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Far Cry 5 im großen Test

Far Cry 5 will zwar Open World-Shooter sein – ist im Grunde aber einer der politischsten Spiele der letzten Jahre. Nach den Ausflügen in die Karibik, Afrika und den Himalaya schlägt es uns in die USA, Montana. Als frischgebackener Deputy liegt es bei uns religiöse Fundamentalisten zur Strecke zu bringen. Ob sich das Abenteuer lohnt, sagt unsere Review.

„Die Ernte hat begonnen.“

Eine kleine Gruppe von hochrangigen Gesetzeshütern überfliegt einen Landstrich irgendwo im tiefsten Nordwesten der USA. Die übergroße Statue eines predigenden Mannes tut ihr übriges zur ohnehin spannungsgeladenen Atmosphäre. Kaum angekommen hasten wir zur Kirche, vorbei an finster dreinblickenden Anhängern und üben unsere Pflicht aus – Joseph Seed Anführer der Sekte „Eden´s Gate“ zu verhaften. Doch weit kommen wir nicht, in selbstmörderischen Aktionen verhindern sie den Start des Hubschraubers. Willkommen in Montana. Ja, das neue Werk aus dem Hause Ubisoft fackelt nicht lange und zieht uns in seine Geschichte. Anders war es wohl bei keinem Teil dieser Reihe. In Teil 3 mussten wir aus Gefangenschaft fliehen, Teil 4 zog eine ähnliche Variante vor. In „Far Cry 5“ bauen wir ab Minute 10 den Widerstand auf. Insofern auch bemerkenswert, dass die Reihe selbst völlig unabhängig von einander spielt. So hat nicht der Erstling nicht mit Far Cry 4 zu tun. Da seit 2014 am Titel entwickelt wird sind die zahlreichen politischen Seitenhiebe mit Absicht verwebt worden, worauf wir später kommen.
Die Handlung möchte ernsthafter und laut Entwickler „erwachsener“ sein. Dies gelingt in Maßen – als junger Deputy („Rookie“ genannt) müssen wir eine fundamentalistische Sekte zerstören. Der charismatische Anführer Joseph Seed genannt „Der Vater“ ist ähnlich wie Pagan Min (Bösewicht aus dem Vorgänger) nicht alleine. Ganze drei Kompagnons sollen ebenso aus dem Weg geräumt werden. Da „Far Cry 5“ nicht linear abläuft, erlebt jeder Spieler ein anderes Abenteuer. Dies ist auch der größte Kritikpunkt. Der häufig genannte dritte Ableger lebte von einer dichterzählten Storyline mit kleinen Nebenbeschäftigungen. Wie bei „Assassins Creed: Origins“ oder „Ghost Recon: Wildlands“ verzichtete man auf die übliche „Ubisoft-Formel“. Will heißen – man klettert keine Türme mehr hoch, um Teile der Map aufzudecken. Man kokettiert sogar damit. In manchen Momenten kommt zwar dieses alte Gefühl von intensivem Storytelling zurück, bleibt jedoch nicht. Ferner werden wir ab und an quasi in Situationen hineingeworfen. Das ist stimmig. Trotz toller Ideen wird das Potenzial des Plots einfach zu selten ausgenutzt. Dennoch kein schlechtes Spiel. Zumal unsere Gegenspieler häufiger als zuvor in Erscheinung treten. Die Nebenfiguren sind diesmal zahlreich, da es mindestens drei Auftraggeber pro Ortschaft gibt. Neu ist auch, dass wir keine vorgefertigte Figur haben, sondern per Editor Aussehen bestimmen. Was im Ego-Shooter recht komisch ist. In „Far Cry 5“ entfällt auch die Mini-Map was mit einem Kompass am oberen Bildschirmrand geregelt wurde. Hier erwarten euch keine zig Symbole sondern wirkt authentischer. Der Spieler muss nun die Augen nach Aufträgen oder Nebenmissionen offen halten. Erfrischend. Während Story-Aufträge meistens bombastisch inszeniert sind, halten sich Nebenaufträge leider ans Schema F. Innerhalb der Welt fahren wir mit allerlei Boliden, alle 50 Meter kommt uns entweder ein feindlicher Wagen oder Gegner mit Geiseln entgegen. Neben bewaffnete Sekten-Jünger, schießen wir ab und zu auf Zombies. Naja, eher hirntote Gegner die an der Droge „Bliss“ zu Grunde gingen. Jegliche Aktionen belohnt das Spiel mit XP. In jedem Gebiet müssen wir, ähnlich „Ghost Recon: Wildlands“, den Score nach oben treiben, um den Obermotz hervorzulocken.

Neue Rezeptur der Ubisoft-Formel

Keine Angst, im Hauptmenü findet ihr wie gewohnt eine Hauptkarte. Funksprüche deuten auf neue Begleiter hin etc. Auch neu: In „Far Cry 5“ können wir Begleiter an unsere Seite stellen – erst beliebige Kämpfer später, den Puma Peaches oder die Piloten Adelaid Hemmington. Alle mit Vor- und Nachteilen versehen. Praktisch: Innerhalb von Missionen dürfen wir auswechseln. Beim recht fordernden Schwierigkeitsgrad wird das im letzten Drittel auch bitter nötig. Ubisoft hat zudem das Interface angepasst. Es wirkt aufgeräumter und durch die Lebensanzeige behalten wir im Kampf den Überblick. Auto-Heilung ist nach wie vor an Bord. Die Steuerung ist ähnlich dem direkten Vorgänger. Shooter-Elemente sind etwas besser zu handeln. Etwas in den Hintergrund gestellt wurden die obligatorischen „Jage und Baue“-Sektion. Zwar jagen wir noch immer Tiere, aber nur um die später zu verkaufen. Upgrades wie größere Munitionsbeutel oder Taschen sind in den Vorteilsbaum gewandert. Frisch hinzugekommen ist Angeln als Nebenbeschäftigung was überraschend spaßig ist. Das Arsenal an Fahrzeugen bzw. Flugkörpern ist größer geworden – Trucks, Viersitzer und Jets dürfen mit der nötigen Kohle eingesackt werden. Diese ist rar gesät – also ist plündern der Leichen Pflicht. Kleinere Wiedersehen mit altbekannten Figuren sind hier vorprogrammiert. Einige Seitenhiebe auf den aktuellen US-Präsident und dessen Pipi-Affäre werden gnadenlos vorgeführt.
Als besonderes Schmankerl bietet Ubisoft keinen schnöden Multiplayer-Modus sondern „Far Cry Arcade“. Mit vielen Objekten aus dem Hauptspiel und anderen Studio-Titeln dürfen sich kreative Spieler ans Level bauen machen. Seien es kleine Remakes von „Resident Evil“ oder völlig neue Genres wie einen Walking-Simulator ohne Waffe. Der Editor ist leicht zu bedienen und man darf wirklich gespannt sein, was Ubisoft und die Community in den nächste Wochen alles raushauen.
Technisch ist „Far Cry 5“ eine zweischneidiges Schwert. Zum einen, sieht es teilweise fantastisch aus (besonders auf Xbox One X und PS4 Pro), bietet hochaufgelöste Texturen und läuft mit 30fps mehr als geschmeidig. Zum anderen, gibt es so herbe KI-Aussetzer, dass einem die Spucke wegbleibt. Beispiel: Feinde sehen uns nicht, obwohl wir direkt vor ihnen stehen. Dann erkennen sie den Deputy auf 300 Meter Entfernung. Nervt auf Dauer. KI-Begleiter sind ähnlich dumm. Wir geben ihnen den Befehl anzugreifen und bleiben an Ecken hängen. Der Blick aus dem Flugzeug offenbart aufploppende Objekte am Boden und schlechte Lichtwechsel. Ubisoft muss hier dringend nachbessern. Sonst macht die weiterentwickelte „Dunia-Engine“ einen recht passablen Job. Feuer- und Wassereffekte sind überaus schön geraten.

Unser Fazit zu „Far Cry 5“

Meine Erwartungen an den fünften Teil von Ubisofts Shooter-Reihe waren hoch. Und ich wurde nicht allzu groß enttäuscht. Der reine Plot ist zwar zeitweise unterhaltsam in Szene gesetzt, entfacht jedoch durch die aufgeweichte Missions-Struktur nicht die gewünschte Intensität früherer Teile. Obwohl ein charismatischer Bösewicht gegenüber steht. Spielerisch setzt man eine ganze Schippe mehr drauf, alleine die Prepper-Verstecke zu finden, füllen schon Abende. Oder mit dem Wingsuit das Gebiet zu erforschen. Per Scharfschützen-Gewehr Feinde auszuschalten ist ebenso eine Taktik wie Rambo die Festung zu stürmen. Diese Freiheit spürt man jede Sekunde in „Far Cry 5“. Dann holen dich die häufig auftretenden technischen Makel auf den Boden der Tatsachen zurück. Gegner sind mal blind, besitzen dann den Adlerblick. Trotz allem macht der Ausflug nach Montana wirklich Spaß und sollte von Shooter-Fans nicht ignoriert werden.
Entwickler: Ubisoft – Preis: 69,99 Euro – Für PlayStation 4, Xbox One und PC – USK: ab 18

Far Cry 5 (PlayStation 4)

Spielspaß - 83%
Gameplay - 89%
Grafik - 81%
Technik - 71%

81%

Empfehlung!

Trotz technischen Schwächen und fehlendem Mut bei der Handlung ist Far Cry 5 spaßig geraten.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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