Samsung C32HG70 im Test: (HDR) Gaming in 32″
Auch im PC Bereich halten Displays mit HDR-Support so langsam aber sicher Einzug, Samsung hat hierfür gleich eine ganze Reihe neuer Modelle vorgestellt. Einer davon ist der 32″ große Curved Monitor C32HG70. Die Feature-Liste ist beeindruckend: HDR, Quantum-Dot, 144Hz, 1ms Reaktionszeit, AMD FreeSync und WQHD Auflösung. Wie gut er sich in der Praxis schlägt, haben wir uns angesehen.
Im Lieferumfang des Samsung C32HG70 befinden sich neben dem Monitor samt Standfuß noch diverse Verbindungkabel wie ein DisplayPort- und ein HDMI Kabel. Auch ein Kaltgerätekabel für die Stromversorgung liegt bei. Für das Anschlusspanel auf der Rückseite liegt außerdem noch eine Abdeckung bei, um die Kabel etwas zu ordnen und die Stecker zu verstecken.
Die Verarbeitung ist leider nur durchwachsen. Der Standfuß macht einen ziemlich billigen Eindruck: Einfaches Plastik mit deutlich sicht- und spürbarer Naht in der Mitte, Haptik und Optik würde ich so eher an einem 100 Euro Monitor erwarten – und selbst da noch nicht mögen. Immerhin, der Monitor selbst wirkt dann deutlich besser verarbeitet. Zwar besteht auch dieser primär aus Kunststoff, fühlt sich aber deutlich hochwertiger an und sieht auch ansprechend aus.
Der Standfuß macht auch ansonsten keine allzu gute Figur. Der Monitor lässt sich recht schnell aus der Ruhe bringen und wackelt er erst einmal, schwingt er noch recht lange nach. Durch die eigenwillige Form des Arms benötigt er auch einiges an Platz nach hinten. Der Schreibtisch braucht daher eine gewisse Tiefe. Da sich durch den Arm das Display nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Tiefe verstellt, ist das Ausrichten nicht so einfach. In meinem Fall ist die Vorderkante des Monitors etwa in der Mitte des Tisches. Stelle ich nun eine angenehme Höhe ein, verliere ich ziemlich viel Platz auf dem Tisch und das Display hängt mir (zu) nah vorm Gesicht.
Positiv ist dafür, dass sich der Monitor einfach mit einer Hand ausrichten und in der Höhe verstellen lässt. Auch eine Pivotfunktion ist integriert.
Bei der Montage des Standfußes geht es auch noch recht rudimentär zu. Während sich bei anderen Herstellern einfache Klickmechanismen durchgesetzt haben um das Display am Fuß zu befestigen, ist bei Samsung der eigentliche Arm fest mit dem Display verbunden und der Standfuß muss mit zwei Schrauben am Arm befestigt werden. Geht allein, ist aber unhandlich.
Auch wenn es zuerst nicht so aussieht, ist auch eine Wandbefestigung möglich. Die Montage ist etwas umständlicher als gewohnt, alle benötigten Teile und Adapter liegen aber im Lieferumfang bei.
Generell ist der Lieferumfang recht üppig: Neben den nötigen Teilen wie einem Kaltgerätekabel und dem Standfuß liegen noch je ein HDMI und ein Displayport Kabel bei, außerdem legt Samsung noch ein Audiokabel mit 2x 3,5mm Klinke und ein USB 3.1 Gen. 1 Type A auf Type B Kabel bei, um den USB-Hub im Monitor mit dem PC zu verbinden. Dazu gibt es die üblichen unterlagen wie eine Schnellanleitung zur Montage etc. und die Garantieunterlagen.
Will man die Bildeinstellungen ändern, gibt es dafür zwei Optionen. Zum einen sitzt an der Front eine Taste, um die verschiedenen Voreinstellungen durchzuschalten, zum anderen gibt es am rechten Rand auf der Rückseite einen Joystick, mit dem sich die weiteren Funktionen regeln lassen. Der Druckpunkt des Joysticks um Eingaben zu bestätigen ist ziemlich fest, für meinen Geschmack etwas zu fest – häufig navigiert man beim Bestätigen einfach nach Links, was der Positionierung und dem harten Druckpunkt geschuldet ist. Davon ab findet man sich im Menü ziemlich einfach zurecht, die Bedienung mittels Joystick ist auch blind kein Problem.
Als Anschlüsse stehen 2xHDMI und 1x DisplayPort zur Verfügung. Außerdem kann noch ein Headset an den beiden 3,5mm Klinkenanschlüssen angesteckt werden. Ein USB 3.0 Hub mit zwei USB 3.0 Anschlüssen ist ebenfalls integriert, die Ports sitzen allerdings ebenfalls hinter der Abdeckung und sind nur schwer zu erreichen – also eher was für dauerhaft angesteckte Peripherie.
Hat man die ersten Hürden aber erst einmal genommen, erwartet einen ein WQHD Quantum-Dot Display mit 2560×1440 Pixeln, 144Hz Bildwiederholfrequenz und AMD FreeSync. Samsung setzt zudem auf ein SVA Panel, das bessere Schwarzwerte als ein klassisches IPS-Display bieten soll. Auch der Farbumfang soll eine Stärke sein – der sRGB Farbraum wird zu 125% abgedeckt. Das Panel ist außerdem Curved mit einem Radius von 1800R. Rund um die Befestigung des Standfußes sitzt noch eine Besonderheit: Das „Arena Lighting“ getaufte LED-Backlight soll für eine entspannte Atmosphäre sorgen.
Wer sich nun fragt, in kurz: Statt weißen LED im Backlight setzt Samsung hier auf Blaue LED. Ein dünner Quantum Dot Film zwischen dem LC-Panel und den blauen LED wandelt das blaue Licht dann wahlweise in grün oder rot um oder lässt es ungehindert als blau passieren. Dadurch soll die Farbdarstellung genauer und umfangreicher möglich sein, sodass beispielsweise der Standard sRGB-Farbraum zu 125% abgedeckt werden kann.
In der Theorie klingt das auf jeden Fall alles schon mal wunderbar, schauen wir uns aber mal die Praxis an.
Steht das Display erstmal auf dem Tisch, macht sich die Größe schon bemerkbar. 32“ sind ordentlich, aber für mein Empfinden noch nicht zu groß – sofern der Sitzabstand groß genug ist. Die WQHD Auflösung sorgt außerdem dafür, dass das Bild trotz der Größe angenehm scharf ist. Durch die Krümmung von 1800R erscheint er aber etwas kleiner, als man zuerst annimmt. Das Bild wirkt dadurch auch direkt plastischer, greifbarer, gerade bei Spielen. Ich möchte darauf nicht mehr verzichten müssen – aber wie so oft ist das Geschmackssache. Ungeeignet ist die Krümmung allerdings für alle, die viel Foto- oder Videobearbeitung betreiben. Verzerrungen lassen sich dadurch nicht mehr richtig erkennen, das Bild wirkt immer etwas verzogen, was es teilweise auch schwierig macht, waagerechte oder Senkrechte Linien als solche wahrzunehmen.
Das Panel wirkt auf den ersten Blick erstmal ernüchternd, was allerdings primär an den Voreinstellungen liegt. Die Farben, insbesondere Rottöne bzw. Farben die einen hohen Rotanteil haben wirken total übersättigt und auch etwas grell. Generell zeigt das Display in der werksseitigen Kalibrierung einen starken Rotstich. Weiße und vor allem graue Flächen machen das sehr schnell deutlich, um eine Farbkalibrierung kommt man also nicht herum.
Eine testweise angeschlossene GTX1060 zeigte einen weniger starken Rotstich, eine Kalibrierung über die Windows Bordmittel genügte um ihn fast vollständig zu entfernen. In Kombination mit einer Radeon RX580 war der Roststich anfangs weit stärker ausgeprägt, überlässt man allerdings dem aktuellen Radeon Treiber die automatische Farbsteuerung verschwindet der Rotstich vollständig.
Es gibt mehrere Bildmodi, darunter der genannte sRGB Modus, ein Cinema Modus, diverse Gaming-Presets für FPS, RPG und RTS. Diese Voreinstellungen sollen dafür sorgen, dass für die jeweilige Spielklasse die optimalen Bildeinstellungen gewählt sind. So werden Helligkeit und Kontrast im FPS Modus angehoben, um auch in dunklen Szenen die Sichtbarkeit zu erhöhen – nicht dass man den Camper in der dunklen Ecke übersieht ?
Diese Bildmodi lassen sich dann auch mit einem von drei Profilen verknüpfen. Für diese Profile gibt es an der Front des Monitors die Schnellwechseltasten, mit denen die drei Profile einfach auf Knopfdruck geladen werden. In den Profilen kann aber nicht nur ein vorgefertiger Bildmodus gespeichert werden, sondern auch manuelle Einstellungen zur Helligkeit, Kontrast, Black Equalizer und Freesync sind damit speicherbar.
Die Blickwinkel des Panels sind insgesamt gut, gerade horizontal neigt es allerdings zu leichtem Abdunkeln und auch der Rotstich zeigt sich hier bei Abweichungen vom Optimalwinkel. Das fällt aber auch nur auf, wenn man gezielt darauf achtet. Gerade beim Zocken konnte ich es nicht mehr sehen.
Die Ausleuchtung ist auf den ersten Blick angenehm gleichmäßig, misst man sie allerdings nach gibt es hier Schwankungen von fast 10%. Während die untere rechte Ecke mit 370cd/m² am hellsten ist, ist die obere linke Ecke mit nur noch 340cd/m² deutlich dunkler. Im Alltag merkt man das allerdings nicht, ohne separate Messung wäre es mir nicht aufgefallen.
144Hz, Ghosting, Tearing
Laut Beschreibung unterstützt der Samsung C32HG70 bis zu 144Hz. Nicht dabei steht, dass diese Refresh-Rate nur ohne AMD Freesync möglich ist. Aktiviert man Freesync sind maximal 120Hz möglich. Ob man hier nun einen Unterschied sieht oder nicht kann man vorzüglich drüber streiten, aber selbst bei 120Hz wirkt das Bild auch bei sehr schnellen Bildwechseln und richtig Action im Spiel extrem scharf. Screen Tearing tritt bei aktiviertem Freesync nicht mehr auf, auch Ghosting und Motion Blur wird sichtlich verringert. Deaktiviert man Freesync, ist beides trotz höherer Frequenz stärker ausgeprägt. Aber auch hier gilt: im extra darauf ausgelegten Test ist es zwar noch gut sichtbar, im Spiel oder beim Arbeiten konnte ich es nicht mehr wahrnehmen.
Samsung macht selbst leider keine Angaben zur Freesync Range, laut Radeon Software liegt die Range bei 90 bis 120Hz. Durch die in Freesync 2 zwingend integrierte Low Framerate Compensation (LFC) muss man mindestens 45 FPS im Spiel erreichen, um von Freesync profitieren zu können. Teilweise ist zwar zu lesen, dass Samsung eine Freesync 2 Range von 48 bis 144Hz unterstützt, zum Zeitpunkt meines Tests war dies aber schlicht (noch?) nicht möglich.
Die LFC funktioniert auch wunderbar, Titel wie Ghost Recon: Wildlands laufen selbst bei nur rund 50FPS in hohen Settings butterweich ohne erkennbares Tearing oder Stutter.
HDR
Auch HDR unterstützt der Samsung C32HG70, vor allem für Nutzer von aktuellen AMD Grafikkarten dürfte das interessant sein. Die Besonderheit ist hier, dass im Falle von Freesync 2 und HDR das Tonemapping direkt durch den Treiber vorgegeben wird, sodass der Inputlag deutlich reduziert wird. Allerdings muss das Spiel diese Umsetzung auch unterstützen. Startet man ein Spiel mit HDR-Support, schalten Grafikkarte und Display automatisch in den HDR-Betrieb. Im Desktop-Betrieb hingegen bleibt alles beim alten.
Derzeit ist der HDR-Support auf PCs allerdings noch eine winzige Nische. Streaming-Inhalte sind zwar bereits in HDR verfügbar, allerdings nur auf bestimmten Plattformen und nicht auf dem PC.
Ein abschließendes Urteil zum HDR-Betrieb zu treffen ist daher tatsächlich ziemlich schwierig, da es schlicht kaum Inhalte gibt. Das tiefe Schwarz und die leuchtenden Farben, gepaart mit einem extrem hohen Kontrast machen schon einiges her, volle Freesync 2 HDR Unterstützung bietet aktuell jedoch noch kein Spiel. Hier müssen die Entwickler erst noch nachziehen.
Dennoch: Spiele wirken auf dem Samsung C32HG70 extrem farbenfroh und machen zumindest optisch deutlich mehr her, als auf allen bisher von mir genutzten TN oder IPS Panels. Der erweiterte Farbraum kommt sichtlich zum Tragen, auch wenn das Spiel selbst noch keine native HDR-Unterstützung bietet.
Für Nutzer einer nVidia Karte vielleicht noch interessant: Hier aktiviert Windows 10 zwar automatisch den HDR-Modus, dadurch kommt es aber zu teils massiven Bildfehlern. Den HDR Modus sollte man daher kurzum deaktivieren.
Energiebedarf
Für viele ein wichtiger Punkt, daher hier auch kurz angeschnitten. Im Betrieb liegt der Verbrauch immer zwischen 60 und 65W, dreht man die Helligkeit voll auf liegt man bei 65W, bei geringerer Helligkeit meist um die 61W. Für die Größe und Auflösung absolut ok.
Im Standby liegt der Verbrauch bei nur 0,4W maximal. Dabei ist es egal, ob man ihn über das Menü ausschaltet, oder er von selbst in den Standby wechselt, wenn kein Signal mehr anliegt.
Fazit
Der Samsung C32HG70 macht kurz gesagt Spaß. Die Farben wirken lebendig, springen einen förmlich an. Auch die Schärfe, die ruckel- und tearingfreie Darstellung in Spielen gefällt auf Anhieb und man gewöhnt sich schnell daran. Positiv zu erwähnen ist auch die Ergonomie des Fußes, der alle gängigen und wichtigen Einstellmöglichkeiten bietet.
Allerdings hat er auch Schwachpunkte. Die Materialwahl des Standfußes ist einfach nur unangemessen bei einem Monitor dieser Preisklasse, es wirkt durchwegs billig und schlecht verarbeitet. Auch das Nachschwingen sobald er einmal in Bewegung ist kann stören.
Wofür weder Samsung noch der Monitor etwas kann sind die derzeit noch fehlenden HDR Inhalte am PC.