„Gollum“ im großen TEST – Ach, du meine Güte! Warum nur? Warnung.
Lasst den Controller liegen
Obwohl der Titel ein Lizenzfeuerwerk verspricht, köchelt Entwicklerstudio Daedalic auf kleinstmöglicher Sparflamme was die lieblos zusammengewürfelten Schlauchlevel mit ihrer heillos verfahrenen Storyline unterstreicht, dass es unserem Autoren mehr die Sprache samt Konsole zerfetzt hat. Unsere Review zur wohl heftigsten Software-Gurke des Jahres.
Irgendwann war es zu viel. Ich hatte genug. Genug die ewig gleichen braun-grauen felsigen Gänge entlang zu laufen. Genug die fummelig haarig zu spielen Kletterpassagen durchzuhetzen. Genug eine gänzlich wirr erzählte Geschichte selbst mit hoher Toleranz aufgrund der titelgebenden Figur durchschauen zu wollen. Genug von allem. Aus Ehrlichkeit sage ich gleich am Anfang dieses Tests, dass ich „Gollum“ nicht fertig spielte und auch in Zukunft nicht vorhabe den Abspanns zu sehen. Dieses Machwerk ist eine Schande für seit Jahren herausragende Lizenzspiele wie „Marvel Spider-Man“, „Guardians of the Galaxy“ oder auch im Rennspiel-Sektor „Hot Wheels Unleashed“ was vielleicht im Umfang nicht viel bietet, aber liebevoller entwickelt wurde. Während meiner Testung fragte ich mich, gar wahnhaft, warum Daedellic ausgerechnet solch ein Machwerk auf die Spielerschaft losließ. Aus den Hamburger Hallen entsprangen Perlen wie „Deponia“ oder das futuristische Point & Click-Adventure „State of Mind“ von vor fünf Jahren. Übernahm man sich mit der großen Tolkien-Marke etwa? War die Entwicklungszeit zu gering bemessen? Fehlte womöglich die zielsetzende Vision?
Alles Fragen auf die ich keine Antwort fand, aber eines nach drei Stunden wusste: Dieses Spiel macht absolut keinen Spaß. Nicht mal Interesse an der Geschichte wird geweckt. Erschwerend kommt dazu dass sich diese über mehrere Jahre erstreckt und dermaßen planlos präsentiert wird ohne jemals einen Flow zu entfesseln. Im Kern erzählt der gefangene Gollum dem Zauberer Gandalf sein persönliches Martyrium welches aus Orks, Bilbo Beutlin und der verzweifelten Suche nach seinem Schatz – dem Ring der Macht handelt. Außer der gelungenen deutschsprachigen Lokalisierung sowie den hübschen Artworks zumindest am Anfang startet das Hauptspiel recht trist. Gollum fällt eine Felswand hinab und findet sich in einer Pfütze wieder. Dann streunert der krabbelnde, dünnhaarige quasi als Tutorial durch ein Schlauchlevel. Sofort wird klar – die Atmosphäre kann an an ganz wenigen Stellen über das überschaubare Gameplay hinwegtäuschen. Größtenteils rennt Gollum durch untexturierte Gänge, klettert dabei grau-in-graue Felswände hoch und pestet gegen seine Umwelt. Hier ließ Deadellic etwas Kreativität walten: In Form von Argumenten, die Smeargul im Selbstgespräch mit Gollum, austauscht um die Oberhand zu gewinnen. Verändert jetzt nicht maßgeblich die Handlung aber ist ein gewitztes Feature. Zum lahmen Gameplay gesellt sich storybasierte Langeweile, welche sich durch nur wenig Abwechslung manifestiert. Gollum schleicht die meiste Zeit um seine Gegner herum, lenkt sie mit Steinen ab und dabei bleibt es. Das Potenzial aus Hide-and-Seek Momente á la „Alien Isolation“ wird nicht im Ansatz genutzt.
- Lee, Christopher, Wood, Elijah, Mortensen, Viggo (Schauspieler)
- Jackson, Peter (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Einzig die technischen Fehler sorgen für spontane Thrill-Momente. Nämlich sobald die PlayStation 5 in einer Stunde ungefähr 15 Mal einfriert, abstürzt oder sogar das komplette System zum Einsturz bringt, sodass wir diesmal tatsächlich gezwungen waren auf Hotfixes zu warten, um einen halbwegs ordentlichen Test bzw. Einschätzung abzugeben. Das Leveldesign gleicht sich mit der technischen Präsentation und pendelt sich tragischerweise auf mittelprächtiges PS3-Niveau ein. Warum „Gollum“ nur 30fps zulässt und selbst die kaum eingehalten werden, bleibt ein Rätsel. Zusätzlich laden Texturen kaum nach oder ganze Objekte werden durch herumlaufende NPC’s magisch weggeschoben.
Unser Fazit zu „Gollum“
Wie die Kollegen der Gamepro schon festhielten – haben „Herr der Ringe“-Fans dieses Spiel nicht verdient und ich glaube selbst der schmerzfreiste Zocker wird hier nach ein paar Stunden fluchend das Weite suchen. „Gollum“ wird ein Maßstab für andere Studios werden, ob Sie einer riesigen Marke mit treuer Fanbase und dem benötigen Know-How gewachsen sind oder trotz guten Ansätzen am Ende komplett verhauen. Tragisch in jeglicher Hinsicht und lasst lieber die Finger weg.
Entwickler: Daedalic Entertainment | Genre: Action-Adventure | Preis: 59,99 Euro | Für PlayStation 4|5, Xbox One|Series, Nintendo Switch und PC | USK: ab 12
Herr der Ringe: Gollum (PlayStation 5)
Spielspaß - 31%
Gameplay - 26%
Grafik - 27%
Technik - 20%
26%
Unterirdisch!
Seelenloses Action-Adventure mit bekannter Lizenz ohne den Hauch von Originalität und grenzwertige Technik-Probleme.
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