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Tony Hawk’s Pro Skater 1+2 im großen Test – Kickflip der Herzen

Mit dem Board eine brauchbare Halfpipe suchen und Kindheitserinnerungen aufleben lassen: „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“ konzentriert sich nach einigen vergeigten Teilen wieder auf seine Wurzeln. Wir testeten das Remake zweier PS One-Klassiker und stießen auf viel Licht und etwas Schatten.

Nie wieder Skate-Controller!

Das waren noch Zeiten, oder? Den Schulranzen in die Ecke pfeffern, eine kühle Dose Limo schnappen und dann jeglichen Lagerhallen, Skateparks oder Straßenzüge zeigen, wer Tony Hawk ist. 1999 traf Entwickler Neversoft mit seiner Skate-Simulation den Nerv einer kompletten Generation von Spielern. Dank intuitivem Gameplay, das den größten Reiz entwickelte möglichst flott den ultimativen Highscore in gerade mal zwei kurzen Minuten zu übertreffen. Keine Sorge, auch im Remake änderte sich nichts am Spielkonzept. Ähnlich wie EA, Konami oder auch Capcom setzte man aufgrund des unerwartet riesigen Erfolges auf hohe Taktung weiterer Titel. So wurden beinahe jährlich neue Skatspiele mit dem titelprägenden Namen eines kalifornischen Skaterboarders veröffentlicht. Die Liste reicht von „Pro Skater 4“ über „American Wasteland“ bis zum eher unbekannten da blutleer inszenierten „Project 8“. Den Vogel schoss man jedoch Anfang 2010 ab – als simples Controller-Drilling nicht mehr ausreichte und ein echtes Skate-Deck als erzwungene Peripherie herhielt. Furchtbar. Schlimmer war nur die stilistische Rückkehr mit „Pro Skater 5“ – welche technisch, spielerisch und auch namentlich eine echte Frechheit war.

Zeitloser Soundtrack für die Ohren

Zur Generalüberholung gab man das Zepter an die Jungs und Mädels von Vicarious Visions weiter, die bereits mit der „Crash Bandicoot N.Sane Trilogy“ respektable Arbeit leisteten. „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“ leben von ihrem schlichten Spielkonzept: Innerhalb von zwei Minuten möglichst alle Herausforderungen, die nicht gerade wenig sind, absolvieren und möglichst lässig zum herausragenden Soundtrack sein Board kreisen lassen. Im Intro werden die über 15 spielbaren Skaterboard-Stars samt cool geschnittenen Clips präsentiert. Es gibt ein Wiedersehen mit Bob Burnquist, Careem Campbell, Elissa Steamer. Alleine im Tutorial zeigt sich wie viel Leidenschaft ins Projekt geflossen sein muss. Die Steuerung reagiert bestens, sodass schnell komplizierte Kombi möglich scheinen. Wäre da nicht der hohe Anspruch sowie zahlreichen vorprogrammierten Stürzen, die unweigerlich passieren weil der Landungswinkel zu lasch gedacht war. Kickflips, 180 Downs, Indy 900 im Wechsel mit herrlich kratzigen Grinds auf Metallstangen gehen mit Durchhaltevermögen locker von der Hand. Einerseits durch den andauernden Spielspaß, andererseits dank des zeitlosen Soundtracks, der mit neuen Stücken sogar noch erweitert wurde. Zumal ihr jetzt auch eigenen Playlists anfertigen dürft.

Knappes Zeitlimit im Skatepark

Von Enthusiasten damals wie heute verehrt, ging das Studio merklich feinfühlig mit den Stages um, zwar wurden sie hübsch modernisiert aber nicht ihrem Geist beraubt. Wie gehabt rollt ihr durch insgesamt 17 großflächige und abwechslungsreiche Skate-Parcours wie einen Stadtpark, eine Schule oder die Straßen von New York und hakt auf Checklisten bestimmte Herausforderungen ab. Mal müsst ihr Buchstaben finden, die das Wort „SKATE“ ergeben, ein VHS-Tape, Kisten zerstören oder von geheimen Schanzen abspringen. Alles spaßig, nur das Zeitlimit von 2 Minuten wirkt heutzutage veraltet und wäre besser ausgetauscht. Für Genießer gibt es den „Free-to-Skate“-Modus, der erlaubt alle Level ohne Zeitdruck zu erkunden. Egal, welchen Skater ihr spielt – das Aussehen liegt bei Euch. Erworbenen Skillpunkte sind für Shirts, Shorts und bessere Decks einsetzbar. Viele davon offiziell lizensiert. Um die volle Nostalgie zu schaffen empfehlen wir zu Zweit den Offline Splitscreen-Mode anzuwerfen.

Unreal Engine 4 als Grafikmotor

Ebenfalls bei Remakes nicht zu verachten ist die technische Seite. Im Hintergrund taktet die Unreal Engine 4 als Grafikmotor, dadurch ergeben sich gute hochaufgelöste Texturen und natürlich eine deutlich bessere Optik samt nebelfreier Weitsicht. Nervige Ruckelorgien gehören zum Glück der Vergangenheit an, heute rauscht ihr mit Tony und Tempo sanft durch die Areale. Wasser- und Lichteffekte stechen ebenso positiv heraus. Nur teils spät nachladende Texturen und Clippingfehler in besonders ungünstigen Momenten wirken unsauber. Für alle angehenden Hausmeister wurde zusätzlich ein recht umfangreicher aber simpel zu bedienender Skatepark-Editor implementiert. Einziger Vermutstropfen: Selbst entworfenen Parks ließen sich zum Testzeitpunkt noch nicht hochladen.

Unser Fazit zu „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“

So liebevoll müssten alle Remakes sein! Mit angenehmer Zurückhaltung schneiderte Vicarious Visions ein unterhaltsames Skate-Spiel, das nach vielen Jahren den titelgebenden Namen „Tony Hawk“ endlich wieder verdient. Es mag zwar für Neulinge extrem anspruchsvoll sein, dennoch belohnt euch die steile Lernkurve. Beide Teile verfügen über einen hohen Wiederspielwert, sodass die knappe Spielzeit von rund 6 Stunden nicht allzu schwer wiegt. Vergesst nicht den herrlichen Soundtrack! Obwohl das originäre „Pro Skater“ erhielt einen N64-Port, deshalb gehen wir noch von einer Nintendo Switch-Fassung in kommenden Monaten aus.
Entwickler: Vicarious Visions | Preis: 59,99 Euro | Für PlayStation 4, Xbox One und PC | USK: ab 0

Tony Hawk's Pro Skater 1+2 (PlayStation 4)

Spielspaß - 84%
Gameplay - 89%
Grafik - 82%
Technik - 81%

84%

Empfehlung!

Back to the good roots: Mit viel Liebe gestaltetes Tony Hawk-Remake samt andauernden Spielspaß und zeitlos guten Score.

Mehr Informationen zu unserem Wertungssystem findest Du hier.

Benny Illgner

Nachname hielt schon Fußbälle auf. Ich bisher nur virtuell. Sitzt seit 2005 in Digitalien fest und wartet auf den Pannendienst. Steht in fester Beziehung mit Twitter und Instagram. Schreibt Gags fürs Netz und Fernsehen. Nimmt gedeckte Schecks und Pizza gerne auf Twitter unter @IamIllgner an.

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