Die Nächte werden länger, die Tage dafür kürzer – also perfekt sich den ein oder anderen Film im örtlichen Kino. Wie gewohnt haben wir am Monatsanfang eine kleine Auswahl an filmischen Werken für die es bisher keine ausführliche Kritik bei uns gab. Heute bunt gemischt u.a. mit „Tausend Zeilen“, “ Smile“ und „Jeepers Creepers: Reborn“.
Smile
Kann ein Lächeln eigentlich gruselig sein? Im Ende September angelaufenen Film „Smile“ sehr wohl – während das Startwochende 115.000 Zuschauer verbuchen konnte, verdoppelte sich dessen Besucherzahl in Woche 2. Also ist die Mundpropaganda erfolgreich gelaufen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil „Smile“ äußerst frisch daherkommt aber auch fragwürdige technische Spielereien wie die „Unknown User“-Reihe unterlässt. Im Kern erinnert der von Parker Finn geschriebene wie inszenierte Horrorfilm an „It follows“ – Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon) arbeitet in der psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses. Während einer Untersuchung tötet sich eine verzweifelnde Patientin bestialisch selbst. Daraufhin wird Rose von einer unbekannten, dunklen Macht heimgesucht. Ihr einiger Ausweg: Den Schrecken trotz brutalen Visionen selbst aufdecken. Was Regisseur Parker besonders beherrscht ist die Schaffung von Atmosphäre. Solange ihr Ruhe im Kinosaal habt – spielt er nämlich mit Erwartungen und fies gezielten Jump Scares. Zudem positiv zu erachten ist das Verhalten der Hauptfiguren. Es finden sich kaum dämliche Fragen oder typische Horrorfilm-Muster. Bis auf das gemeinhin kontroverse Ende lässt sich eine deutliche Empfehlung aussprechen.
Release: 30. September. 2022 | Länge: 116 Minuten | FSK: ab 16 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Tausend Zeilen
Wie einst Helmut Dietl mit „Schtonk!“ verfilmt Michael „Bully“ Herbig einen deftigen Medienskandal aus deutschen Landen, leider ohne dessen zeitlose satirische Klasse zu erreichen. In „Tausend Zeilen“ geht es nicht etwa um die gefälschten Hitler-Tagebücher sondern um die erfundenen Geschichten von Claas Relotius als Spiegel-Reporter. Verpackt im optisch stylischen Gewand gerät die Handlung rund um Relotius, der fabelhaft von Jonas Nay (Deutschland 83) gespielt wird, zusehends in den Hintergrund, da Herbig leider das Familienleben des Aufdeckers Juan Moreno beleuchtet. Interressant: Auf dessen gelungenes Buch basiert größtenteils die Handlung. Während die Namen im Film abgeändert wurden, vermutlich um sich nicht an das starre Gerüst der literarischen Vorlage halten zu müssen. Neben all der modernen Erzählweise bleiben tragischerweise nahezu keine handlungsrelevanten Handlungsebenen hängen, vielmehr beleuchtet der Film lieber das klischeehafte Familienleben von „Moreno“ anstatt in bester „Catch me if you can“-Manier das Duell zwischen den beiden Rivalen zu verfolgen. Letztlich kann Bully nicht an sein starkes DDR-Drama „Ballon“ anknüpfen sondern bleibt trotz potenziell starker Geschichte recht blass.
Release: 29. September. 2022 | Länge: 93 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Jeepers Creepers: Reborn
Dieses Machwerk ist schlichtweg eine dreiste Frechheit. Auch im Hinblick auf den chronischen Geldmangel, da Low-Budget Produktion, ist der Inhalt eines selbsternannten Reboots einer der stilprägendsten Horrorfilm-Figuren der 90er Jahren kaum erträglich. Optisch bedient sich Regisseur Timo Vuorensola (Iron Sky) an einer lieblosen RTL2-Billooptik, so rotzig muss man das benennen, garniert es mit teils sehr fragwürdigen CGI-Effekten, welche locker aus PlayStation 2-Spielen stammen können. Dazu hat bloß die weibliche Hauptdarstellerin Sydney Craven einen ausgeprägten Hang zum Schauspiel während ihre Knallchargen-Kollegen oftmals dämlich in die Luft starren oder nur als Stichwortgeber fungieren um von einem grobtexturierten Ding, das wohl den „Creeper“ darstellen soll umgenietet zu werden. Mir fehlten im Kinosaal oft nicht nur Worte sondern ausformulierte Sätze wie billig, leidenschaftslos und einfach egal den Produzenten die Figur oder das gesamte bereits angeschlagene Franchise gewesen sein muss. Das war der finale Todesstoß – hoffentlich.
Release: 15. September. 2022 | Länge: 88 Minuten | FSK: ab 16 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung der Tickets. Kinotickets für alle besprochenen Filme gibt es hier.