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Filmkritik zu „Mickey 17“ – Der Doppelte Pattinson

Bundesweiter Kinostart: 06. März 2025

Mit Mickey 17 bringt Regie-Visionär Bong Joon-ho (Parasite) eine düstere, aber skurril-unterhaltsame Science-Fiction-Geschichte auf die große Leinwand. In der Hauptrolle brilliert Robert Pattinson als Mickey Barnes, ein sogenannter „Expendable“, dessen Aufgabe es ist, bei einer interstellaren Kolonisationsmission zu sterben – und durch eine neue ausgedruckte Version ersetzt zu werden. Doch was passiert, wenn ein Klon sich weigert, aufgegeben zu werden? Basierend auf dem Roman Mickey7 von Edward Ashton, vereint der Film philosophische Fragen mit feiner satirischer Klinge und liefert ein weiteres Beispiel für Bong Joon-hos einzigartigen Stil.

Organisches Material wie faule Eier, Abfall und Leichen. Das sind die Zutaten, die es braucht um einen neuen Körper für Hauptfigur Mickey Barnes zu fertigen. Erinnerungen sowie sämtliche Fähigkeiten werden formschön in einem Ziegelstein gespeichert. Neben der offensichtlichen häufig gestellten Frage der Beteiligten wie genau sich das Ableben anfühlt, möchte Regisseur Joon-ho seine Themen wie Kolonialismus und existenziellen Fragen nicht wie sonst subtil per Arthouse-Präsentation erzählen sondern mit dem Vorschlaghammer. „Mickey 17“ ist daher als nachdenklicher Film im Mainstream-Gewand zu verstehen, der statt schnell geschnittenen Action-Sequenzen oftmals mit Kammerspiel-artigen Sequenzen und einer Vielzahl skuriller Charaktere auftrumpft deren Wirkung an reale Personen erinnern. Bereits die Teaser bzw. Trailer gaben einen gewissen Auschluss darauf, was für eine Form der Film besitzen wird.

Herausgekommen ist eine in Teilen clevere Satire. Weitaus mehr als der klassische Science-Fiction Stoff verhandelt Bong Joon-ho in seinem neuesten Werk, so kannte man diese Vorgehensweise bereits aus „Snowpiercer“ und dem international gefeierten „Parasite“. Beide vereint die Meta-Ebene wie sich ärmere Menschen in die reiche Kaste „kämpfen“ und gesellschaftliche Missstände offengelegt werden. Mit „Mickey 17“ sind hierarchische Strukturen im Fokus des südkoreanischen Oscar-Preisträgers. Dies wird bereits in der Handlung ersichtlich: Mickey (Robert Pattinson) und sein Kumpel Timo (Steven Yeun) werden von einem skrupellosen Kredithai gejagt, da ihr Konzept eines Maracons-Laden fehlschlug. Beide flüchten daher in die Expedition des gescheierten Abgeordneten Kenneth Marshall (Mark Ruffalo). Dieser will mit zahlreichen Kolonialsten den unerforschten Planeten Niflheim erobern und so landet Mickey im sogenannten „Expendables„-Programm, wofür er extrem riskante Missionen erledigen muss. Falls er stirbt, wird mithilfe eines Bioprinters ein Klon geschaffen. Die Erinnerungen werden als Datensicherung abgespeichert. So wird die Sonneneinstrahlung auf seiner Haut getestet, Verträglichkeit von tödlichem Gas etc. Eines Tages kommt es zu einem folgenschweren Fehler – plötzlich existieren zwei Mickeys. „Multiple“ müssen laut Gesetz rückstandslos umgebracht werden. Für beide Mickeys kommt es zum Kampf ums Überleben – in vielerlei Hinsicht.

Dass Ruffalo eine ganz geziele Parodie des aktuellen US-Präsidenten Donald Trump ist, kommt nicht ungefähr. Seine unzähligen bemützten Anhänger gleichen ebenfalls nicht umsonst den MAGA-Anhängern. Dass der machtgierige Marshall nicht nebenbei noch „Make Kolonialism Great Again!“ tönt, ist eigentlich alles. Hinzu kommt seine weltfremde Gemahlin Ylfa (Toni Colette). Ihre Saucen-Obsession aus allen möglichen Zutaten eine flüssige Beilage für Speisen zu kreiieren lässt sich psychologisch mit zu viel Tagesfreizeit erklären. Dennoch passen die skurillen Figuren gut ins Gesamtbild der Sci-Fi Satire, wenngleich ihre Verhaltensweisen in 137 Minuten Lauflänge etwas anstrengend werden. Pattinson spielt wiederum seine zweifache Rolle herrlich launig, was ihm sichtlich Spaß macht. Im Zusammenspiel mit einer Naomi Ackie als „Nasha“ gelingt eine sehenwerte Kombo. Der ohnehin alberne Tonfall seiner Storyline unterstreicht dies. Der zugrunde liegende Roman (Mickey7) von Edward Ashton regt zum Nachdenken darüber an, was einen Menschen definiert, ob Unsterblichkeit erstrebenswert ist und welche Bedeutung Individualität hat. Zudem beleuchtet er die soziale Dimension des Menschen und dessen Rolle als Ware in der Gesellschaft.

Bong Joon-ho wiederum setzt den Fokus auf eine durch unkontrollierten Kapitalismus entmenschlichste Gesellschaft deren einiger Profit aus grenzüberschreitender Habgier bedingt ist. Die, später im Verlauf, auftauchenden Aliens deren Design an übergroße fleischige Amöben erinnern agieren überraschend und werden klug als Beispiel für Native People genutzt, welche von zu den Urzeiten von Amerika erst entmachtet und dann vertrieben wurden. Aber so weit geht der Film nicht.

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„Mickey 17“ offenbart vielmehr bloßes Science-Fiction Kino mit lakonischem Humor. Vielmehr zeigt Regisseur Bong Joon-ho die kontinuierlichen Schwächen einer Gesellschaft auf deren Oberhaupt durch Machtmissbrauch schlicht wahnsinnig wurde und selbst Opfer des Systems noch ausnutzt. Das Budget von 80-120 Millionen Dollar ist deutlich erkennbar, da die Ausstattung bis zur letzten Schraube im Raumschiff einzigartig wirkt. Für Joon-ho Verhältnisse ist der Film weniger düster geraten, sodass am Ende sogar der Hollywood-like Hoffnungsschimmer erscheinen darf. Ein Film mit klarer Kante in optisch starker Präsentation und intelligenter Botschaft.

Mickey 17. USA 2025. Verleih: Warner Bros. Regie: Bong Joon-ho. Mit Robert Pattinson, Naomi Ackie, Mark Ruffalo. Genre: Science-Fiction / Komödie. 137 Minuten. FSK: Ab 12 Jahren.

Gibt es eine Post-Credit-Szene? = Nein.

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Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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