen-Publikum auf eine höchst unterhaltsame Reise durch sein musikalisches Schaffen mitzunehmen – Hit an Hit ließ den ausverkauften Schlossplatz selten zur Ruhe kommen. Davor sorgten die musikalisch in ähnlichen Gefilden wandelnden Special Guests Bernhoft & Giordana Angi für einen wunderbaren Klangteppich. Unsere Eindrücke vom Konzertabend in Stuttgart.

Stuttgart – Vielleicht ist es seine Lässigkeit, vielleicht auch seine trotz 72 Lenzen überstrahlende jugendliche Aura oder auch schlussendlich die Musik, welche ihn so unglaublich nahbar macht. Sting gehört zweifelsohne zu den größten Musikern unserer Zeit. Sein musikalisches Schaffen umfasst mehr als mehr als 20 Alben und wird dank einzigartiger Songs wie „Message in a Bottle“ oder „Englishman in New York“ auf ewig zu hören sein. Daher war die Vorfreude schon lange vor Einlass zu erkennen, weil sich die großen Sting-Fans einerseits durch aktuelle Tour-Shirts erkenntbar machten und natürlich die besten Plätze ganz vorne zum Einlass ergattern wollten. An diesem vorletzten Festivalabend ist der Himmel, nach dem schauerreichen vorherigen Abend mit Jamie Cullum, wieder nahezu wolkenfrei. Per Aperol Spritz wird sich im Vorfeld zugeprostet während Sonnenbrillen den Regencapes gewichen sind. Angenehme 28 Grad lassen einen entspannten Konzertabend erwarten. Seit Monaten ist der Abend ausverkauft. Rund 7.400 Zuschauer:innen wollen sich das zweite Konzert des Englischen Musikers nach seiner umjubelten Show von 2022 im Festival defintiv nicht entgehen lassen. Sting setzt auf Kontinuität. Daher bringt er seine Support Acts gleich selbst mit – nämlich in Form von Giordana Angi und dem norwegischen Singer/Songwriter Bernhoft.

Beide sind musikalisch interessanterweise ähnlich gelagert. Beide kommen ganz ohne Begleitmusiker aus, nutzen vornehmlich akustische Instrumente und eine Loop-Box. Hiermit lassen sich aufgenommene Geräusche oder Töne beliebig lange verlängern oder stark verfremden. Dana erscheint gegen Viertel nach Sechs auf der Bühne. Das Feld der Besucher:innen ist schon recht gefüllt, das Interesse vorhanden. Im kurzärmeligen Shirt, dessen die New Wave-Ikone „Blondie“ ziert, steht sie gut gelaunt vor ihrer Hörerschaft. Die positiv-sommerlichen Melodien unterstreichen nochmals die ruhige Atmosphäre des Spätnachmittags. Dabei singt sie ihre Liedzeilen rund Liebschaften und Selbstverwirklichung wahlweise in kantigem Italienisch oder Englisch. Auf ankommenden Applaus reagiert sie mit „Thank you very much!“. Etwas anders verhält es sich da bei Bernhoft – namentlich Jarle Norman Bernhoft-Sjødin ist ein norwegischer Singer/Songrwriter, der vom Aussehen eine Mischung aus frühem Bob Dylan und Mick Hucknall ähnelt. Seine dargebotenen Songs sind wiederum, genauso wie alle Acts an diesem Abend, handgemacht. Links neben ihm steht ein E-Piano, rechts drei verschiedene Gitarren-Arten. Seine rotbraune Lederjacke passt zur toughen Bühnenpersönlichkeit, die mal die Menge „Alles gut, so far?“ abfragt oder sich sympathisch entschuldigt, da er leicht erkältet ist. Dennoch gibt er sein „very best“.

Aller guten Dinge sind Drei!

Während manche Songs recht simple Hintergrundbeschallung darstellen, bleiben andere wiederum dank der Performance länger im Kopf. So setzt auch Bernhoft auf eine Loop-Box. Mal klopft er rhythmisch auf der Rückseite seiner Gitarre herum, dann schrillt er extrem hohe Tonlagen wie Steven Tyler – nur um daraus ein erfrischend andersartiges Musikerlebnis zu schaffen. Während seines virtuosen Gitarrenspiels, welches entweder auf der akustischen oder der elektrischen passiert, hängen seine braunen gelockten Haare etwas im Gesicht. Dank der in den Innenhof scheinenden Sonne stellt sich ein gerade zu kalifornisches Lebensgefühl ein. Sein mitreißender Blues Rock gerade zum Ende hin, wird nur von seinem absolut coolen Abgang übertroffen währenddessen seine Loop-Box noch spielt. Der Aperitif schmeckte! Viertel vor Neun herrschte reges Treiben auf dem Schlossplatz, die letzte gute Lücke mit Sicht auf die Bühne finden, denn nun kam er raus. Ohne großes Opening, dafür mir umso gigantischerem Applaus, begrüßte das Stuttgarter Publikum den Headliner des Abends. Mit „Eins, Zwei, Drei“ steigt er sofort mit seinem großen Hit „Message in a Bottle“ ein, tausendmal gehört aber live ungeschlagen. Sting ist sich diesem Umstand bewusst und animiert regelmäßig sein Publikum zum Mitsingen. Mal gibt er Rufe vor, die natürlich direkt umgesetzt werden. Dass dieser Mann schon 72 Jahre ist, kaum zu glauben. Seine laufende Tour heißt „Sting 3.0“ was zweifellos Bezug zur Besetzung nimmt – neben ihm stehen sein langjähriger Gitarrist Dominic Miller und der Luxemburger Chris Maas on Stage. Mehr braucht’s nicht.

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Bevor er zum dritten Song übergeht, läuft mit britischer Coolness zur Gebärdensprachdolmetscherin, stellt sich höflich vor und erfragt ihren Namen. Cynthia wird diesen Abend nicht so schnell vergessen. Im Publikum wenig später befreiendes Gejohle – erste Noten von „Englishman in New York“ erklingen. Nicht erst seit den Versionen von Otto Waalkes und Ski Aggu ein Dauerbrenner. Es passiert recht selten, aber selbst die hartgesottensten Pressevertreter sangen hier mit. Egal, was aus welchem Jahr der muskulöse Brite seine Welthits spielt, der typische Sting-Sound bleibt gleich. Der minimalastisch gestaltete Bühnenshow wird durch Authentizität und Gefühl wett gemacht. Nach einem kurzen Schluck Apfelschorle geht die musikalische Reise ungehemmt weiter – Fields of Gold, Seven Days, When We Dance bringen alleine durch ihre zeitlose Melodien Welthitstatus mit. Regelmäßig sucht er nach Blickkontakten im Publikum. Spätestens bei „Shape of my Heart“ zücken weite Teile des Innenhof ihre Handys – seine kräftige Stimme zieht einfach den Bann. Die minutiös getätigten Riffs an mehreren seiner Klampfen sind beeindruckend. „Every Breathe You Take“ reicht wie „So lonely“ tief in frühe „The Police“-Zeiten. Letztgenannter Song verwandelte der Maestro gar in eine ausufernde Punk-Rock Nummer. Wie viel Spaß ihm der jazzopen-Abend machte, erkennt man neben sichtlicher Freude auch seinen zwei Zugaben an – einerseits lässt er dem frenetisch applaudierendem Publikum „Roxanne“ zukommen, andererseits nimmt er sich die Akustik-Gitarre um das betörende „Fragile“ anzustimmen. Die zuvor bedächtige Stimmung ergießt sich tosendem Applaus – wahrlich ein legendärer Abend!

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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