Zoomania kehrt auf die große Leinwand zurück, diesmal mit einer Storyline, die über klassische Ermittler-Motive hinausgeht und strukturelle Machtverhältnisse einer Großstadt hinterfragt. „Zoomania 2“ nutzt das vertraute Duo aus Judy Hopps und Nick Wilde, um tief in die politische und historische Landschaft der Metropole einzutauchen. Wo der erste Film vor allem um Vorurteile zwischen Raub- und Beutetieren kreiste, lotet die Fortsetzung nun die Mechanismen von Ausgrenzung und urbane Kontrolle aus, eingebettet im recht komplexen Plot mit einer alten mächtigen Luchsfamilie im Zentrum. Zugleich hat der Film an den Kinokassen beeindruckende Zahlen erzielt und sich rasch als ein wirtschaftlicher Erfolg etabliert – bedeutet das auch einen guten Film? Unsere Filmkritik zu „Zoomania 2“
Teil Eins war vor rund neun Jahr ein beeindruckender Erfolg für die Disney Animation Studios. Endlich schien Disney ohne die Hilfe von Pixar auch eine frische narrative Geschichte zu inszenieren. Das von sprechenden Tieren bevölkerte titelgebende „Zootopia“ konnte dank amüsanten Ideen wie das Nudistencamp oder unterschwellig herrschenden Unterschieden zwischen den Bewohner:innen nicht nur die Jüngsten begeistern. Nach, für Hollywood-Verhältnisse, erstaunlich langer Wartezeit kehrt das ungleiche Duo aus Hase und Fuchs zurück. Im Zentrum der Fortsetzung stehen erneut Judy Hopps und Nick Wilde, die offiziell beim Zoomania Police Department (ZPD) als Partner arbeiten, deren ungleiche Arbeitsweisen jedoch Spannungen erzeugen. Chief Bogo verweist sie deshalb in eine verpflichtende Paar-Therapie, was einen ungewöhnlichen Einstieg in das neue Kapitel markiert. Parallel dazu wird die Stadt durch das Auftauchen von Reptilien aufgerüttelt — ein Tabu, das seit Generationen als gebrochen gilt. Als die Grubenotter Gary De’Snake erscheint und bei der hundertjährigen Jubiläumsfeier der Stadtgründung verbreitet Unruhe stiftet, rückt der Fall bald in einen historischen Kontext, der weit über eine bloße Strafverfolgung hinausgeht.
Ausgehend von dieser Feier wird klar, dass die einflussreiche Luchsfamilie Lynxley nicht nur repräsentative Gründerfigur ist, sondern über Jahrzehnte den offiziellen Blick auf Zoomanias Geschichte diktiert hat. Als Gary das alte Tagebuch des Familienpatriarchen Milton Lynxley in ihren Besitz bringt, wird eine Wahrheit sichtbar, die das offizielle Narrativ der Stadtgründung infrage stellt. Demnach hatten Reptilien in der Frühzeit der Stadt eine zentrale Rolle gespielt, wurden aber im Zuge politischer und gesellschaftlicher Arrangements systematisch aus der Erinnerungs- und Machtstruktur gedrängt. Die regulären Stadtparteien und etablierten Eliten, verkörpert durch Pawbert Lynxley, versuchen, diese Erkenntnisse zu unterdrücken und zugleich strategisch neu zu nutzen, um Kontrolle über ehemals reptilisch dominierte Stadtteile zurückzugewinnen — nicht zuletzt durch Immobilienspekulation und politische Einflussnahme.
Gerade diese Ebene macht den narrativen Kern von „Zoomania 2“ aus: Die Metropole erscheint nicht nur als kultureller Mikrokosmos, sondern als Schauplatz eines Machtkampfs zwischen historischen Deutungen und politischer Realität. Die Reorganisation und Neuverteilung von Stadtteilen wie dem Marsh Market wird so zum symbolischen Feld, auf dem sich Fragen von Gerechtigkeit kristallisieren. Judy und Nick geraten dabei nicht nur zwischen die Fronten institutionalisierten Widerstands und individueller Mobilisierung, sondern erkennen allmählich, dass ihre Aufgabe mehr ist als das bloße Auffinden von Spuren — sie müssen gesellschaftliche Mechanismen sichtbar machen, die lange im Verborgenen wirkten.
Diese erzählerische Dichte unterscheidet den zweiten Teil deutlich vom ersten: Während „Zoomania“ 2016 als kindgerechtes kluges Familiendrama über Vorurteile und soziale Angstmechanismen gefeiert wurde, verschiebt die Fortsetzung den Fokus zu Strukturen und Dynamiken, die städtisches Leben bestimmen, ohne dafür plakativ zu werden. Die Balance zwischen zugänglicher Erzählung für ein jüngeres Publikum und solider thematischer Substanz bleibt erstaunlich stabil. Parallel zu dieser erzählerischen Ambition hat „Zoomania 2“ auch an den Kinokassen Maßstäbe gesetzt. Bereits am Startwochenende spielte der Film weltweit knapp 556 Millionen Dollar ein und erzielte damit einen der größten Debütsumsätze für einen Animationsfilm überhaupt. Innerhalb von etwa 17 Tagen überschritt er die Marke von 1 Milliarde Dollar an weltweiten Einnahmen, schneller als jeder andere PG-bewertete Film zuvor und erreichte laut jüngsten Zahlen einen globalen Gesamtumsatz von über 1,14 Milliarden Dollar — inklusive mehr als 268 Millionen Dollar in Nordamerika und über 878 Millionen Dollar im internationalen Markt. Besonders stark war übrigens die Resonanz in China, wo der Film Rekordergebnisse für einen ausländischen Animationsfilm erzielte.
Technisch bleibt die Disney-Produktion auf gewohnt hohem Niveau: Die Animation ist detailreich, die Stadtlandschaften wirken lebendig, und die musikalische Begleitung trägt den Erzählfluss, ohne aufdringlich zu sein. In dieser Mischung aus erzählerischer Komplexität und kommerziellem Erfolg zeigt „Zoomania 2“, wie ein Animationsfilm zugleich Publikum und kritische Themen ansprechen kann — und macht neugierig, wie sich die Franchise inhaltlich weiterentwickeln wird.
Zoomania 2. USA 2025. Verleih: Disney. Regie: Jared Bush & Byron Howard. Mit Ginnifer Goodwin, Jason Bateman, Idris Elba. Genre: Animationfilm. 107 Minuten. FSK: Ab 6 Jahren.
Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.
Disclaimer: Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung des Tickets. Kinotickets für „Zoomania 2″ gibt es hier.
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