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TMNT Mutanten in Manhattan im Test

Die bekannten Ninja Turtles Raphael, Michelangelo, Donatello und Leonardo kämpfen und hüpfen in einem von Platinum Games entwickeltem Abenteuer durch mehrere Standorte von Manhattan. Ob die Bayonetta Macher in diesem Spiel auch die gewohnte Action-Orgie abliefern oder es bei einem mäßigen Versuch bleibt, verrät unser Test zu TMNT Mutanten in Manhattan.

Per Funk bekommt ihr von April neue Aufträge
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Spiel zur Lizenz = schlecht?

Nach Totalausfällen wie „Iron Man“ oder das etwas bessere „The Amazing Spider-Man 2“ steht es in der Branche schlecht, wenn man hört, dass dieses oder jene Studio eine Film-Lizenz erworben hat und daraus ein Videospiel machen möchte. Natürlich gibt es erfreuliche Ausnahmen wie die großartige „Batman Arkham“ Reihe von Rocksteady, die zuletzt dafür sorgte, dass per se keine Lizenz-Versoftung mies sei. Doch das trügerische Gefühl bleibt. Oft war die Vorfreude größer, als der gesamte Spielspaß. Nun hat es sich Publisher Activision mit Nickelodeon nicht nehmen lassen gemeinsame Sache für ein „Teenage Mutant Ninja Turtles“ Game zu machen. Prompt den Meister des stylischen Action-Feuerwerks Platinum Games ins Boot geholt, dem seit Bayonetta, Vanquish und einem Metal Gear Spin-Off in dieser Hinsicht keinem etwas vormacht und fertig ist ein Videospiel auf das wir seit Jahren gewartet haben.

Geniale Idee, bescheidene Umsetzung

Die Story ist jedoch Entwickler typisch schnell erzählt. Oberbösewicht Shredder hat eine teuflisch außerirdische Invasion vor und verbündet sich mit fast allen bekannten Schurken des Ninja Turtles Universum. Diesen gefällt das überhaupt nicht, zusammen mit Reporterin April und ihrem Vater/Kampfmeister Splinter wollen sie die nahende Katastrophe für ihre Stadt abwenden. So belanglos und uninspiriert wie die Rahmenhandlung setzt sich die gesamte Spielzeit fort. Geschweige, dass sich eine temporeiche und spannende Eigendynamik entwickelt. Die Figuren bleiben in ihren 2 minütigen Videos vor und nach einem Level extrem blass und der klassische TMNT Humor wirkt stellenweise wie eine Karikatur ihrer selbst. Im negativen Sinne. Nach einem ziemlich mageren optionalen Tutorial, findet ihr euch zu viert in der ersten Stage wieder. Es gilt vollkommen willkürlich auftauchende Gefahren in einem offenen Gebiet auszumerzen. Sei es 2-4 Bomben zu sichern, alle Gegner in der Nähe zu bekämpfen oder einfach alle Aufgaben zu erledigen bis sich oben in der Mitte die Leiste gefüllt hat und euch der Bossgegner dieses Gebiets erwartet. Sehr anspruchsloses und repetitives Gameplay ohne einen einzigen „Wow!“ Moment, der gerade bei einem „Platinum“ Spiel in Dauerschleife kommen müsste. Falls ihr mal nicht in offenen Gefilden wie unfertigen Wolkenkratzer-Baustellen oder über den Dächern der Stadt seid, dann sehr wahrscheinlich in der Kanalisation. Nicht enden wollende schlauchige Gänge mit sich wiederholenden Aufgaben, dass einem spätestens nach 15 Minuten der noch vorhandene Spielspaß vollkommen vergeht. Die Bosskämpfe wirken, bis auf Shredder, nicht ausgereift eher zweckmäßig. Draufhauen bis zur Zwischensequenz, heißt hier die Divise. Auch hätte es nicht nach absolut jedem Abschnitt einen Bossfight gebraucht. Der sehr schön anzusehende Comic-Stil des Spiels hat mich aus so manchem Tief geholt, in den ersten Spielschritten ist das „Yeah, ich spiele einen Comic“-Gefühl sehr aufbauend und lässt euch am Ball bleiben. Doch die teils längeren Ladezeiten sind hier besonders schade. Besonders bitter. In manchen Bosskämpfen sieht man den typischen Action-Bombast der Entwickler, doch wieso spielen sie ihn gerade bei dieser Lizenz nicht aus? Fragen über Fragen.

Team-Attacken machen Spaß und bringen Punkte
Team-Attacken machen Spaß und bringen Punkte

Steuerung hui, Rest pfui

Das sehr intuitive Kampfsystem ist schnell erlernt und lebt von abwechselndem Quadrat- und Dreieck-Mashing. Spezielle Team-Angriffe sind launig und bringen Kreativität in das Geschehen, ihr könnt nahtlos zwischen Leo, Don, Raph und Michel wechseln. Die Steuerung reagiert solide und unterbricht keine Aktion im Spiel. Die KI hat mich im ersten Moment überrascht, da sie gut auf Gegner und kleinere Jump´n´Run Sequenzen reagieren, aber teilweise in völlig verschiedene Richtungen laufen oder vergessen anzugreifen. Gerade bei diesem Punkt fällt die fehlerhafte Kameraführung auf. Es gibt nichts schlimmeres, als während eines Fights sich um eine unruhige Kamera kümmern zu müssen. Die Hintergrundmusik ist Dauerschleife aus 08/15 Stücken in Reinkultur, die weder dunkle noch helle Sequenzen richtig untermalt. Sie ist eben da. Wie das rudimentäre Upgradesystem, dass ihr mit verdienten Punkten und gefundenen Amuletten ausstatten könnt, weisen keine großartigen Neuerungen oder den Hauch einer Innovation auf. Durch das komplette Spiel zieht sich das Gefühl, dass Hier oder Da noch viel mehr drin gewesen wäre. Zu wenig Zeit? Zu wenig Ressourcen? Entwickler Platinum Games hat im Moment viele Projekte, bekam TMNT deswegen einen Tick zu wenig Hingabe und Leidenschaft? Die drei verbleibenden Schwierigkeitsstufen reizen auch nicht. Nach einer viel zu kurzen ernüchternden Solo-Kampagne wartet der „Multiplayer“ des Spiels auf. Dieser besteht lediglich darin mit fremden random zugewiesenen Spielern, die Storymissionen nochmals zu absolvieren. Neue Spielmodi, gar frische Ansätze – Fehlanzeige.

Die Kanalisation ist ein Traum für Levelschlauch-Fans.
Die Kanalisation ist ein Traum für Levelschlauch-Fans.
Am Ende bleibt ein Fast-Vollpreis Lizenzspiel, dass besser noch 3-8 Monate in der Entwicklung geblieben wäre. Das Potenzial einer solchen Kindheitsmarke wie TMNT ist in richtigen Händen goldwert und sehr ausbaufähig. Die Story plätschert sinnlos vor sich hin, das anspruchslose Gameplay ist ohne jeden Höhepunkt vertreten und die viel zu kurze Spielzeit tut ihr übriges. In der Gruppe und dem ein oder anderen Feierabendbier intus kann TMNT Mutanten in Manhattan klar empfohlen werden.
Entwickler: Platinum Games – Preis 49,99 Euro – Für PS4, Xbox One und PC. USK: ab 12

TMNT: Mutanten in Manhattan (PS4)

Spielspaß (Repetitiv, wenig Ideen, gute KI) - 30%
Gameplay (Gutes Kampfsystem, zu kurze Spielzeit, Kameraprobleme) - 55%
Grafik (Toller Comic-Look, Detailarme Level, wenig Effekte) - 80%
Technik (Ladezeiten, gute Synchro, KI-Aussetzer) - 70%

59%

Für Fans

Eine weitere Lizenzenttäuschung. Anspruchslos, ohne großen Umfang aber im flotten Comic-Stil mit trickreichem Kampfsystem.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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