News

Call of Duty: Infinite Warfare im Test

Call of Duty: Infinite Warfare im Test: Nach einem überraschend guten Black Ops 3 sind die Ur-Entwickler von Infinity Ward wieder am Zug. Angesiedelt in der Zukunft schossen wir uns durch die obligatorische Kampagne, einem hervorragenden Multiplayer sowie dem Zombie-Modus im Trash-Stil.
Dreizehn. Sage und schreibe dreizehn Teile gibt es im „Call of Duty“-Universum. Hauptsächlich drei Studios (Infinity Ward, Treyarch, Sledgehammer Games) – die sich jedes Jahr abwechseln und ihre Ideen einfließen lassen. Mal echte Innovationen wie ein Sprung in die Gegenwart, dann vergessenswerte Handlungen á la „Advanced Warfare“. Ab eben diesem Part spielen auch Gastauftritte von Hollywood-Stars eine nicht unerhebliche Rolle. War es hier noch Kevin Spacey, der sein charismatisches Ebenbild verlieh, verkörpert nun „Game of Thrones“-Star Kit Harrington im diesjährigen Teil den Widersacher. Waren wir bis „World at War“ ausschließlich im zweiten Weltkrieg unterwegs, dabei jeweils in wechselnden Rollen, hieß es ab „Modern Warfare“ ab in die Gegenwart bis ferne Zukunft. Aus erdigen Gräben wurde eine halb zerstörte Großstadt. Mit teils futuristischen Waffen und Gadgets versteht sich. Infinite Warfare treibt es nun auf die Spitze, weil wir nicht nur fremde Planeten erforschen sondern auch einige Einsätze im Kampfschiff absolvieren. Zudem bewies die Reihe immer mal wieder gekonnt Ironie. Ein abgedrehter Zombie-Modus gehört zum jährlichen CoD-Erlebnis dazu. Übrigens erst ab Black Ops 1 enthalten. Fangen wir am besten mit der Kampagne an.

„Genf war nur der Anfang.“

Die Storyline von Infinite Warfare ist schnell erzählt. In der fernen Zukunft ist unser Planet von Rohstoffen beinahe abgeerntet. Als raumfahrende Spezies müssen wir im gesamten Orbit unsere dringendsten Rohstoffe wie Eichhörnchen zusammensammeln. Der Frieden in den erstellten Kolonien und Stützpunkte endet jäh. Die SFD (Settlement Defence Front) geführt von Admiral Salen Kotch attackiert in regelmäßigen Abständen Lieferkonvoi´s und bedroht die auf der Erde lebende Menschheit. Der Konflikt eskaliert als Kotch´s Flotten, Genf bei der feierlichen „Fleet Week“ angreifen. Corporal Nick Reyes findet sich in den Wirren und sagt mit Kollegin Nora Salter den Kampf gegen Kotch an. Durch einige schwere Verluste wird er kurzerhand zum Commander der „Retribution“ einer Kriegsflotte ernannt.
Im Gegensatz zum letztjährigen Black Ops 3 geht Entwickler Infinity Ward keine Experimente ein und zeigt eine überraschungsarme „Schwarz/Weiß“-Handlung im Michael Bay-Stil. Gleich zu Anfang bricht ein Raumschiff in den angrenzenden Ozean. In den mitunter filmreifen Render-Sequenzen bekommen wir ein Gefühl für die Beziehungen unter den Charakteren. Auch wenn uns Marine Omar, Private Kashima oder Waffenarchivar Griff nicht völlig an´s Herz wuchsen, bilden gemeinsame Missionen glaubhaftes Teamwork ab. KI-Roboter Ethan sei besonders erwähnt, da er in seiner Rolle als sympathischer Sidekick richtig aufgeht. Der Fokus auf die Figuren kommt nicht von ungefähr. Regie führte Taylor Kurosaki, einer der großen Köpfe hinter der Uncharted Reihe. Die deutliche höhere Screentime tut dem Spiel gut. Ernüchterung gilt Bösewicht Kotch. Zu Anfang als gnadenlos und unberechenbar vorgestellt, reduziert sich seine Präsenz aufs mindeste bis zum wirklich enttäuschenden Finale. Keine Hintergrundgeschichte oder die Erklärung für seine Motivation. Dies ist sofern schade, weil die Kampagne ansonsten atmosphärisch und temporeich erzählt wird – trotz aufkeimenden „Oorah!“ Patriotismus.

Viel Neues im altbekannten

Bereits im Prolog zeigen die Entwickler was dem Spieler geboten wird. Unkomplizierte Shooter-Action. Kämpfen wir meistens gegen typische Gegnerhorden, gesellen sich Kampfroboter in verschiedensten Ausmaßen dazu. Als kleine Unterstützer für die Gegner oder in kleinen Bosskämpfen mit brachialer Gewalt. Dabei ist das Waffenhandling so frisch und perfekt getroffen wie im ersten Teil. Strategien von fern per Sniper oder als furioser Nahkämpfer bleibt es unsere Wahl. Ähnlich wie im Vorgänger dürfen wir vor jeder Mission frei über Primär-, Sekundärwaffe und Gadgets wählen. Praktisch, aber bei leeren Magazinen bedienen wir uns einfach bei den Gegnern. Eine Neuerung hat es uns besonders angetan – mit der Hacking-Funktion übernehmen wir für einen begrenzten Zeitraum feindliche Roboter. Wobei Antischwerkraft-Granaten alle erfassten Gegner in der Lust schweben lässt. Ein wahres Deja-Vü ist die Gegner-KI. Sie suchen nach Deckung und feuern darauf los mit Hoffnung zu treffen. Flankieren oder sonstige neue Strategien sucht man auch 2016 vergebens. Mit einem der fünf Schwierigkeitsgraden verbessert sich nur ihre Präzision. Umgebungen fallen in Call of Duty: Infinite Warfare jedoch ganz abwechslungsreich aus. Beginnend in den schlauchigen Straßen von Genf führt es uns auf eine schlauchige Mondbasis bis zur gut designten schlauchigen Marsoberfläche. Ja, offene Gebiete bleiben ebenso Mangelware.
Die größte Neuerung bilden die Missionen mit dem „Jackle“. Regelmäßig besteigen wir den Raumgleiter und absolvieren mitunter spektakuläre Raumschlachten gegen feindliche Flotten. Das lockert ungemein auf und überzeugt auch durch seine hervorragend umgesetzte Steuerung. Mit L1 schießen wir Täuschraketen ab und mit den Sticks sind sogar 360 Grad Drehungen möglich. SDF-Raumjäger mit den Schultertasten erwischen und per Schub aus der Gefahrenzone. Insbesondere die Grafik spielt gekonnt ihre Muskeln aus. War das letzte Infinity Ward Projekt noch „Ghosts“ mit nur zwei Jahren Entwicklungszeit und Plattformwechsel mit allerlei Bugs und bescheidener Grafik verbunden, überschlägt sich das Studio selbst. Keineswegs die Grafikpower von Battlefield 1, überzeugt dennoch. Alleine der erste Weltraumspaziergang mit massig an umherfliegenden Wrackteilen ist ein klares Aushängeschild. Zudem die Schwerkraft strategische Rollen spielen. Schießt man beispielsweise auf Fenster die ins Weltall führen werden alle Gegner rausgesaugt. Wie im Horror-Titel „Dead Space“ gilt es manchmal freischwebend das nächste Raumschiff zuerreichen und Feinde abzuschießen Sehr spaßig! Leider ähneln sich diese Missionen und wird teils zur richtigen Arbeit.

Zwischen Nebenmissionen und Multiplayer

Mit der Ankündigung von Infinite Warfare wurden auch „freie Missionswahlen“ versprochen. Das stimmt halb. Zwar können wir nach einiger Zeit Nebenaufträge auf unsere Sternenkarte wählen, die Story bleibt jedoch linear. Davon gibt es zwei Varianten – Schiff und Flugmissionen. Erstere behandeln abgewandelte Storymissionen eine Geiselbefreiung, Klau von Waffen oder Infiltration. Für jeden erfolgreich abgeschlossenen Auftrag bekommt Reyes mehr Platz im Inventar oder neue Ausrüstung. So spaßig die All-Ausflüge sind, langweilen sie nach mehreren Wiederholungen aufgrund vom ewig gleichen Missionsdesign. In meinen Augen hat „Infinite Warfare“ die größte Stärke unter den Tisch fallen lassen – es gibt keine Ladezeiten. Ihr könnt die Story, falls möglich, in einem Rutsch durchspielen.
Frage: Was haben Call of Duty: Infinite Warfare und David Hasselhoff gemeinsam? Richtig, ein Gastauftritt im Multiplayer-Part des Spiels. Im „normalen“ Multiplayer fällt die sehr übersichtliche Modi-Auswahl auf. Ab Release stehen über zehn Modi in zwölf Maps zu Verfügung: „Team Deathmatch“, „Domination“, „Suchen und zerstören“ oder auch „Kill Confirmed“. „Front“ ist aktuellste. Hier geht es darum den eigenen Bereich mit aller Kraft zu schützen. Vorteil: Im eigenen Bereich besitzt ihr mehr Lebensenergie und Feinde dafür weniger. Gerade für CoD-Frischlinge ein passender Modus. Statt den in „Black Ops 3“ eingeführten „Specialist“ gibt es hier „RIGS“. Je nachdem welchen Spielstil ihr bevorzugt, ist eine passende Klasse vorhanden. Aufsätze und Extras können klassenabhängig sein. Die Maps sind allesamt sehr detailreich gestaltet. Von „Throwback“ einem US-Dörfchen samt Eisenbahn-Schiene nachempfunden bis zum zur Raumstation „Terminal“ die an ikonische Sci-Fi Streifen á la Alien erinnert. Leider wurden auch Call of Duty: Infinite Warfare auf den Serverbrowser verzichtet und nur auf Matchmaking gesetzt. Das läuft jedoch beeindruckend zuverlässig.

Mit „The Hoff“ auf Zombiejagd

Richtig ironisch und eine gelungene Verballhornung der Popkultur bietet „Zombies in Spaceland“. Vier stereotype Protagonisten werden von einem verrückten Horrorfilm-Regiesseur Willard Wyle in den örtlichen Freizeitpark gesperrt. Neben David Hasselhoff als DJ lauern auch andere gruselige Gestalten auf die Teens. Titelgebende Zombies und explodierende Gruselclowns, kein Scherz, sind die ungefährlichsten. Es gilt Welle um Welle zu überleben und Punkte zu verdienen. Am Ende gibt es dafür „Schlüssel“. Natürlich sind im neuesten Ableger wieder „Microtransactions“ enthalten, die bei häufigem Spielen obsolet sind. Außerdem ist der Multiplayer von Call of Duty: Infinite Warfare nicht richtig ausbalanciert. Die Schrotflinte „Reaver“ besitzt eine zu hohe Feuerkraft.
Call of Duty: Infinite Warfare verwendet eine großartige Soundkulisse. Schüsse von links unten sind bei einer korrekt konfigurierten Anlage ohne Blick zum Bildschirm identifizierbar. Gerade bei den basskräftigen Raumschlachten sollet ihr euch Anlage aufdrehen – Tiefen und Höhen sind perfekt miteinander abgestimmt. Wuchtige Soundeffekte auf Hollywood-Niveau. Grafisch liegt man hier deutlich unter Battlefield 1. Dennoch überzeugen schöne Lichteffekte, nette Umgebungsdetails und fast stabile 60fps bei 1080p. Zudem unterstützt der Titel die neue PlayStation Pro für technische Aufbesserungen.

Fazit – Call of Duty: Infinite Warfare

Deutlich ausgefeilter als bei „Ghosts“ präsentieren die Ur-Väter von Call of Duty ihren diesjährigen Beitrag. Eine achtstündige Kampagne mit fast durchweg sympathischen Figuren findet sich in der Vita selten. Langsam kommen jedoch Ermüdungserscheinungen im Bezug Setting auf. Unsere erlebten All-Ausflügen bestachen zwar, können aber nicht das komplette Spiel über tragen. Zu häufig mussten wir feindliche Raumgleiter abschießen oder Bereiche von Gegnern räumen. Vom Gameplay und Inszenierung funktioniert das großartig. Und doch bleibt der farblose Gegenspieler und die spannungsarme Handlung im Kopf. Keine Revolution. Der Multiplayer sorgt, wie immer, für stundenlange Unterhaltung. Als Goodie gibt es statt Drohnen oder Figuren ab der teureren „Legacy“-Edition das komplette Remaster von „CoD: Modern Warfare“. Dazu reichen wir später den Test nach.
Entwickler: Infinity Ward – Preis ab 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC. USK: ab 18

Call of Duty: Infinite Warfare (PlayStation 4)

Spielspaß - 80%
Gameplay - 90%
Grafik - 75%
Technik - 85%

83%

Empfehlung!

Infinity Ward gelingt mit "Infinite Warfare" zwar nicht der ganz große Wurf - jedoch stimmt der Umfang und die stabile Technik.

Autor Benny Illgner jetzt auf Twitter folgen.
Die Spielkultur auf Facebook.
Spielkultur auf Twitter folgen.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"