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Filmkritik zu „Saw: Spiral“ – Höchst gewalttätig mit blutleerer Handlung

Dank gehöriger Starpower in Form von Samuel L. Jackson sowie Chris Rock, der gleichzeitig Produzent und Drehbuchautor ist, meldet sich das fies-blutrünstige Horror-Franchise mit „Saw: Spiral“ zurück. Wir verraten euch, ob sich das grausige Fest aus abgefetzten Körperteilen für einen entspannten Kinoabend lohnt – unsere Kritik.

Im Wandel der Zeit

Die Saw-Reihe gilt nicht als qualitativ beste Filmreihe, aber finanziell erträglich war sie mit insgesamt über einer Milliarde Dollar Box-Office zweifellos. Zumal alle Teile das schwere Los zogen weltweit nur für erwachsene Zuschauer zugänglich gewesen zu sein. Während der Erstling von „Conjuring“-Mastermind James Wan schon als Filmstudent als Kurzfilm und später durch Produktionshilfe von Lionsgate aus der Taufe gehoben wurde, beteiligte er sich bei späteren Fortsetzungen nur noch als durchwinkender Producer. Der kluge Thriller um einen Killer, der zwei Opfer an eine Heizung kettet und als Ausweg entweder Säge oder makabere Spielchen hinterlässt, mauserte sich nicht umsonst zum Publikumliebling anhand seines spektakulären Schlusses. Nun denn. Was danach folgte brach die sogenannte „Touture Porn“-Welle auf – also Filme deren mangelnde Handlung durch unappetliche Tötungen abzulenken versuchen. Kurioserweise wandte sich Wan mit Werken wie „Insidious“ sichtlich mit atmospährischen Gruselfilmen davon weit ab.
Für die Macher waren die „Saw“-Filme trotz immer wirrer werdender Storyline ein gutes jährliches Geschäft, pünktlich zu Halloween lief ein frischer Gewaltreißer in den Lichtspielhäusern für eine treue Zuschauerschaft. Doch mit Teil 7 (Vollendung) sollte aus kreativen Gründen Schluss sein – selbst der miteinbezogene 3D-Hype war nicht von gewünschter Wirkung. Die Dreingabe „Jigsaw“ von 2017 klang wie ein kleiner Reboot, konnte seiner Hochglanz-Optik nicht mehr als Gesehenes bieten und blieb unter den Erwartungen. Jetzt kommt ausgerechnet Comedian Chris Rock (Bad Campany, Kindsköpfe) ins Spiel, der mit einem Konzept Lionsgate zur Produktion eines neuen „Saw“-Film überzeugte. Mit ihm als Produzent war selbst ich angelockt. Alleine die Verpflichtung von Samuel L. Jackson steigerte bei mir das Interesse. Heraus kommt ein überdurchschnittlich besserer Teil der Reihe, aber trotz allem viel doch enttäuschend. Beginnt der Film mit einem herrlich gewitzten Dialog über „Jenny“ aus „Forrest Gump“, der mühelos von Quentin Tarantino hätte sein können, folgt die Handlung Detective Ezekiel Banks genannt „Zeke“. Seitdem er vor vielen Jahren einen korrupten Cop verpfiff steht es um seine Reputation in der Einheit immer noch mies. Zudem bekommt er den unerfahrenen jungen Detective William Schenk an die Seite. Zusammen kommen Sie einem Killer auf die Spur, der auf brutale Art und Weise, korrupte Cops beseitigt. Zusätzlich hinterlässt er eine rote Spirale an Tatoren. Wer steckt dahinter? Ist es etwa wieder Jigsaw?

Gewöhnungsbedürftiger Einstieg

„Saw: Spiral“ beginnt für normale Zuschauer sicherlich recht heftig. Die erste Gewaltszene beeinhaltet eine abgerissene Zunge vermengt mit einer rasenden U-Bahn. Größter Anker bleibt für viele da Chris Rock, der in der 1. Filmhälfte durch amüsante Sprüche die gehalthaltigen Sequenzen etwas auflockert. Gerade seine Figur ist es, die noch die Sympath iste im kompletten Film abbildet. Gefolgt von seinem Vater Marcus Banks, ehemaliger Polizeichef, der jetzt Besitzer eines Mietshaus ist. Problematisch wird es jetzt, weil die nahezu alle restlichen Figuren blass bis uninspiriert sind. Beispielsweise verkörpert Marisol Nichols als Captain Angie den klischeehaften Prototyp einer gestrengen Polizeichefin. Regisseur Darren Lynn Bousman versteht es jedoch durch eine temporeiche Geschichte solche Unzulänglichkeiten gekonnt zu umschiffen, deren tonal zwar düstere aber längst nicht mehr so pessimistisch anzusehende Killer-Hatz durch das sonnenflutete Californien spannend bleibt. Ohne im Ansatz die Intensität eines „Sieben“ von Fincher oder Gag-Dichte von „Lethal Weapon“ zu erreichen, schafft er durch gut fotografierte Szenen den Spagat zwischen etwas Humor und typischem Saw-Flair. Zumal die „Spielchen“ an grotesken Ideen wie katapultartigem Abfeuern von Glasscherben sind handwerklich nicht übel, dürften aber die Fan-Gemeinde durch die noch leicht angezogene Handbremse etwas verärgern und Mainstream-Publikum abschrecken.

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  • Grau, Meredith, Vasquez, Danny, Warner, Nicole (Schauspieler)
  • Bousman, Darren Lynn(Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 18 Jahren
Einerseits bereichert er das „Saw“-Universum um einen dreckigen, kleinen Thriller dessen Story im Gegensatz zur Gewalt halbwegs überzeugt, andererseits steht er für sich alleine gut ohne den zu sehr das geistige Vorbild zu imitieren. Ganze 11 Mal soll er zur US-amerikanischen Prüfstelle Motion Picture Association Of America (MPAA) gewandert sein, ehe mit er mit einem „R-Rating“ besiegelt wurde. Letztlich ist „Saw: Spiral“ ein deftiger Horrorthriller mit gezielten Schocks, in dem der Plot viel mehr als bloßer Rahmen sein will, aber durch blutarme Mutlosigkeit dann doch zu beliebig erscheint.
Saw: Spiral. USA 2020. Regie: Darren Lynn Bousman. Mit Chris Rock, Samuel L. Jackson, Max Minghella. 93 Minuten. FSK: Ab 18 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Saw: Spiral“ gibt es hier.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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