
Gutes Neues! Mit einem kleinen Kino-Flash Rückblick auf den vergangenen Dezember richten wir langsam aber sicher unsere Augen auf ein vollgepacktes Jahr 2023 mit kommenden Film-Highlights aus verschiedensten Genres – jetzt geht es jedoch um David Harbour als brutalen Santa Claus, ein Biopic über Whitney Houston sowie den neuen Film von Florian David Fitz.
Violent Night
In den Innenstädten wird nahezu jedes Schaufenster bunt geschmückt, der Duft von gebrannten Mandeln steigt einem unweigerlich in die Nase und Santa Claus macht sich mit einem vollen Sack an Geschenken auf seine Reise. Horrorcomedy-Spezialist Thommy Wirkola verfrachtet den älteren bärtigen Kerl jedoch in keine familiengerechte Geschichte sondern in eine Art Mischung aus „Die Hard“ und „Bad Santa“. Als brutale Gangster, angeführt vom kompromisslosen Jimmy Martinez (John Leguizamo), eine wohlhabende Familie an Heiligabend überfällt und der Weihnachtsmann (David Harbour) erst flüchten will aber dann zürückschlägt, sehen wir als Zuschauer wohl den skurillsten Weihnachtsfilm seit langer Zeit. Während die Handlung eher durch ihre stumpfsinnige Präsentation auffällt darf Harbour immerhin in recht kantigen Action-Szenen in bester „John Wick“-Tradition, klar David Leitch ist hier Produzent, den bösen Buben ordentlich einen mitgeben. Entweder mit klassischer Waffengewalt oder Festtagsschmuck als Stichwerkzeug in Augenhöhlen wird für erwartbare FSK 16-Verhältnisse erstaunlich oft draufgehalten. Obwohl man „Kevin – Allein zu Haus“ erst optisch sowie musikalisch kopie….ähm eine Hommage bietet – bleibt letztlich der Film eher Abteilung Stangenware. Zu generisch sind alle sonstigen Figuren und die reine Handlung spürbar zu lasch – quasi kills over substance. Für den nächsten adventlichen Filmabend der etwas anderen Sorte reicht der blutrünstige Killertrip des altgedienten Weihnachtsmannes aber problemlos aus.
Release: 01. Dezember 2022 | Länge: 112 Minuten | FSK: ab 16 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody
Musik kommt aus dem Kopf, Herzen und Bauch. Diese Grundregel bekommt die junge Whitney Elizabeth Houston bereits als Jugendliche im Gospelchor ihrer Mutter Cissy eingetrichtert. Dann geht alles relativ schnell – bei einem Auftritt im Nachtclub entdeckt sie der Musikmanager Clive Davis, grandios von Stanley Tucci gespielt, nimmt Sie unter Vertrag und Houston beginnt eine beispiellose Karriere mit Höhen und vielen Tiefen. Keine Frage, dank schmissigen Songs sowie einer überaus gut getroffenen Naomi Ackie als Whitney kommen manchmal große Emotionen auf, aber irgendwie will dieses Biopic nicht richtig zünden. Es fließt alles gemächlich dahin, richtige Dramatik wie bei „Bohemien Rhapsody“ ebenfalls von Drehbuchautor Anthony McCarten, kommt niemals auf. Natürlich war das Leben einer Whitney Houston nicht so spektakulär abgründig wie von Freddie Mercury, dennoch bleibt es behäbig. Tragischerweise kommen die CGI-Effekte bei aufwändigeren Sequenzen wie etwa der Auftritt beim Super Bowl an ihre sichtbaren Grenzen. Ackie kann durch ihre Darstellung viel retten, tritt jedoch aufgrund des lahmen Drehbuchs auf der Stelle. Zudem erschweren 146 Minuten Laufzeit merklich eine Straffung des Stoffes. Richtig interessant sind hier nur die rein privaten Seiten aus Houston’s Leben wie einer lesbischen Beziehung mit ihrer Jugendfreundin oder die verheerende Scheidung von Rapper Bobby Brown. Davon sieht man leider zu wenig – wahrscheinlich da ihre Familie den Film größtenteils produzierte. Für Musik-Liebhaber sicherlich eine Sichtung wert, für den Rest eher so lala.
Release: 22. Dezember 2022 | Länge: 146 Minuten | FSK: ab 12 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Oskars Kleid
Der Sohn Oskar (Laurí) von Ben (Florian David Fitz) trägt statt Jeans lieber ein leutend gelbes Kleid. Tja, wie damit umgehen? Das gesellschaftlich relevante Thema Transsexualität steht in diesem Deutschen Film im Mittelpunkt und wird so respektvoll wie unterhaltsam von Regisseur Hüseyin Tabak inszeniert. Das Drehbuch schrieben sowohl er wie Fitz und beide verstehen auf angenehme Weise keine schwülstigen Toleranzbotschaften im Minutentakt abzufeuern sondern einen geschiedenen Vater mit schlüssigen Ängsten zu zeigen, der erst wortstark die Gefühle seines Kindes als gender-verrückten Irrsinn abtut aber dank „Lilli“ mehr Verständnis aufbringt, ist das zugleich berührend und realistisch. Besonders wenn „Oskars Kleid“ auf kalkulierte Gags verzichtet und rein dramatisch arbeitet, bildet das die größten Momente im gesamten Film. Überraschend gut wie sensibel an mehreren Stellen das in vergangenen Jahren immer stärker gesellschaftlich besprochene Thema ohne Zurückhaltung auch mal mit derber Sprache aufgreift, um im nächsten Moment anderen Konfliktfeldern wie Ben’s gutbürgerlich-muffigen Eltern eine Chance zur Erweiterung des Plots zu geben. Anders als andere Deutsche Filme geht es hier jedoch überhaupt nicht verkrampft zu sondern schlussendlich mit Verständnis und keinem übertriebenem Verhalten seitens der Darsteller. Eine klare Empfehlung!
Release: 22. Dezember 2022 | Länge: 108 Minuten | FSK: ab 6 | 3D: Nein. | Post-Credit Scene: Nein.
Vielen Dank an CinemaxX für die freundliche Bereitstellung der Tickets. Kinotickets für alle besprochenen Filme gibt es hier.